Mahnwache gibt Hoffnung
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Am Samstagmorgen versammelten sich wieder zahlreiche Menschen auf dem Europaplatz, um ihre Solidarität mit den Menschen in der Ukraine zu zeigen. Waren es letzte Woche noch knapp 80 Menschen, kamen diesmal rund 150 Menschen in die Innenstadt.
Am Anfang habe er sich gefragt, ob es was bringt, auf die Straße zu gehen, so Bürgermeister Dr. Marius Hahn in seinem Grußwort. Aber es gehen täglich immer mehr Menschen auf die Straße, um ihre Solidarität zu zeigen. „Davon geht für mich Hoffnung aus“, so Hahn. Wie letzte Woche haben die Organisatoren des Limburger Ostermarsches zur Mahnwache eingeladen. Ein breites Bündnis ist dem Aufruf gefolgt. Neben den Bürgern waren auf dem Europaplatz Bündnis Courage, Wir sind Mehr, SPD, Linke und Grüne, Gewerkschaften sowie der Helferkreis Villmar versammelt, um ihre Solidarität zu zeigen.
Nie wieder Krieg
Letzte Woche Samstag hätten sie sich noch erfreut darüber gezeigt, dass Deutschland nein zu Waffenlieferungen sagt. Am Sonntag dann die Kehrtwende und die Organisatoren des Limburger Ostermarsches, Marita Salm und Manfred Backhaus, wüssten nicht, ob sie dies nun gut finden sollen oder nicht. Aber sie plädieren dafür, denn Blick nicht aufs Militärische zu verengen.
Wie sieht die junge Generation das Thema? Bewegende Worte fand Lennon Buderus, Schülersprecher der Freiherr-vom-Stein-Schule, Dauborn, eine Schule ohne Rassismus und mit Courage. Für ihn sei Krieg in Europa immer unvorstellbar gewesen und nun ist er da. „Ich denke an die Menschen, Kinder und Tiere“; so Wagner, „die Angst vor dem Krieg ist hoch. Bitte lieber Gott, nehme uns die Angst. Stop War!“
Mitgefühl und Solidarität
Sebastian Schaub von den Grünen ist schon lange in der Friedensbewegung aktiv. Er erinnere sich an die 80er Jahre, wo man im kalten Krieg ständig mit der atomaren Bedrohung gelebt habe und es irgendwie zur Normalität dazugehörte. Vor 30 Jahren fand dies auf einmal ein Ende, die Nationen seien aus der Rüstungsspirale ausgestiegen und dies sorgte für Wohlstand. Damals habe Russland der Ukraine Integrität zugesagt, doch heute gilt dies auf einmal nicht mehr. „Ich habe immer für Frieden demonstriert und mich für weniger Waffen eingesetzt. Aber es müssen alle weiterhin dazu bereit sein“, so Schaub. Die aktuelle Situation mache nur unsicher, ratlos. „Mehr Waffen bedeuten nicht mehr Frieden“, so Schaub weiter, „aber ohne Waffen haben wir den Menschen mit Waffen nichts entgegenzusetzen.“ Dies sei ein moralischer Zwiespalt. Er habe großes Mitgefühl für die Menschen in der Ukraine, aber auch für die Menschen in Russland, die schlecht informiert sind oder unter Lebensgefahr auf die Straße gehen. Daher appellierte er an alle Anwesenden, sorgfältig mit Informationen umzugehen.
SPD unterstützt Mahnwache
Die SPD Limburg unterstützt die Mahnwachen für den Frieden. Eine entsprechende Unterstützungsbekundung hat der
Vorstand der SPD Limburg am vergangenen Donnerstag beschlossen und war am Samstag zahlreich vertreten. Der Angriffskrieg, den Wladimir Putin gegen die Ukraine begonnen hat, ist eine Katastrophe für Europa und bringt unermessliches Leid über die ukrainische Bevölkerung. Für die SPD Limburg ist es daher von größter Wichtigkeit auch aus Limburg ein Signal zu senden, auf welcher Seite wir stehen und mit wem wir uns solidarisieren. Nämlich mit der demokratisch gewählten Regierung der Ukraine und den Menschen, die sich aktuell zu hunderttausenden auf den Weg machen, um dem Krieg zu entkommen.
Bürgermeister Marius Hahn zeigte sich beeindruckt von der Welle der Hilfsbereitschaft. Er verweist auf die Seite des Landkreises, wo es gebündelt Informationen gibt. Die Hilfsorganisationen in der Ukraine sowie an der Grenze zur Ukraine seien derzeit überlastet, weshalb er darum bat, von Sachspenden abzusehen. Derzeit helfen eher Geldspenden. Der Landkreis habe sich mit allen Bürgermeistern und Bürgermeisterinnen des Landkreises beraten und es werden aktuell Strukturen aufgebaut, um den Geflüchteten eine gute Heimat zu bieten.
Osten schlecht, Westen gut
In seiner Schulzeit habe es ein klares Weltbild gegeben-der Osten ist schlecht, der Westen gut. Alles was aus Sowjetunion kommt, sei schlecht. Er gehörte dann zur ersten Generation Bundeswehrsoldaten, welche mit den NVA-Soldaten der ehemaligen DDR zusammen Dienst gemacht haben. Dies habe ihm Hoffnung und Optimismus für die Zukunft gegeben. Er habe gedacht, dass seine Kinder nicht mit einer atomaren Bedrohung groß werden müssen. „Das wird jetzt alles mit den Füssen getreten“, so Hahn, „ich blicke mit Ohnmacht auf die Geschehnisse. Das macht mich betroffen und traurig.“
Doch er sieht ein positives Zeichen, dass immer mehr Menschen auf die Straße gehen. Davon geht für ihn Hoffnung aus. Er hoffe, dass Putin erkenne, dass er sich auf einem schlimmen Weg befindet. Marius Hahn endete mit den Worten aus dem Song „Russian“ von Sting: „I`ll hope the russians love their Children, too“
In der Nassauischen Neuen Presse kommen heute Betroffene zu Wort: „In Gedanken stets in der Heimat“.