Marion Schardt-Sauer hakt bei der Lichfieldbrücke nach

Anfang Juli wurde bekannt, dass sich der Bau der Lichfieldbrücke ein weiteres Mal verschiebt. Zuerst für 2022 geplant, gab es bereits eine Verschiebung auf 2024/25 und jetzt nochmals auf 2026. Diese Information erhielt die Stadt aus Wiesbaden. 

Begründet wurde diese Verschiebung mit neuen Erkenntnissen zum Baugrund sowie das Hinzuziehen weiterer Fachbeiträge wie Ausführungen zur Ersatz-Trinkwasserversorgung, zu Rettungskonzepten und zur Erfüllung der Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinien. Dies teilte die Stadt Limburg am 7. Juli mit. Aufgrund dieser erneuten Verschiebung, denn es ist nicht die erste dieser Art, fragte die heimische Landtagsabgeordnete Marion Schardt-Sauer (FDP) nach und stellte eine kleine Anfrage an den Hessischen Landtag. Vertreter des Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen haben diese jetzt beantwortet.

Kein Einhalten des Baubeginns

Demnach sieht die Landesregierung keine Möglichkeit mehr, den bereits auf 2025 verschobenen Baubeginn des ersten Teilbauwerks einzuhalten. Sie gibt nun Mitte 2026 als neuen Baubeginn bekannt. Als Grund werden Verzögerungen in der Absprache durch die Corona-Pandemie und weiterhin die Problematik der Ersatztrinkwasserbeschaffung genannt, für die nach wie vor kein abschließendes Konzept vorliegt. Den Abschluss des Bauprojekts sehen die Vertreter für den ersten Teilabschnitt bis Ende 2028 und für den zweiten Teilabschnitt bis frühestens Ende 2030 gegeben.

Hessen Mobil plante ursprünglich im Jahr 2020 eine öffentliche Bürgerversammlung, damit Anwohner und Betroffene sich über die Baumaßnahmen informieren und Fragen stellen können. Aufgrund der pandemischen Lage wurde die Versammlung jedoch abgesagt. Auf Nachfrage von Marion Schardt-Sauer bestätigt die Landesregierung, dass weiterhin wegen des Infektionsrisikos keine öffentliche Befragung geplant ist. Zu einer möglichen digitalen Veranstaltung oder einer Präsenzveranstaltung mit entsprechenden Schutzkonzept, machen die Vertreter des Landes keine Angabe. „Der Neubau ist für viele Pendler, Unternehmen und Anwohner einen erheblichen Eingriff in ihren Alltag. Die Landesregierung streut unnötig Planungsunsicherheit für die Region. Die Betroffenen haben ein Recht sich zu informieren“, so Schardt-Sauer. Es sei ihr völlig unverständlich, warum das Verkehrsministerium eine breite Bürgerbeteiligung bei diesem wichtigem Verkehrsvorhaben regelrecht scheue.

Neuralgischer Punkt Lichfieldbrücke

Die Lichfieldbrücke ist ein wichtiger Zu- und Abfahrtsbereich für Limburg. Vierspurig kommen Bewohner, Pendler und Touristen in die Stadt hinein und wieder heraus. Die letzte Woche hieß es, auf der Schiede und der Frankfurter Straße erwägt das Land Hessen ab nächstem Jahr ein Dieselfahrverbot. Dies dürfte auch Einfluss auf die Lichfieldbrücke haben. Und die Stadt plane Großveranstaltungen. Sie prüft derzeit, ob ein Hessentag möglich wäre. Alle diese Fakten sind in die Anfrage mit eingeflossen mit der Hoffnung, dass es zwischenzeitlich neue Erkenntnisse gibt und die Landesregierung diese mit in die Planungen einfließen lässt.

In der Antwort geht hervor, dass sich die Planungen für den Ersatzneubau derzeit in der Phase der technischen Entwurfsplanung befinden. Zahlreiche Belange müssen noch eingearbeitet werden wie die Ersatzwasserversorgung und die Einhaltung der Wasserrahmenrichtlinie. Pandemiebedingt kam es zu Verzögerungen, die dann eine Verschiebung notwendig machen. Pro Teilbrückenabschnitt rechnet Hessen Mobil mit einer Bauzeit von zwei Jahren. Der aktuelle Zeitplan der Gesamtbaumaßnahme sieht bis Ende des Jahres 2022 den Abschluss der technischen Planung, des sogenannten Vorentwurfes, sowie die Einleitung des Planfeststellungsverfahrens Mitte des Jahres 2023 vor. Daraus resultierend wird mit dem Baubeginn des ersten Teilbauwerkes Mitte des Jahres 2026 gerechnet. Die Fertigstellung wäre Ende des Jahres 2028. Nach aktuellem Stand ist die endgültige Fertigstellung bis Ende des Jahres 2030 geplant.

Keine Alternativen zu den Neubauplänen

Des Weiteren fragte die Limburger Politikerin nach möglichen Alternativen zu den bisherigen Lösungsansätzen des Neubaus der Lichfieldbrücke. Dabei interessierte sie sich insbesondere für das erheblich veränderte Verkehrsaufkommen durch die Entwicklungen des letzten Jahres aufgrund der verstärkten Nutzung von Online-Handel und Homeoffice. Hierzu konnte die Landesregierung zwar ein vermindertes Verkehrsaufkommen in ganz Westhessen feststellen, räumte aber ein, die Lichfieldbrücke oder das Limburger Stadtgebiet nicht weiterführend analysiert zu haben.

Die Vertreter des Ministeriums gehen demnach unabhängig der Erfahrungen seit Beginn der Pandemie von einer gleichbleibenden langfristigen Entwicklung des Verkehrs aus. Sie sehen keinen Anlass, die Neubaupläne anzupassen. Diese Haltung lasse jegliche Kreativität und Offenheit vermissen, kritisiert Schardt-Sauer. Warum präsentiere man schlicht keine Varianten für den Neubau. Warum gehe man nicht wie bei den Planungen in Wetzlar an der B 49 neue Wege – auch mittels digitaler Technik. Abriss und Neubau an gleicher Stelle bedeute für Limburg den Verkehrskollaps mit Ansage, kritisiert die FDP-Politikerin die Pläne in Wiesbaden.

Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

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