Mehr Nachhaltigkeit in Limburg?

Müll von Kaffee-to-go-Bechern ist schon länger ein Problem. Fast drei Milliarden Kaffeebecher landen jährlich im Müll. Mit dem to-go-Geschäft in der Corona-Pandemie nahm der Müll nochmal zu. Einige Unternehmen möchten nun gerne etwas dagegen unternehmen. 

Jede Stunde gehen fast 320.000 Kaffeebecher to-go in Deutschland über den Tresen und landen nach dem Austrinken im Müll. Jetzt in der Pandemie und dem to-go-Geschäft der Gastronomie nahmen Verpackungen jeglicher Art zu. Überall in Limburg, vor allem auf der Plötze und auch entlang der Lahn sind die Reste zu finden. Am Wochenende laufen die Mülleimer teilweise über. Einige engagierte Menschen haben sich jetzt zusammengetan, um daran etwas zu ändern.

Keine neue Idee

Schon länger schwellt die Idee, denn das Thema Nachhaltigkeit kam nicht erst mit der Pandemie auf. Aber es wurde jetzt nochmal verstärkt. 2019 wollten die Hadamarer und Limburger Grünen im Rahmen des Europawahlkampfs die Bäckereien im Landkreis dazu gewinnen, von den Kaffeebechern auf ein Mehrwegsystem umzusteigen. Die Resonanz war sehr gering und am Ende auch nicht erfolgreich.

Parallel zur Politik gibt es auch Unternehmer, welche sich Gedanken rüber mehr Nachhaltigkeit im Bereich Kaffee-to-go machen. Bereits 2017 hatte sich Nassim Schäfer, Inhaberin von Fare Tredici, der Limburger Kaffeerösterei, mit Recup in Verbindung gesetzt und sich dafür engagiert, dass Limburg einen Städtebecher erhält. Einen Städtebecher gibt es inzwischen nicht mehr, aber Schäfer hat großes Interesse an einer Einheitlichkeit wie einem Deckel mit Stadtlogo. Doch dafür müssen alle an einem Strang ziehen. Dies gestaltet sich schwierig. Vier Cafés aus der Altstadt wirken derzeit an dem System mit oder haben ihre Mitwirkung signalisiert.

Lizenzen als Hürde für die Gastronomen

Je mehr sich an diesem System beteiligen, um so effektiver ist es, denn mit einem Becher können dann die verschiedenen Betriebe besucht werden. Recup ist ein deutschlandweites Pfandsystem und ist deutschlandweit bereits in über 6.000 Ausgabestellen zu erhalten. Der Nutzer muss nur einen Deckel für 1,50 Euro kaufen, der in seinem ständigen Besitz bleibt. Den Becher bekommt er in einer Ausgabestelle gefüllt und nimmt ihn für einen Euro Pfand mit. Somit kann das Getränk überall in der Stadt genossen werden. In der nächsten Ausgabestelle wird der Becher wieder abgeben und es gibt den Pfand zurück. Das Unternehmen wirbt damit, dass ein Recup bis zu 1.000 Einwegbecher ersetzt. In den Spülmaschinen der Gastrobetriebe wird er wie Geschirr in der Spülmaschine gereinigt. Der Becher ist zu 100 Prozent recycelbar und schadstofffrei. Neben dem Becher in verschiedenen Größen gibt es auch Bowls, wo Nassim Schäfer durchaus Potential für die Eisläden sieht.

Recup Merhwegsystem

So schön sich dies erstmal anhört, muss dennoch bei den Gastronomen Überzeugungsarbeit geleistet werden, denn sie müssen zum einen die Becher anschaffen und eine monatliche Lizenz von 30 Euro zahlen. Wobei der Pfand die Kosten abdecken würde. Aber gerade jetzt in der Pandemie sind die 30 Euro eine große Hürde für manchen Gastronomen, weshalb Nassim Schäfer gerne die Stadt mit ins Boot holen würde. “Es müsste im Sinne der Stadt sein eine nachhaltige Lösung und Minimierung des Müllberges zu erreichen“, so Schäfer. Ein guter Einstieg wäre jetzt möglich, denn Recup biete einen dreimonatige kostenlose Testphase an, welche man schonmal nutzen könne, so Schäfer. Unterstützung erhält sie vom Getränkelieferanten Herzberg, der zwar selbst kein Kaffee-to-go-Angebot betreibt, aber seine Fahrer mit den Bechern ausgestattet hat. Christoph Herzberg wirbt dafür, weil es ein riesen Benefit für die Region wäre.

Stadt begrüßt Initiativen

Schon einmal trat sie mit der Idee an die Start heran und ein solches Mehrweg-System würde auch zu Limburg als Fairtrade-Stadt passen. Doch damals scheiterte es. Dies bestätigt auch Pressesprecher Johannes Laubach. Die Stadtpolitik habe sich in der Vergangenheit durchaus schon mit dem Thema beschäftigt, ob und in welcher Form ein Kaffeemehrwegbechersystem eingeführt werden kann. „Die Bereitschaft auf Seiten der Anbieter war jedoch so gering, dass an eine Umsetzung nicht zu denken war“, so Laubach.

Damit eine Einführung des Systems in Limburg möglich ist, benötigt Schäfer mindestens 12 Ausgabestellen. Ihre und Herzbergs Idee ist es, die Becher mit Limburg-Weilburg zu bedrucken, damit eine Ausweitung auf die Region möglich ist. Wenn es nach den Kunden geht, erhalten die Recup-Becher einen hohen Zuspruch. „Die Limburger sind sehr bewusst und haben sich bis jetzt extrem positiv geäußert“, so Schäfer, „vor allem unser weibliches Publikum hat regelrecht darauf gewartet.“

Auf Nachfrage bei der Stadt, ob sie ein solches System unterstützen würden, teilte der Pressesprecher mit, dass die Stadt grundsätzlich alle Initiativen begrüßt, die das Müllaufkommen in der Stadt reduzieren und gerade im Bereich der to-go-Bewirtschaftung zu einem Mehrwegsystem führen. Sollte es dabei zu konkreten Plänen einer Umsetzung in Limburg kommen, wird die Stadt dies sicherlich unterstützen. Wie diese Unterstützung konkret aussehen könnte, bedarf noch einer genaueren Prüfung, da der Stadt bisher keine genauen Pläne vorliegen. Dazu soll es in den nächsten Tagen wohl ein Gespräch geben, bei dem das Mehrwegsystem und die damit verbundenen Rahmenbedingungen vorgestellt werden.

Nachhaltigkeit der Becher

Als damals die Grünen an die Bäckereien herangetreten sind, zeigte sich die Bäckerei Huth sehr aufgeschlossen. Neben der bewussten Verwendung natürlicher Rohstoffe spielt auch die Müllvermeidung in dem Unternehmen immer wieder eine Rolle. Bei einem Besuch 2019 drehte sich das Thema auch um die Kaffee-to-go-Becher. Damals kritisierte Dominic Huth, dass die Anschaffung von Mehrwegbechern sehr teuer sei und zudem Wasser wie auch Strom zur Reinigung verbraucht werden. Das Unternehmen entschied sich damals für einen Pappbecher. Ob sich seine Meinung inzwischen geändert hat, wollte er auf Nachfrage nicht beantworten. Dies sei Thema in der nächsten „Zeit für Brot“- Ausgabe.

Das Unternehmen Recup zeigt auf seiner Seite, dass durch die Produktion der Becher etliche Ressourcen eingespart werden. Durch Mehrwegbecher lassen sich im Jahr tonnenweise CO2 vermeiden. Es müssen keine Bäume gefällt werden zur Herstellung der Becher. Recup geht davon aus, im Jahr 40.000 Tonnen Abfall durch sein System zu vermeiden. Zudem würden bei der Produktion Wasser und Strom eingespart werden.
Nassim Schäfer ist bewusst, dass ein Pfandbecher 200 bis 400 mal laufen muss, damit er sich rentiert. Aber dennoch sieht sie darin den richtigen Weg, um gegen Müll in der Zukunft vorzugehen. Zudem würden einige Becher auch beim Kunden zu Hause landen, da die durch ihr Design bereits Kultstatus hätten.


 

Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

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