Mehr Wertschätzung für den Beruf des Landschaftsgärtners

Jedes Jahr geht der CDU-Landtagsabgeordnete Joachim Veyhelmann auf Sommertour, um sich ehrenamtliches Engagement anzusehen oder mit Firmen ins Gespräch zu kommen. In diesem Jahr liegt ein Augenmerk auf dem Thema Ausbildung.

Der Beruf des Landschaftsgärtners ist vielfältig und abwechslungsreich. Und dennoch gibt es Probleme, Auszubildende zu finden. Gibt es dann welche, ist es für sie häufig eine Notlösung, bevor sie gar keine Ausbildung haben. Es müsste viel früher in den Schulen begonnen werden, die jungen Menschen an das Berufsleben heranzuführen, so die Meinung von Andreas Ohlde.

Zu viele Aufträge, zu wenig Mitarbeiter

Seit 25 Jahren ist Andreas Ohlde im Landschaftsbau tätig. Fünf Jahre erfüllte er Aufträge im Nebenerwerb. Da die Aufträge immer mehr wurden, ging er 1999 in den Vollerwerb. Und bis heute spürt er kein Nachlassen in den Aufträgen. Durch Corona gab es nochmal einen Boom, vor allem im Poolbau. Aber auch in anderen Bereichen nahmen die Aufträge zu. Dabei hat sich Ohlde besonders auf ältere Gärten spezialisiert, die einen neuen Anstrich erhalten. So lautet der Leitspruch seiner Firma auch „neue Ideen für alte Gärten“. Doch so sehr er sich über die Aufträge freut, so kann er nicht alle annehmen. „Wir sind zu wenig Leute, für zu viele Aufträge“, so Ohlde und sein Sohn im Gespräch mit Joachim Veyhelmann. Zum einen habe der Beruf des Landschaftsgärtners einen geringen Stellenwert. Zum anderen machen sich gute Leute irgendwann mit einem eigenen Unternehmen selbständig.

Dabei ist es ein sehr vielfältiger Beruf und dafür warben die beiden. Vom Pflasterer zum Schreiner, vom Techniker zum Installateur, vom Tiefbau über den Erdbau bis zur Hangsicherung, vom botanischen Wissen bis zur Dach- und Fassadenbegrünung hält der Landschaftsgärtner ein breites Spektrum an Aufgaben bereit. Allein in der Ausbildung muss jeder Azubi 800 Pflanzen lernen und bestimmen können. „Eigentlich müsste man vor die Ausbildung des Landschaftsgärtners ein Jahr in der Baumschule vorschalten“, so Ohlde. Nach der Ausbildung hat der Landschaftsgärtner einen Abschluss als Geselle. Doch damit nicht genug. Ein Meister, Fachagrarwirt oder Techniker kann angeschlossen werden. Oder es geht weiter an die Hochschule. Eine Auszubildende, welche jetzt fertig geworden ist, studiert nun weitergehend Landschaftsarchitektur. Daher finden es Andreas Ohlde und sein Sohn sehr schade, dass es so wenig Interessenten gibt. Dabei möchten sie gerne ausbilden. Derzeit haben sie zwei Azubis neben den elf Mitarbeitern.

Nachlassende Qualität

Wenn sich dann Azubis melden, dann lässt die Qualität bei ihnen nach. Vor allem fehlende Mathekenntnisse fallen immer wieder auf. Steffen Ohlde, der vor einigen Jahren seine Ausbildung fertig gemacht hatte, sieht ein Problem in den Schulen. Statt die Schülerschaft zu fordern, werde heute viel weniger geprüft als bei ihm damals. Vor acht bis neun Jahren lag die Durchfallquote bei 50 Prozent. Inzwischen fallen viel weniger durch die Prüfungen durch.

Joachim Veyhlemann zeigte auf, dass bereits in der Schule eine Berufsorientierung stattfindet. Dies habe in den letzten Jahren zu weniger Schulabbrechern geführt. „Wenn den Schülern ein Ausbildungsplatz angeboten wird, pusht sie diese Aussicht auch in der Schule“, so Veyhelmann. Dieses hessische Förderprogramm „Praxis und Schule“ (PuSch) ist eine Programm in der Hauptschule, um die Jugendlichen auf den Übergang von Schule in den Beruf vorzubereiten. Es läuft seit dem Schuljahr 2014/15.

Mehr Verzahnung mit Schulen

Für Ohlde ist dieses Programm nur ein Anfang, denn in seinen Augen machen die Schulen zu wenig Praktika. „Es gibt keine Möglichkeit, dass die Schüler ihre Stärken erkennen“, so Ohlde, „es kann nicht jeder Beruf durchgetestet werden, aber die Schüler erhalten zu wenige Möglichkeiten.“ Daher würde er sich wünschen, dass in allen Schulen von der Hauptschule bis zum Gymnasium mehr Praktika angeboten werden. Zudem würde er sich wünschen, wenn eine engere Verknüpfung zwischen Lerninhalten sowie beruflichen Fertigkeiten geben würde. Nur wenn die Schüler wissen, wofür sie lernen, geben sie sich mehr Mühe und erzielen bessere Noten.

Veyhelmann zeigte auf, dass im Koalitionsvertrag in Hessen die Berufsorientierung mehr in den Mittelpunkt rücken soll. Als Teilnehmer im kulturpolitischen Ausschuss ist Veyhelmann aktuell auch in der Diskussion um die Zukunft der Berufsschulstandorte involviert. Rund 90 Ausbildungsberufe müssen neu sortiert werden und es gibt Überlegungen, Berufsbilder an Standorten zusammenzuführen. Dieser Prozess geht bis 2024/25. Veyhelmann würde sich wünschen, dass für die Jugendlichen die Möglichtkeit besteht, das erste Jahr, was auch als Orientierungsjahr gilt, wohnortnah absolvieren zu können. Ab dem zweiten Ausbildungsjahr könne er sich auch zentrale Klassen an einem Standort vorstellen. Daher ist die Frage, ob Module für den Landschaftsgärtner mit Modulen für den Friedhofsgärtner oder den Landwirt zusammengefasst werden können. Da gibt es verschiedene Parallelen, wie Ohlde bestätigt.

Ohlde würde sich wünschen, dass sich schnell was tut. Seit Jahren wächst die Branche um 6,5 Prozent pro Jahr. Bei den Menschen findet ein Umdenken statt für bienenfreundliche Gärten, Nachhaltigkeit und Ausgleich zu versiegelten Flächen. Diesen Anfragen möchte Ohlde gerne nachkommen und würde gerne auch in Zukunft ausbilden.

Mehr zum Unternehmen Gartengestaltung von Andreas Ohlde auf der Homepage

Mehr zur Ausbildung des Landschaftsgärtners findet ihr hier.

Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

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