Mehr Wertschätzung für heimische Landwirtschaft

Die CDU-Kreistagsfraktion Limburg-Weilburg besuchte vor kurzem das Amt für den Ländlichen Raum, Veterinärwesen und Verbraucherschutz in Hadamar. Tobias Grän, Sprecher des AK Umwelt, fasste an Ende zusammen: „Die heimische Landwirtschaft muss wieder mehr Wertschätzung erfahren!“ 

Die CDU-Kreistagsfraktion Limburg-Weilburg kam bei ihrem Besuch in Hadamar mit Anett-Christin Hochheim ins Gespräch. Unter ihrer Leitung steht die Fachbehörde seit dem 1. September 2021. Die Fachbehörde betreut neben den zentralen Themenstellungen „Landwirtschaft und Landentwicklung“ vielfältige weitere Aufgabengebiete. Dazu gehören Wasser-, Boden-, und Immissionsschutz, das Veterinärwesen und der Verbraucherschutz, die Denkmalpflege bis hin zu forstwirtschaftlichen Aufgaben.

Sicherstellung Nahrungsmittelproduktion

Frau Hochheim sieht die größten Herausforderungen bedingt durch den Ukraine-Konflikt in der Sicherstellung der Nahrungsmittelproduktion und in den steigenden Lebensmittelpreisen begründet. „Es muss ein Umdenken erfolgen. Die Hauptaufgabe der Landwirtschaft muss wieder darin bestehen, landwirtschaftliche Produkte zu erzeugen“, so die Amtsleiterin Anett-Christin Hochheim. „Die heimischen Flächen und das heimische Klima sind dafür im weltweiten Vergleich bestens geeignet,“ so Hochheim weiter.

Gerade in der Agrarreform 2023, sieht sie eine besondere Belastung für diese Herausforderung. Die Reform sieht vor, dass vier Prozent der Agrarfläche stillzulegen und für den Artenschutz vorzusehen sind. Gerade die heimischen Flächen, den guten Löss-Böden mit einer ausgezeichneten Wasserspeicherfähigkeit von rund 250 Liter pro Quadratmeter und dem gemäßigten Klima, seien sehr gut für den Ackerbau geeignet. Woanders auf der Welt würde vier- bis fünfmal so viel Fläche benötigt, um vergleichbare Erträge zu erzielen. Die beiden anwesenden Landwirte Burkhard Hölz und Jürgen Dexheimer stimmten diesen Ausführungen zu und konnten durch ihre berufliche Expertise den Termin insgesamt bereichern.

Kritik am falschen Bodenmanagment

„Der New Green-Deal der EU muss an dieser Stelle hinterfragt werden“, so der Bundestagsabgeordnete Klaus-Peter Willsch, der genau so wie der Landtagsabgeordnete Andreas Hofmeister das teilweise falsche Bodenmanagement kritisiert. Dies ist vor allem vor dem Hintergrund der immer wieder diskutierten Freiflächenphotovoltaik ein Thema. In diesem Zusammenhang sehen die Handelnden auch hier immer wieder kostbares Ackerland zur Nutzung vor. Der Bad Camberger Hofmeister meinte dazu: „Der Flächenverbrauch für Wohnen, Verkehr oder Gewerbe ist ein ernstzunehmendes Thema und es gilt stets abzuwägen. Die Nutzung von Ackerland für Photovoltaik ist aber auf jeden Fall ein falsches Signal. Hier gibt es sinnvollere Anwendungsformen.“

Hochheim stimmt dem zu und führt mit Blick auf die forstwirtschaftlichen Aufgaben weiter aus. So gebe es eine merkliche Diskrepanz beispielsweise bei der Brennholzerzeugung und dem Schutz des heimischen Waldes. „In Russland findet eine Abholzung wertvoller borealer Flächen statt, um die steigende, heimische Nachfrage nach Brennholz zu bedienen. Gleichzeitig schützen wir in Deutschland unseren Wald“, so Hochheim weiter.

Mehr Augenmerk auf die Landwirtschaft

Hochheim betreut mit ihrem Amt, im Fachdienst Landwirtschaft und Landentwicklung, mit einer Zuständigkeit über die Fläche von drei Landkreisen (Limburg-Weilburg, Hochtaunus-Kreis, der Stadt Wiesbaden), 1.200 landwirtschaftliche Betriebe, mit einer Größe von zwei Hektar bis zu mehreren 100 Hektar bewirtschafteter Fläche pro Betrieb. Schwerpunkt der Arbeit im Fachdienst Landwirtschaft ist die EU-Agrarförderung. Wobei sich der Schwerpunkt merklich verschoben habe. Man habe, so Hochheim, in den vergangenen Jahren verstärkt auf den Umweltschutz gesetzt, durch so genannte „Greening-Auflagen“ und die darüber hinaus vom Land Hessen angebotenen, freiwilligen Agrarumweltmaßnahmen. Damit habe man im Ergebnis weniger landwirtschaftlich produzieren können.

„Wir müssen verstärkt dafür werben, dass auch brach liegende Flächen für die Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte genutzt werden, ergänzt Landrat Köberle. Damit benennt er ein aktuelles Problem. Köberle führt an, dass durch die Besetzung der Amtsleitung in Person von Hochheim die richtigen Weichen gestellt wurden: „Frau Hochheim kommt aus der Landwirtschaft und hat dort zuvor wichtige Erfahrungen machen können. Die kann sie jetzt hier an entscheidender Stelle zum Wohle nicht nur der Landwirtschaft, sondern des gesamten Landkreises, seiner Bevölkerung und der Entwicklung des ländlichen Raumes einbringen.“

Abnahme der Tierhaltung

Kritisch sahen einige Teilnehmer die Abnahme der Tierhaltung in der Region. Es gibt immer weniger Schweine-Mast- und auch Milchviehbetriebe. Im Gegensatz dazu nimmt die Pferdehaltung zu und auch der Import aus dem Ausland. „Wir sind noch immer Netto-Importeur,“ so Hochheim. Vor diesem Hintergrund stellte der Vorsitzende des Umweltarbeitskreises Tobias Grän klar, dass „die Erzeugung von Nahrungsmitteln, wieder mehr in den Fokus kommen und die heimische Landwirtschaft wieder mehr Wertschätzung erfahren muss.“

Eine Chance, dieses Ziel zu erreichen, sieht Hochheim auch in der Modell-Region „Nassauer Land“. Da es zwar in der Modellregion ökologisch produzierende Tiermastbetriebe gäbe, es aber im Gegenzug an Betrieben fehle, die die Erzeugnisse abnehmen und weiterverarbeiten könnten, falle die Umstellung auf den Öko-Landbau schwer. Die Tiere müssten dann nach Norddeutschland zur Schlachtung und Weiterverarbeitung transportiert werden. Frau Hochheim sieht bei einem Übergewicht von 85 % konventioneller Betriebe, eine Möglichkeit in der Stärkung der Regionalität. „Produkte müssten vor Ort produziert und verarbeitet und zum Verkauf angeboten werden“, so Hochheim. Sie sieht hier die Förderung der heimischen Direktvermarkter als Impulsgeber.

Tobias Grän, Sprecher des AK Umwelt, lobte die guten Fachkenntnisse der neuen Amtsleiterin und bot Frau Hochheim die Unterstützung der CDU-Kreistagsfraktion bei Anliegen des Amtes an. Als eine wichtige Bitte an die Politik nannte Frau Hochheim, dass das Grundstücksverkehrsgesetz, welches den Geschäftsverkehr von landwirtschaftlich genutzten Flächen kontrolliert, erhalten bleibt. Denn nur so könne der Bodenspekulation entgegengewirkt werden. Weiterhin stellte sie fest, dass „jede politische Maßnahme nur das Gleichgewicht im Gesamtkontext der Landwirtschaft verändere.“

Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

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