Meisterliche Kappensitzung
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Der Neustart nach der Corona-Pandemie ist für alle Vereine eine Herausforderung, auch für die Fastnachtsvereine. Dann hilft es, sich auf seine Stärken zu besinnen, wie es die Karnevalsgesellschaft 1928 e.V. Hadamar bei ihrer Kappensitzung getan hat.
Wenn zwei Tage vor der Sitzung Punkte im Programm wegen Krankheit wegfallen, dann ist es gut, wenn in der Schublade noch einige Ideen stecken und man einige Meister in seinen Reihen hat. So war es am Ende ein stimmungsvoller Abend in der Stadthalle Hadamar. Die Erlösung, dass es endlich wieder losgeht, war deutlich spürbar. „Schön, dass ihr endlich wieder da seid“, begrüßte Ministerpräsidentin Christina Piroth die Narren, „es war eine viel zu lange Pause. Es ist schön zu sehen, dass ihr euer karnevalistisches Blut nicht verloren habt.“
Mehrere Deutsche Meister auf der Bühne
Die Stärken der KG Hadamar sind ganz klar ihre verschiedenen Tanzcorps. Und diese tanzen nicht nur in der Kampagne, sondern auch viele Wettkämpfe auf Landes- und Bundesebene. Um erfolgreich zu sein, können bereits die ganz Kleinen schon bei der KG Hadamar tanzen. Und so kamen direkt nach dem Auftakt der Band Harlekin die Minis auf die Bühne. Claudia Braun trainiert die 18 vier- bis siebenjährigen Minis, die ihr Können zeigten. Die ersten Deutschen Meister war die Kindershowtanzgruppe, welche Liebe im Saal versprühte. Diese werden von Brit Kuhl-Wengenroth trainiert.
Ab den Junioren trainieren Sophie und Silvia Lindenschmidt die Tänzerinnen. Die Junioren verzauberten als Eisköniginnen die Narren. Fliegende Beine auf der Bühne gab es beim Gardemedley, die jüngste Gardetänzerin war gerade mal sechs Jahre alt. Mit ihrem Monstertanz holten sich die Senioren die Deutsche Meisterschaft. Ganz stolz war die KG Hadamar auf den nächsten Deutschen Meister. Zum ersten Mal haben sie ein Gardetanzpaar, welches sich auch direkt den Titel holte. Die beiden werden von Sascha Arndt trainiert.
Locker-heiteres Stadtgeschehen
Doch nicht der Tanz stand im Mittelpunkt der Sitzung. Büttenreden und kleine Sketche sorgten dazwischen für einen Angriff auf die Bauchmuskeln. Präsident Christian Piroth warf als Nachrichtensprecher einen Blick auf das Geschehen in der Fürstenstadt und seinen Stadtteilen. Vom 1250-jährigen Bestehen in Oberweyer und dem Gerücht, dass der Stadtverordnetenvorsteher Michael Lassmann seinen Wohnsitz von Niederhadamar in den anderen Stadtteil verlegen möchte bis hin zum neugeplanten Vergnügungspark in Oberzeuzheim nahm er Themen in der Stadt gekonnt auf.
Ein scheinbares Protestcamp im Wald mit ersten Baumhäusern entpuppte sich als Waldkita „Wildlinge“ und die Obergasse in Niederzeuzheim sei bestimmt vierspurig ausgebaut, bei den Kosten, die für die Sanierung anfallen. Der Lückenschluss zwischen Hadamar und Faulbach komme nicht überall gut an, aber mit zwei Unterführungen unter der Straße würden sich die Faulbacher mit dem vermehrten Verkehrsaufkommen sicher milde stellen. Und der Toilettenhausneubau in Niederhadamar entwickle sich zu einem zweiten Lützerath mit explosiver Stimmung. Von diesem locker-heiteren Blick wünscht man sich mehr.
Digitalisierung und Nepomukbrücke
Ein gern gesehener Gast auf der Bühne ist Helga Poppe, die sich immer aktuellen Themen mit einem kritischen Blick annimmt. Diesmal beschäftigte sie die Digitalisierung. Wenn ständigen Whats appen aus dem Urlaub zu Burnout führt, Alexa das Elzer Platt nicht versteht und der Klapperstorch durch neunmonatige Downloads ersetzt wird, dann kann sie über diese Entwicklung nur den Kopf schütteln.
Als hohe Gäste durfte die KG Hadamar Die Prinzessin Antonia aus Langendernbach sowie das Dreierbund-Prinzenpaar Thomas I. und Carmen I. von den Lahnauen begrüßen. Als Carmen I. Bürgermeister Michael Ruoff auf die Bühne holte, um ihren Orden zu übergeben, zeigte er etwas von seinen karnevalistischen Talenten und schoss eine kurze Bütt zu Hadamar aus der Hüfte. Der Elferrat sitze auf der Nepomukbrücke, aber er solle bitte vorsichtig sein, da noch immer das Geländer fehlt.
Schmankerle und Gallier zum Finale
Kurzfristig sprangen Christina Piroth und Martina Thessmann-Scaffidi als Ehepaar ein. Eigentlich wollten sie gemeinsam Gymnastik machen und bekamen nicht mit, dass der Radiosender auf die Zubereitung eines Hähnchens umsprang. Da musste sich „Anton“ doch einiges gefallen lassen, als er Zwiebeln unter die Achseln und eine Zitrone in den Mund bekam. Angela und Axel Wetten sprangen ebenfalls kurzfristig ein und trafen sich am Bahnhof. Wie sich ein Gespräch entwickeln kann, wenn jemand von Schiller und Tell schwärmt, der Gegenüber aber überhaupt keine Ahnung hatte, zeigten diese beiden.
Natürlich durfte in Hadamar Pfarrer Andreas Fuchs nicht fehlen, der als Heiliger Philip Neri dem Publikum einen wertvollen Impuls mitgab: „Jeder muss ein Original sein! Seid ihr selbst!“ Abgerundet wurde das Programm durch den Auftritt der Bordies, das Männerballett aus Langendernbach. Zum Finale eroberte Asterix Hadamar und in einer Karaokeshow zeigte der Elferrat die Lieben, Wirren und Sehnsüchte der Gallier und Römer vor langer, langer Zeit.
Es klang am Anfang mit, dass alle froh sind, dass es endlich wieder losgeht. Es klang zwischen den einzelnen Programmpunkten immer wieder an, dass man froh sei, dass die Aktiven, die helfenden Hände hinter der Bühne wie auch die Besucher der KG Hadamar dem Verein treu geblieben ist. Und es war wie ein Aufschrei am Ende, dass es trotz aller Widrigkeiten ein schöner Abend wurde: „Wir sind wieder zurück!“