Merenberg – Mehr Bewusstsein bei den Bürgern gewünscht
Merenberg gehört zu den wenigen Kommunen im Landkreis, welche noch nicht dem hessischen Aktionsbündnis Klimakommune angehört. Dennoch wird das Thema Klimaschutz in der Gemeinde mitgedacht, wie Bürgermeister Oliver Jung im Interview aufzeigt.
Es sind viele Herausforderungen, die Oliver Jung, SPD, zu bewältigen hat. Merenberg gehöre zu den finanzschwachen Kommunen und auch Personal fehlt, umso manche Aufgabe zu bewältigen. So laufe der Antrag, dass Merenberg Klimakommune wird, aber noch gehört Merenberg nicht dem hessenweiten Klima-Aktionsbündnis an. Und so spricht Jung von „vielen Baustellen“ in der mittelhessischen Gemeinde und das sie „Gas geben müssen“. Dabei würde er sich manchmal aber auch einfach Vorgaben von der Bundesebene wünschen und gesetzliche Vorgaben. Denn das Thema Klimawandel sei noch nicht bei allen angekommen und wenn es keine gesetzlichen Vorgaben gebe, werden diese Bürger auch nichts für den Klimaschutz umsetzen.
Angespannte Wasserversorgung
Trotz dieser unbefriedigenden Situation habe er das Thema im Blick und es werde auch schon einiges getan. Bei der Wasserversorgung gebe es in Merenberg eine angespannte Situation, auch wenn bisher keine Warnung zum Wassersparen erfolgte. Dennoch könne sich die Gemeinde darauf nicht ausruhen, denn im August 2020 gab es schonmal die Situation, dass das Trinkwasser knapp wurde und die Bevölkerung aufgerufen wurde, Wasser zu sparen, aufs Auto waschen zu verzichten und den Garten nicht zu bewässern. Ein Unternehmen habe in der Gemarkung nach Wasser gesucht und für nächstes Jahr sind Bohrungen nach Trinkwasser geplant. Zudem soll in Reichenborn ein Hochbehälter für die Trinkwasserversorgung entstehen.
Das Thema erneuerbare Energien, mit denen sich die Cos-Emissionen senken lassen, ist ebenfalls seit einigen Jahren Thema in der Gemeinde. 2016 gab es einen Bürgerentscheid zum Thema Windkraft. 70 Prozent der Bürger stimmten damals gegen die Windkraft. „Bei der Umsetzung sind wir nicht vorwärts gekommen, dann fingen die Diskussionen an und am Ende waren die Leute dagegen“, erinnert sich Jung zurück. Es sollte ein interkommunales Projekt mit Löhnberg und Weilburg werden, doch am Ende führte die Situation dazu, dass auf der größten Windvorrangfläche im Landkreis keine Windenergieanlagen stehen (Quelle Mittelhessen)
Damit dies nicht nochmal passiert, äußert sich Jung ganz klar, dass er Themen, welche er angeht, zügig vorantreibt, damit es keine Möglichkeit für Gegenwind gibt. Im Mai habe die Gemeindevertretung die Grundlagen geschaffen für die Errichtung einer Freiflächen-Photovoltaik in Allendorf (Quelle Mittelhessen)
Klimawandel mitgedacht
Doch es sind nicht nur die Projekte, die CO2-Emissionen verringern sollen, die zukünftig eine Rolle spielen werden. Mehr und mehr müssen die Kommunen auf die Auswirkungen des Klimawandels reagieren. So wird in Merenberg bei den Neubauten darauf geachtet, dass sie energieeffizient sind. Ebenfalls haben sie beim Kindergartenbau einiges in die Dachdämmung investiert. Was im Winter die Kälte draußen hält, halte auch im Sommer die Hitze aus dem Gebäude. Zudem soll die alte Kita in eine Mensa umgenutzt werden und alle Gebäude erhalten eine gemeinsame Heizungsanlagen, um Synergieeffekte zu nutzen.
Auch das Thema Starkregen ist für die Gemeinde nicht neu. In Allendorf gab es ein Starkregenereignis, bei dem zweimal die Maisfelder in die Häuser reingespült wurden. Diese Maisfelder befanden sich in Hanglage am Ortsrand. Da stellt sich Jung schon die Frage, ob sowas sein muss. Auf Karten kann er einsehen, wo in der Landwirtschaft Maisanbau geplant ist, und kann frühzeitig schauen, ob diese Anbauflächen bei einem Starkregenereignis Probleme bereiten könnten. „Wir müssen frühzeitig schauen, wie wir reagieren“, so Jung. Aber er wies auch darauf hin, dass ab gewissen Mengen Niederschlag auch die Kanäle zu sind und es zu einem Rückstau kommt, so dass sie wenig machen können.
Jahrelang habe man sich über solche Themen keine Gedanken gemacht und mit der Flutkatastrophe im Ahrtal vor einem Jahr rückt es deutlich ins Bewusstsein. So sei eine Notstromversorgung für die Feuerwehr beantragt sowie für den Haushalt eine Notstromversorgung für das Rathaus, die Wasserversorgung sowie für eine Halle geplant, bei der im Notfall die Bürger untergebracht werden können.
Alle Mitnehmen
In seiner Arbeit ist es ihm wichtig, als Bürgermeister keine parteipolitischen Spielchen zu spielen, sondern alle mitzunehmen – das gilt in der Politik, das gilt mit dem Blick auf die Ortsteile. Daher arbeite er die Sachen transparent wie möglich aus und lege sie in allen Details offen. Nur ein Gemeinschaftsgefühl würde die Gemeinde voranbringen. Und er würde sich wünschen, dass das Thema und das Bewusstsein dafür noch mehr bei den Bürgern ankommt. „Es gibt noch immer Häuser ohne PV-Anlagen auf dem Dach und Steinwüsten im Garten“, so Jung am Ende des Interviews.
Dieser Artikel entstand im Rahmen meiner Sommertour, bei denen ich die Bürgermeister des Landkreises zum Interview treffe. Alle Beiträge zum Thema Klimawandel lokal findet ihr hier.