Miniatur-Kirmes „Ich hätte gerne eine Ausstellung gemacht“
Josef Ruoff liebte Karussells und ab 1970 machte er es sich zum Hobby, kleine Karussells zu bauen. Zu seinem 100. Geburtstag am 7. Juli wollte sein Sohn Hans-Heiner Ruoff diese gerne ausstellen, doch durch Corona wird dies nun leider nicht möglich sein.
Nachdem die Stadt Hadamar kein Interesse an den Modellen zeigte, spendete Ruoff diese nun an die Historische Gesellschaft Bayrischer Schausteller. In einem kleinen Raum hat er nochmal alle Modelle aufgestellt, bevor sie auf Reise gehen.
Kirmes im Miniaturformat
Sieben Modelle vom Kettenkarussell über die Achterbahn bis hin zur Schiffsschaukel sowie Kirmeswagen und Orgelwagen im Maßstab 1:15 stehen in dem Partyraum bei Hans-Heiner Ruoff aufgebaut. Dabei handelt es sich nicht nur um starre Modelle. Sie können durch einen Druck auf den Knopf alle zum Leben erweckt werden. IN MIniatur findet das lebhafte Treiben auf einem Jahrmarkt statt. Da erklingt die typische Jahrmarktmusik und die kleinen Lämpchen leuchten bunt. Die Karussells drehen sich geschwind und die Mitfahrer befinden sich im wilden Ritt auf den Modellen. Mit viel Liebe zum Detail befindet sich der Betrachter hineingezogen in die Welt der Schausteller. Dies sind nicht nur die Karussells an sich, die mit Farbe und verschiedenen kleinen Bildchen den echten Vorbildern sehr ähnlich sind. Dies sind auch die kleinen Püppchen, die auf der Kirmes unterwegs und mit verschiedenen Kleidchen ausgestattet sind. Es gibt viel zu entdecken auf diesem kleinen Rummelplatz.
Liebe zum Modellbau in der Kindheit
Der Hadamarer Josef Ruoff fand seine Liebe zum Modellbau bereits sehr früh. Als er acht Jahre alt war, erkrankte er an Kinderlähmung. Da er mit den anderen Kindern nicht draußen rumtoben konnte, schenkten ihn seine Eltern zum Geburtstag einen „Stabil-Baukasten“, einen Metallbaukasten. Mit diesem baute er kleine Modelle. In dieser Zeit erhielt er auch den Spitznamen „Stabil“, den er zeitlebens behielt. Später machte er die Ausbildung zum Elektriker und gründete 1948 das Elektrogeschäft „Ruoff und Fichtler“, später „Elektro Ruoff“.
Seine Leidenschaft für den Modellbau lebte 1970 wieder auf. Von 1970 bis 1990 erbaute er die Modelle, welche jetzt bei Hans-Heiner Ruoff stehen. Mehrmals stellte Josef Ruoff seine Modelle aus und wurde 1994 vom HR gedreht. Seine Inspirationen holte sich Ruoff auf den Marktplätzen. Er fotografierte die Karussells, betrachtete sie in ihrer Funktionsweise und erstellte zuhause Zeichnungen. Er kaufte keine Materialien für seine Modelle, sondern suchte sich diese zusammen vom Sperrmüll oder was zu Hause nicht mehr gebraucht wurde. So finden sich alte Salatschüsseln und andere Alltagsgegenstände in den Modellen verbaut. „Für die Antriebe nutzte mein Vater alte Motoren von Schallplattenspieler“, erinnert sich Hans-Heiner Ruoff.
Platzmangel für die Modelle
Zudem ist sich Ruoff sicher, dass sein Vater weitergebaut hätte, wenn der Platz nicht zu eng geworden wäre. Und das ist auch das Problem von Hans-Heiner Ruoff. Er hat keinen Platz für die ganzen Modelle, um sie immer aufzustellen, „aber für den Keller sind sie zu schade.“ Als erstes wandte sich Ruoff an die Stadt Hadamar. Sein Vater ist ein echter Hadamarer, der sich auch immer in Hadamar engagiert hat. So war er 1970 der Dreierbundprinz „Prinz Stabil von Funk und Fernsehturm“ und später Ehrenmitglied der Karnevalsgesellschaft Hadamar. Ruoff hätte sich sehr gefreut, wenn die Modelle ins Hadamarer Museum gekommen wäre.
1995 verstarb Josef Ruoff und sein Sohn übernahm die Pflege und Instandhaltung der Kirmes. Er setzte sich mit dem damaligen Bürgermeister Hans Beresko in Verbindung, der sich begeistert zeigte und die Stadt übernahm die Modelle. „Dann geschah jedoch erstmal nichts und als ich die Stadt darauf ansprach, wurden die Modelle in einem ungeheiztem Geschäftshaus in der Borngasse im Schaufenster ausgestellt“, erinnert sich Ruoff. Außen am Haus war ein Schalter angebracht, an dem Fußgänger die Miniaturen in Bewegung setzen konnten. „Leider fand keinerlei Wartung statt und nach ein paar Wochen war die Hälfte aller Karussells defekt“, so Ruoff. Er verlangte dann umgehend alles von der Stadt zurück und reparierte die Modelle.
Seitdem holt er die Kirmes zweimal im Jahr aus dem Keller nach oben, um sie zu warten und instand zusetzen, damit die Motoren funktionieren und sich kein Rost bildet. Durch Zufall stieß er auf die Historische Gesellschaft Bayrischer Schausteller, die alle zwei Jahre auf dem Münchner Oktoberfest eine Ausstellung organisieren. Die zeigten sich begeistert an den Modellen und sobald sie reisen dürfen, werden sie die Modelle abholen.
Ein wenig Wehmut schwingt bei Hans-Heiner Ruoff schon mit, aber ihm ist es wichtig, dass diese Modelle nicht im Keller verstauben, sondern auch andere Menschen sie sehen können und ihre Freude daran haben. Einen Wunsch hat er dann am Ende doch noch: „Ich möchte mir die Modelle dann einmal in München auf dem Oktoberfest anschauen!“