Mit einer Bürgerstiftung Gutes tun

Was kann eine Bürgerstiftung für die Gemeinde Elz bedeuten? Was braucht es, um eine solche Stiftung auf den Weg zu bringen und mit Leben zu füllen? Vor allem Spaß an der Sache und viel ehrenamtliches Engagement, war die Antwort nach einem Informationsabend zum Thema durch die CDU Elz.

Bereits im Juni stellte die CDU Elz den Antrag in der Gemeindevertretung Elz, dass der Gemeindevorstand die Bildung einer Bürgerstiftung in Elz prüfen soll. Mit den Stimmen der SPD und Bürgerliste wurde dieser Antrag damals abgelehnt. In der Begründung hieß es, dass eine Bürgerstiftung unpolitisch sein soll und daher eine Gründung durch die Politik nicht angebracht sei. Dennoch findet die CDU das Thema wichtig, so dass sie dran blieb. Es ist der CDU Elz ein Anliegen, dass dieses Thema parteiübergreifend diskutiert wird, denn eine solche Stiftung würde einen echten Mehrwert für die Gemeinde bringen. Eingeladen zu der Veranstaltungen waren alle Kommunalpolitiker und Bürger der Gemeinde.

50.000 Euro Startkapital

Zu einem Impulsvortrag mit anschließender Diskussion lud die CDU Elz Marie-Luise Stoll-Stefan, Leiterin Arbeitskreis Bürgerstiftung im Bundesverband Deutscher Stiftungen, Dieter Bock, Bürgerstiftung Homberg/ Ohm und Sonja Peichl, Geschäftsführerin Caritas Gemeinschaftsstiftung ein. Sonja Peichl sitzt ebenfalls in der Gemeindevertretung, ist Initiatorin des Themas und moderierte den Abend. „Es ist für mich eine Herzensangelegenheit, für meine Gemeinde eine Bürgerstiftung zu initiieren, denn die Herausforderungen der nächsten Jahre sind enorm“, so Peichl zur Begrüßung. Danach übergab sie an Marie-Luise Stoll-Stefan, welche erstmal einen Einblick zur Bürgerstiftung allgemein gab.

In Deutschland gibt es inzwischen 420 Bürgerstiftungen, die sich hauptsächlich durch ehrenamtliches Engagement auszeichnen. Von den 420 Bürgerstiftungen haben 269 das Gütesiegel der Bürgerstiftung. Und im Jahr 2020 hatten diese zusammen ein Stiftungskapital von 503 Millionen Euro. In 2022 feiern die Bürgerstiftungen ihr 25-jähriges Bestehen. „Jeder kann stiften“, so Stoll-Stefan, „Geld, Zeit und Ideen.“ Um vom Regierungspräsidium Gießen als Bürgerstiftung anerkannt zu werden, ist ein Stiftungskapital von mindestens 50.000 Euro möglich. Bei den heutigen Zinsen vergrößere sich der mögliche Handlungsspielraum jedoch, je mehr Stiftungskapital vorhanden ist.

Stiftungskapital nicht anrühren

Kurz ging Stoll-Stefan auch auf die Unterschiede zwischen Stiftung und Verein ein. Während ein Verein kein Vermögen anhäufen darf und seine Spenden zeitnah wieder ausgeben muss, ist es das Ziel einer Stiftung, einen Kapitalstock aufzubauen. Aber eine Stiftung kann mit Vereinen Synergieeffekte nutzen. Daher gehe es bei einer Stiftung nicht nur darum, Vermögen anzuhäufen, sondern auch, um zu Netzwerken und gemeinsam die Kommune voranzubringen. Einen kurzen Überblick gab es auch zu den Möglichkeiten einer Stiftung. Aus den Erträgen des Kapitals können Projekte finanziert werden, das Kapital selbst darf dabei nicht angerührt werden. Aber unter dem Dach einer Bürgerstiftung können Treuhandstiftungen angelegt werden, welche für einen Zweck bestimmt sind und eine Verbrauchsstiftung ist zum Verbrauchen da.

Wer sich in einer Bürgerstiftung engagiert, ist Netzwerker, Ideengeber und Partner für die Vereine vor Ort, so Stoll-Stefan. Sie findet es nicht schlecht, dass die Idee für eine Bürgerstiftung aus dem Gemeindeparlament kommt. Aber eine Bürgerstiftung ist immer unabhängig von den Parteien und den Konfessionen. Es darf keine Verquickung zwischen Partei und Amt im Vorstand kommen. So rät sie davon ab, dass der Bürgermeister mit im Vorstand der Bürgerstiftung sitzt. Es gebe aber die Möglichkeit des Parlamentes, in das Aufsichtsgremium, dem Kuratorium, Mitglieder zu entsenden. Auch Dieter Bock hatte dazu eine klare Meinung: „Wenn in einem zehnköpfigen Kuratorium fünf Personen mit einem politischen Amt sitzen, ist dieses Gremium für mich nicht mehr unpolitisch.“ In Kuratorium seiner Bürgerstiftung sitzen drei Personen, die sich auch kommunalpolitisch engagieren.

Lokales Engagement

Weiterhin ist es wichtig, dass sich eine Bürgerstiftung lokal engagiert und nicht nur ein oder zwei Zwecke in ihrer Satzung aufnimmt. Insgesamt gebe es 26 verschiede Aspekte, welche sich als Zweck wiederfinden können. Dies können sein Jugendarbeit, Seniorenarbeit, Klima- und Umweltschutz, Verschönerung der Kommune oder auch Mildtätigkeit. Die Zwecke, welche sich eine Bürgerstiftung gibt, geben den Handlungsspielraum, in dem Projekte umgesetzt werden können.

Bock und auch Stoll-Stefan zeigten auf, dass niemand darauf warten wird, dass eine Bürgerstiftung gegründet wird. Vielmehr braucht es dafür ganz viel Durchhaltevermögen. Als Dieter Bock mit seiner Frau die Bürgerstiftung Homberg/ Ohm gründen wollte, haben sie ganz viele Gespräche geführt. Homberg sei von der Einwohnerzahl mit Elz vergleichbar, bestehe jedoch aus 13 Ortsteilen. Ihm sei es jedoch gelungen, dass alle Ortsteile vertreten sind. Nachdem sie ganz viele Gespräche geführt hatten, haben sie im Telefonbuch geschaut, ob sie jemanden vergessen hätten und kamen nochmal auf 200 Namen. „Die haben wir alle angerufen“, so Bock. Es hätte auch Rückschläge gegeben, aber am Ende hatten sie dank ihres Durchhaltevermögens 14 Gründungsstifter zusammen. Die Bürgerstiftung ist gegründet und heute Abend sei die konstituierende Sitzung.

Durchhaltevermögen und Öffentlichkeitsarbeit

Auch Stoll-Stefan spricht von viel Durchhaltevermögen sowie einer guten Öffentlichkeitsarbeit. Wenn niemand weiß, was mit einer Bürgerstiftung möglich ist und wie diese funktioniert, dann könnte auch nichts tolles daraus entstehen. „Keiner gibt der Bürgerstiftung nur einen Cent, wenn sie sagen, hier bin ich“, so Stoll-Stefan. Zudem rät sie, auch nicht gleich mit einem ganzen Blumenstrauß an Möglichkeiten hausieren zu gehen, sondern sich ein zwei Projekte auszusuchen. Und es sei ganz wichtig, dass die Bürgerstiftung keine staatlichen Aufgaben übernimmt.

„Bürgerstiftungen haben einen guten Ruf“, so Stoll-Stefan, „sie können was gestalten und merken, wie ihre Kommune vorankommt.“ Es ist freiwillig. Die Menschen können Geld einbringen, aber auch ihre Ideen oder ihre Zeit für einzelne Projekte. Am Ende profitieren alle davon.

Ein Zuhörer wollte wissen, ob Elz wirklich noch eine Bürgerstiftung benötigen würde. Mit über 60 Vereinen gebe es in der Gemeinde genügend Möglichkeiten, sich ehrenamtlich zu engagieren. Komme es da nicht zu einer Konkurrenz, da die Vereine selbst Ehrenamtliche suchen würden? Stoll-Stefan möchte die Menschen gar nicht aus den Vereinen ziehen, da können sich diese weiterhin engagieren. Aber eine Bürgerstiftung gebe die Möglichkeit, zusätzliche Gelder zu akquirieren und über Netzwerke Synergien zu nutzen. Es gemeinsamen Projekten könnten Vereine und Bürgerstiftung miteinander kooperieren.

Wer mehr zum Thema Bürgerstiftung wissen möchte sowie die zehn Merkmale einer Bürgerstiftung, findet diese auf der Homepage

Dazu auch ein Kommentar „Politik darf in Bürgerstiftung keine Rolle spielen“

Nachfolgend ein Artikel aus März, denn die SPD Limburg dachte ebenfalls über dieses Thema nach.

Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

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