Mit Spiel und Spaß für Technik begeistern

Wie kann man Schüler und Schülerinnen für Elektronik, Mechanik, Technik und Programmierung begeistern? Nicht durch bloße Theorie, sondern indem man sie machen lässt. Und dies unterstützt die IHK Limburg seit letztem Jahr an sechs Schulen des Landkreises mit dem Projekt „Robotik im Schulalltag“.

In verschiedenen Räumen der IHK Limburg ging es am Samstag hoch her. Viele Kästen mit bunten Legosteinen, zusammengesteckte Köpfe und fliegende Finger über Tablets bestimmten das Geschehen. Fahrzeuge, welche sich scheinbar allein über die Tische bewegten und vor Hindernissen stoppten. Nach Insekten anmutende Figuren, welche über den Boden hüpften. Kräne, die kleine Steinchen von A nach B bewegen. 35 Jungen und Mädchen aus sechs Schulen des Landkreises kamen zusammen, um zu zeigen, was sie im Schulprojekt „Robotik im Schulalltag“ bereits gelernt haben. Dabei startete das Projekt mit Hindernissen, denn durch Corona konnten die Schulen nicht so starten, wie sie wollten. Nach dem Start des Projektes kamen nun zum ersten Mal alle zusammen, um sich gegenseitig kennenzulernen und sich zu vernetzen.

20.000 Euro für Robotik-Projekt

Die IHK Limburg unterstützt mit 20.000 Euro für Robotik-Bausätze von Lego das Schulprojekt „Robotik im Schulalltag“. Von den 15 Schulen, welche sich für das Projekt beworben haben, wählte die Jury sechs Schulen aus, die die Bausätze erhielten. Dabei sind Grundschulen wie auch weiterführende Schulen, um einen Grundstock schon im jungen Alter zu legen. Folgende Schulen kamen mit ihren Teilnehmern und Lehrern in die IHK Limburg – MPS St. Blasius Frickhofen, Grundschule Ellar, Leo-Sternberg-Schule, Freiherr-vom-Stein-Schule Hünfelden, Goetheschule Limburg und Taunusschule Bad Camberg. Neben den Schulen waren die Jury sowie Unternehmensvertreter anwesend, um sich die ersten Ergebnisse anzuschauen. Unterstützung erhielten die Schulen von den Auszubildenden und der Marketing Managerin Silke Trabelsi von der Firma focus Industrieautomation GmbH. Sie präsentierten am Stand, was mit Robotik und Programmierung alles möglich ist.

Verschiedene Herausforderungen für die Schulen

Neben den Einschränkungen durch Corona kämpfen die einzelnen Schulen mit unterschiedlichen Herausforderungen. Einige Lehrer berichteten davon, dass das WLAN an der Schule nicht immer rund läuft. Vor allem nach den Sommerferien gab es einige Probleme. Auch war es nicht für jede Schule einfach, die Ausstattung wie die notwendigen IPads für die Programmierung zu erhalten. Aber es wurden Wege gefunden, um diese Probleme zu lösen. Und an dem Tag stand das Miteinander und die verschiedenen Möglichkeiten im Vordergrund.

Christoph Quernheim, Lehrer an der Taunusschule Bad Camberg, gab Einblicke in ihre Arbeiten. Bei ihnen geht es nicht nur darum, Roboter aus den Legosteinen zu bauen und diese zu programmieren. Viel mehr werden diese Prozesse in agiles Arbeiten eingebunden, so dass parallel eine Dokumentation der Abläufe stattfand. Neben dem Programmieren und der Technik findet eine Vermittlung in Medienkompetenz statt. Dabei sind dies keine Themen für nur eine Klassenstufe, sondern zieht sich durch alle Klassen hindurch.

Judith Fogolin-Kunz von der Grundschule Ellar zeigte sich sehr erfreut, dass sie für das Projekt ausgewählt wurden. Bereits vorher war die Schule Internet-ABC-Schule. Der Schule ist es wichtig, bereits in der Grundschule mit der Medienkompetenz zu beginnen, damit die Kinder in der weiterführenden Schule nicht bei null anfangen müssen. Aber sie ärgert sich auch, dass alles sehr langsam geht. Zwar gebe es diverse Fördertöpfe zum Thema Digitalisierung. „Doch bevor das Geld aus den Töpfen bei uns ankommt, haben wir die Sachen selbst gekauft“, so Fogolin-Kunz.

Schon früh für Technik begeistern

Genau für solche Herausforderungen ist das Netzwerktreffen auch gedacht, erzählt Jutta Golinski, IHK-Geschäftsbereichsleiterin Aus- und Weiterbildung. Das Zusammenkommen gibt allen die Möglichkeit, Probleme zu schildern und möglicherweise Lösungen zu finden. In der Lockdownzeit habe man zwar auch versucht, in einem digitalen Austausch zusammenzukommen, doch der direkte Austausch ist einfach viel besser. Daher ist sie froh, dass dieser Tag stattfinden konnte. Zwar war noch nicht alles möglich, was geplant war, aber es war ein erstes Zusammenkommen und soll intensiviert werden.

Silke Trabelsi von focus lobt das Schulprojekt. Je früher die Kinder mit dem Thema in Berührung kommen, umso besser. „Es ist keine reine Spielerei, sondern auch Programmieren“, so Trabelsi, „und die Kinder sind mit Spaß dabei.“ Dabei ist die vierte Klasse in ihren Augen ein guter Zeitpunkt, um mit Robotik und Programmieren zu beginnen. Derzeit fehlt oft noch die Ausstattung an den Schulen, um bis zum Abschluss das Thema zu integrieren. Aber es ist ein guter Anfang, das Interesse zu fördern. Weil das Unternehmen selbst ausbildet und an die Programmierer der Zukunft denkt, unterstützen sie nicht nur solche Projekte, sondern führen auch eigene Workshops und Projekte mit Schulen durch, um möglichst viele zu erreichen. Daher achtete das Unternehmen darauf, auch in der Zeit von Corona und Lockdown weiterhin Projekte anzubieten, damit später keine Lücken entstehen und sie keine Auszubildenden finden.

Seit zehn Jahren bemüht sich focus ebenfalls verstärkt darum, Mädchen für den Beruf anzusprechen. Am Girl`s Day öffnen sie ihre Türen und weitere Einblicke gibt es über Praktika. Inzwischen haben sie auch eine weibliche Auszubildende. „Wir haben viele Praktikantinnen, aber ihnen fehlt häufig der letzte Mut, um auch eine Ausbildung anzufangen“, so Trabelsi. Daher würde sie sich wünschen, dass in der Schule auch mehr aufgezeigt wird, dass der Beruf etwas für alle ist.

Mehr Auszubildende gewinnen

Je nachdem, wie die Schule das Angebot macht, profitieren auch die Mädchen davon. Wenn der Robotik-Unterricht als Wahlfach angeboten wird, zieht es meistens die Jungs in den Kurs und rund 25 Prozent Mädchen sind mit dabei. Die 35 Schüler und Schülerinnen, die am Samstag in der IHK waren, sind nicht alle Kinder, die am Robotik-Projekt teilnehmen. Die Teilnehmerzahl war begrenzt und es konnten auch nicht alle aufgrund anderer Termine. Insgesamt sind es mehrere hundert Kinder, die an den Schulen von dem Programm partizipieren. Focus-Geschäftsführer Markus Michels begrüßt dies sehr. Es sind noch zu wenig Auszubildende in diesem Bereich. Daher müssen Kinder frühzeitig herangeführt werden, denn die Digitalisierung und Automatisierung nimmt in den verschiedenen Bereichen immer weiter zu. In der Region werden Fachkräfte gesucht. Meist geht das Unternehmen auf Messen, wo es Praktikanten rekrutiert, die dann nach der Schule eine Ausbildung anfangen. Durch Corona seien aber die Messen weggefallen und so gestaltete es sich diesmal schwieriger, Azubis zu finden, so Michels.

Monika Sommer, Hauptgeschäftsführerin der IHK Limburg, lobte das Engagement der Schulen und äußerte sich voller Begeisterung zu den Projekten, die innerhalb eines Vormittags entstanden. „Ich finde es toll, dass sich das Projekt durch Corona nicht verlaufen hat und die Schulen drangeblieben sind.“ Jetzt im Herbst soll das Projekt in eine zweite Phase gehen. Schulen, die bisher mit den Anfängerkästen gearbeitet haben, sollen die weiterführenden Kästen erhalten und auch neue Schulen sollen in das Projekt aufgenommen werden. Alle waren sich einig, dass es nicht bei diesem einen Treffen bleiben wird.

 

Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

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