Mobilität in Elz – Welche Angebote braucht die Gemeinde?

Im gestrigen Ausschuss für Jugend, Kultur, Sport und Soziales war die Mobilität verschiedener Bevölkerungsgruppen in der Gemeinde Thema. Ein Projekt geht nächste Woche in die Testphase, für ein weiteres Projekt muss ein Antrag beim Landkreis gestellt werden und für eine dritte Gruppe wurde die Bedürftigkeit in Frage gestellt. 

Mit dem Thema Mobilität beschäftigen sich die Kommunalpolitiker in Elz schon länger. Mit verschiedenen Anträgen sollen Bedarfe ermittelt und Lösungen gefunden werden. Oftmals geht es dabei um den Ortsteil Malmeneich, der keine so gute Anbindung an den ÖPNV hat wie Elz selbst. Aber auch innerhalb Elz stellt sich die Frage, ob den verschiedenen Bevölkerungsgruppen Angebote gemacht werden müssen. Wo gibt es einen wirklichen Bedarf und wo werden eventuell Begehrlichkeiten geweckt?

Bus für Kita-Kinder

Am 20. April beantragte die SPD-Fraktion, den Bus für die Kita-Kinder von Malmeneich nach Elz schnellstmöglich wieder zu installieren. In der Vergangenheit hätte es diesen Service bereits gegeben und aktuell besuchen zehn bis 12 Kinder die Kitas in Elz und die Eltern fahren zweimal am Tag, nur damit die Kinder die Kita besuchen können. Mit 26 Ja-Stimmen von 31 wurde beschlossen, testweise dieses Angebot einzuführen.

Markus Schmidt, Amtsleiter Ordnungs- und Sozialamt, teilte im Ausschuss mit, dass nach der Abfrage des Bedarfes und den Gesprächen mit verschiedenen Dienstleistern nächste Woche das Angebot testweise beginnt. Aktuell transportiere der Bus von Dornburg Reisen vier Kinder am morgen zu den Kitas und bringt sie mittags wieder nach Hause. Dies kostet die Gemeinde 100 Euro pro Tag, die Familien zahlen 40 Euro im Monat für dieses Angebot. Während der Schulferien fährt der Bus nicht. Die Testphase läuft bis Herbst. Bis zu acht Kinder könnten mit dem Bus mitfahren.

Alter für Jugendtaxi erhöhen

Bereits im November 2020 stellte die CDU den Antrag, die Altersgrenze für das Jugendtaxi auf 25 Jahre zu erhöhen, damit auch junge Menschen in der Ausbildung davon profitieren können. Das Jugendtaxi Limburg-Weilburg gibt es seit 2009 für Jugendliche von 14 bis 20 Jahre. Mit Taxigutscheinen können die Jugendlichen ab 21 Uhr vergünstigt Taxi fahren. Die Gutscheine zu fünf Euro erhält der Jugendliche zu zwei Euro, die restlichen Kosten tragen die Kommunen und der Landkreis. Um die Gutscheine nutzen zu können, muss der Jugendliche bei der Verwaltung seiner Kommune vorher einen Jugendtaxi-Ausweis beantragen. Wie der Landkreis heute morgen mitteilte, nutzen 500 Jugendliche im Landkreis dieses Angebot.

Da dies ein Angebot des Landkreises ist, so Markus Schmidt, könne Elz die Altersgrenze nicht eigenmächtig nach oben setzen. Die Gemeinde müsste beim Landkreis einen Antrag stellen, um die Altersgrenze zu erhöhen. Die Gremienmitglieder beschlossen, diesen Antrag an den Kreis zu stellen. Zudem bat Sonja Peichl (CDU), das Angebot des Jugendtaxis mehr publik zu machen.

Mobilität für Senioren

Im November 2011 stellte die SPD-Fraktion den Antrag, ein Konzept zur Mobilität für die älteren Bürger zu erarbeiten. Dieses stellte die Gemeindepflegerin Tamara Jung im Ausschuss vor. In ihrer Bedarfsanalyse stellte sie Erreichbarkeits-Lücken in Elz-Süd fest. Das Gebiet sei sehr weitläufig, so dass die Senioren weitere Wege zum Bahnhof oder zur Bushaltestelle zurückgelegen müssen. Lücken gebe es auch für das Neubaugebiet Richtung Offheim. Bisher wohnen dort aber hauptsächlich junge Familien. Dennoch müsse man dieses Gebiet im Blick behalten, denn irgendwann kommt der Generationenwandel. Bereits jetzt können die Menschen auf Ruhebänken im Ort Pause machen. Ihr Tipp in der Analyse ist es, weitere Sitzmöglichkeiten zu schaffen. Als nächstes betrachtete sie Mobilitätseinrichtungen wie den Bürgerbus, das Seniorentaxi oder Mitfahrbänke.

Auf Nachfrage aus dem Gremium, wie ihre Meinung sei, riet sie von den Mitfahrbänken ab. Dies hätte bereits in anderen Kommunen nicht funktioniert. Ihr Wunsch wäre der Bürgerbus, doch dieser bräuchte viel Personal und es seien Fragen der Versicherung sowie Haftung zu klären. Daher empfiehlt sie zum aktuellen Zeitpunkt das Seniorentaxi. Ähnlich dem Jugendtaxi könnte den Senioren Gutscheine angeboten werden und diese Variante sei schnell umsetzbar. Der Bedarf sei vor allem für Einkaufsfahrten und für Fahrten zum Friedhof gegeben, daher eignet sich das Taxi am besten.

Diskussion um die Mobilitätsmöglichkeiten

Bei der Diskussion um die Mobilität für Senioren kam es dann zu einer Vermengung mit der Diskussion um den Kita-Bus und es wurde kurz hitzig. Sonja Peichl wollte von den SPD-Mitgliedern wissen, was das Ziel ihrer Anträge sei. Sie sei dagegen, Begehrlichkeiten zu wecken. Es sollte erstmal eine Ermittlung der Bedarfe erfolgen. Auch Bürgermeister Horst Kaiser unterstützte diese Aussage. „Ich habe das Gefühl, dass wir Bedarfe generieren. Aber wir sind in Elz gut versorgt. Die Umsetzung ist nicht einfach und zudem teuer. Für den Kita-Bus geben wir 500 Euro pro Kind im Monat aus. Wir sind privilegiert.“

Benedikt Michel wollte dies nicht so einfach hinnehmen. „Wir geben für so viel Zeug Geld aus wie für die Gedenktafeln, warum nicht auch für unsere Senioren?“ Er stellte die Frage in den Raum, ob denn die Senioren aus Malmeneich den Kita-Bus nicht mit nutzen könnten. Petra Sander (SPD) fügte noch hinzu, dass sie die hohe Individualität bei den Menschen sehe. Durch eine Einschränkung des Parkens um die Kitas und Schulen würden die Familien eventuell die Angebote der Gemeinde eher nutzen.

„Wir wollen allen Menschen helfen und müssen uns fragen, wie wir dies gestalten“, so Peichl. Sie plädierte an die Runde, vorher über die Dinge zu diskutieren, bevor es zu teuren Schnellschüssen kommt. Daher einigte sich der Ausschuss darauf, dass erstmal die genauen Bedarfe ermittelt werden sollen, bevor irgendeine Idee realisiert wird. Horst Kaiser gab noch Einblicke in die Gespräche mit Limburg bezüglich einer Ausweitung des Lahnstars. In Zusammenarbeit wird angestrebt, über Offheim und Staffel den Fleckenberg wie auch Elz-Süd anzufahren. Über ein neues Förderkonzept gebe es eventuell weitere Möglichkeiten. Kaisers Ziel ist es, vor allem auch eine Anbindung von Malmeneich zu erreichen. Die Ausschussmitglieder waren sich einig, dass sie weiter am Thema Mobilität dran bleiben.

Ein weiteres Thema gestern Abend war ein möglicher selbstverwalteter Jugendraum.

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Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

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