#Mutmachergeschichten: Gründung eines Kinderchors

Corona wirkt auf alle Lebensbereiche ein. Mit den #Mutmachergeschichten gibt es Einblicke in die verschiedenen Themen, die von dem Virus beeinflusst sind und wie die Menschen damit umgehen. 

In der ersten Geschichte geht es um den MGV Oberbrechen, der mitten in der Pandemie einen Kinderchor gegründet hat. Im Interview sagt der Vorsitzende Ulrich Heun: „Es war der richtige Weg“.

Singen verboten

Schon sehr früh der Corona-Pandemie war das gemeinsame Singen verboten – im Chor, in der Schule oder im Gottesdienst. Bis auf wenige Wochen im letzten Jahr, in denen sich die Chöre im Freien trafen oder in größeren Räumlichkeiten, findet seit über einem Jahr keine regelmäßigen Chorproben statt. Es gibt Chöre, die versuchten, auch mit dem Singen ins Digitale umzuschwenken. „Echtes, gemeinschaftliches Singen ist so  nicht möglich“, so Ulrich Heun im Gespräch. Zudem ist es auch eine Frage des Alters. Nicht jeder ältere Sänger ist gewillt, vor dem Bildschirm alleine zu singen. In der ganzen Zeit hat der MGV Oberbrechen an seinen Dirigenten Maximilian Schmitt festgehalten. Und dies war eine gute Idee, denn Schmitt entwickelte neue Formate für die Online-Chorproben. Dinge, für die es sonst keine Zeit gab, rückten jetzt in den Vordergrund wie Theorie, Notenlesen oder Stimmbildung. Und die Sänger, welche sich darauf eingelassen haben, „waren erstaunt, was mit ihrer Stimme passierte und wie sich die Stimme verbesserte“, so Heun.

Im Sprung gebremst

Doch wie war das mit dem Kinderchor? Im Januar 2020 zum 1. Vorsitzenden gewählt, hatte Heun die Idee eines Kinderchors, um den MGV auch in Zukunft auf eine sichere Basis zu stellen. Der Kinderchor sollte auch als Motivation dienen, dass der Chor eine Zukunft hat. Mit dem Kinderchor sollten Vor- und Grundschule angesprochen werden. Daraus könnte potentiell ein Jugendchor entstehen und später die Reihen des MGV auffüllen. Eine Woche vor Corona wurde das Thema konkret und dann „wurden wir mitten im Sprung gebremst“. Am Anfang von Corona und dem Lockdown war die Stimmung noch gut und alle warteten drauf, bald wieder loslegen zu können. Doch als sich abzeichnete, dass dieser Zustand länger andauert, stellte sich die Frage, wie es mit dem Projekt weitergehen sollte.

Die Meinung dazu war geteilt. Die einen wollten es auf Eis legen und erst wieder in Angriff nehmen, wenn Corona vorbei sei. Die anderen waren fürs Weitermachen. Auch Heun wollte das Projekt weiter vorantreiben. Wenn der Verein warten würde, bis Corona vorbei sei, was bisher nicht abzusehen ist und dann erst wieder in die Vorbereitungen gehen würde, verliert er sehr viel Zeit. „Wenn wir warten, bis alles vorbei ist, wissen wir nicht, wann wir das Projekt starten können“, so Heun.

Ulrich Heun, 1.Vors MGV Oberbrechen
1.Vorsitzende Ulrich Heun stellt das Kinderchor-Projekt vor

Gelder gesammelt

Am Ende entschied sich der MGV dafür, dass Projekt weiter voranzutreiben. Die Chorleiterstelle wurde ausgeschrieben. Und der Verein sammelte Spendengelder. Ziel war es, soviel Geld zu sammeln, dass der Kinderchor ein Jahr ohne Einnahmen finanziert werden kann. „Wenn man sich intensiv mit einem Thema beschäftigt, dann findet man Lösungen“, so Heun. Und mit viel Werbung hat es der MGV geschafft und konnte über Crowdfunding gemeinsam mit der Volksbank Rhein Lahn Limburg die Finanzierung des Projektes auf die Beine stellen. Im Juli war geplant, mit dem Besuch des Singbus der Deutschen Chorjugend den Kinderchor zu gründen. Doch auch dies fiel Corona zum Opfer und wurde einen Tag vorher abgesagt. Doch der Vorsitzende hat es geschafft, dass der Singbus dann in diesem Sommer, am 10. Juli, nach Oberbrechen kommt.

Mit der Chorleiterin Susanna Fan-Ebener konnte der MGV eine engagierte, in der Leitung von Kinderchören sehr erfahrene Musikerin gewinnen. Die Freude der Kinder am Singen ist der wichtigste Grundpfeiler für eine gelungene Chorarbeit. Die Proben mit dem Kinderchor haben begonnen, auch wenn dieser vorerst nur online stattfindet. Sechs bis acht Kinder nehmen derzeit regelmäßig an den Chorproben statt. Aber es sind mehr als zehn Kinder, die insgesamt Interesse daran haben, im Chor mitzusingen. Und dabei konnte der Verein noch gar nicht richtig an der Grundschule für das Projekt werben, da die Kinder über lange Zeit im Distanzunterricht waren und keine Aktionen an den Schulen stattfinden.

Die Online-Chorproben stellen natürlich eine gewisse Herausforderung dar, die die Kinder mit etwas Unterstützung ihrer Eltern und vor allem durch die Chorleiterin bravourös meistern. Der Vorsitzende spricht ein riesen Kompliment an die Dirigentin aus, wie sie diese Situation meistert und wie sie die Kinder motiviert. Und er bedankt sich bei den Eltern, welche das Projekt unterstützen. Als erstes konkretes Ziel ist die Video-Aufnahme eines virtuellen Chors geplant. Und es wäre schön, wenn ein Adventskonzert möglich ist.

Die Gründung des Kinderchors in der Pandemie war laut Heun der richtige Weg, denn es schafft eine Grundlage für die nächsten Schritte. „Wir haben hohe, ambitionierte Ziele, aber dies ermöglichen eine Zukunftsperspektive.“

Auch jetzt können sich Kinder noch für den Kinderchor anmelden. Ansprechpartner ist der 1. Vorsitzende Ulrich Heun, E-Mail: ulrich.heun@mgv-eintracht-oberbrechen.de oder telefonisch unter 01517 008 7017.

Ihr habt auch eine #Mutmachergeschichte? Habt in der Pandemie neue Rituale entwickelt, etwas Neues für Euch entdeckt oder Euch neu orientiert? Dann schreibt mich gerne an info@hl-journal.de

Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

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