NABU-Aktion zur Schaffung neuer Habitate

Der Steinkauz steht in Deutschland auf der Roten Liste, sein Bestand ist gefährdet. Der Bestand hat sich zwar leicht erholt, doch der Nachwuchs der Steinkauz-Paare in Hadamar findet keine Reviere mehr und muss abwandern. Um neue Reviere für den Steinkauz zu schaffen, lud der NABU Hadamar zu einer Aktion ein. 

Rund 20 große und kleiner Helfer kamen Samstagmorgen auf einem Feld in Niederhadamar zusammen, um 15 tiefe Löcher zu buddeln, in denen dann 15 alte Hochstamm-Apfelbäume gepflanzt wurden. Neben einer Streuobstreihe, die dadurch entsteht, können hier zukünftig Steinkauze ein neues Revier finden. Und damit auch andere Vögel Nistplätze finden, hängten die Mitglieder im benachbarten NABU-Schutzgebiet weitere Nistkästen für verschiedene Singvögel sowie Fledermäuse aufgehängt.

Pflanzung alter Apfelsorten

Die Namen klingen etwas fremd in den Ohren, wenn man nur Braeburn oder Granny Smith gewohnt ist. Rheinischer Winterrambur, Rheinischer Bohnapfel, Prinzenapfel oder Roter Eiserapfel heißen die alten Sorten, welche auf einer städtischen Fläche gepflanzt wurden. Die Hochstämme, welche jetzt noch sehr schmal erschienen, sollen nicht nur Lebensraum bieten, sondern auch Nahrungsgrundlage für die Tiere. Bereits im letzten Jahr pflanzte der NABU vier Apfelbäume und nach dem Arbeitseinsatz stehen jetzt 19 Apfelbäume auf dem Feld.

Die Pflege übernehmen erstmal die Mitglieder vom NABU, aber sie würden sich freuen, wenn sich Menschen finden, die eine Patenschaft für einen Baum übernehmen würden. Dies ist nicht immer einfach, weis die Vorsitzende Anna Pietsch. Der NABU versuchte schonmal, Paten zu finden, doch das wurde beim letzten Aufruf nicht so gut angenommen. Im Gegensatz zum Aufruf für die Baumpflanzaktion. Neben Mitgliedern des NABUs kamen auch Familien, welche noch nicht im NABU sind, aber die Arbeit unterstützen.

Alte Apfelbäume sollen hier zur Streuobstreihe heranwachsen

1.200 Euro Spendengelder

Um das Projekt zu finanzieren, erhielt der NABU 500 Euro Spende von der NASPA sowie 700 Euro vom Stadtmarketing der Stadt Hadamar. Bereits in der Vergangenheit gab es eine gute und konstruktive Zusammenarbeit zwischen dem NABU und der Stadt. Dabei entstanden ein Insektenhotel und Artenschutzprojekt in Oberweyer. In diesem Jahr gab die Stadt erneut Blumensamen für insektenfreundliche Wiesen raus und die Spenden wandern weiter zum NABU. Mit den Spendengeldern der Stadt werden die Nistkästen für die Steinkäuze und Fledermäuse finanziert. Zudem kommt die Tage noch ein Werbefilm zum NABU raus. Peter Martin-Pietsch vom Stadtmarketing lobte die freiwillige Arbeit des NABU sowie die konstruktive Zusammenarbeit.

Direkt vor Ort ist ebenfalls zu sehen, dass es immer mal wieder Probleme mit Landwirten gibt. So wurde kurz vor der Baumpflanzaktion ein Pflanzenstreifen mit umgeackert, so dass weniger Platz für die Baumpflanzaktion bestand. Das sei jetzt jedoch eine Sache der Stadt, mit dem Landwirt ins Gespräch zu kommen und darauf hinzuweisen, so Anna Pietsch. Die Problematik ist jedoch ein sehr Übergang zu der Aktion. Auf dem Feld stehend ist auf den ersten Blick zu sehen, dass der Bereich sehr stark landwirtschaftlich genutzt ist. Es gibt kaum Strukturen auf den Flächen. Am Weg entlang befindet sich ein Vogelschutzgehölz, welches dem NABU gehört sowie jetzt die Bäume, doch mehr Strukturen gibt es nicht. Und damit fehlen den Vögeln Nistmöglichkeiten.

Nistkästen für verschiedene Höhlenbrüter

Neue Reviere für den Steinkauz

Über den Hügel hinweg fängt die Gemarkung von Limburg an und dort befindet sich eine Streuobstwiesen, wo der NABU dankenswerterweise zwei Steinkauz-Niströhren anbringen darf. Die gepflanzten Apfelbäume sind noch nicht stark genug für solche Röhren. Diese sind erst in fünf bis sechs Jahren groß genug für solche Niströhren. Aber so kann das Habitat Stück für Stück erweitert werden. Derzeit haben die Jungtiere der 20 Paare keine Möglichkeit, in der Nähe Reviere zu finden und müssen abwandern. In diesem Jahr haben trotz der schlechten Witterungsbedingungen 12 Paare insgesamt 34 Jungtiere zur Welt gebracht. „Wir brauchen dringend neue Lebensräume für den Steinkauz“, so Anna Pietsch. Die Population in Hadamar ist insgesamt stabil, kann sich derzeit aber nicht vergrößern. Dabei ist Hadamar Schwerpunktregion hier im Landkreis, denn hier gibt es die stärkste Population.

Aber es sind nicht nur die Steinkäuze, die Nistmöglichkeiten suchen. Und so brachte der NABU im Vogelschutzgehölz weitere Nistkästen an für Höhlenbrüter. Dazu gehören die Meisen, Amseln, Gartenrotschwanz oder Stare. Auch für Fledermäuse wurden einige Kästen aufgehängt.

Direkt im Januar ist die nächste Aktion geplant. In Niederhadamar übernimmt der NABU die Teiche der Stadt Hadamar in einem Pachtverhältnis. Diese sollen sich zu Amphibiengewässern entwickeln. Jedoch müssen sie erstmal entbuscht werden.

Wer auf dem Laufenden bleiben möchte, findet alle Informationen auf der Homepage des NABU oder auf Facebook

Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

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