(Noch) Keine Wölfe im Landkreis

Die CDU und SPD Limburg-Weilburg wollten von der Kreisverwaltung wissen, wie sie aufgestellt ist, falls es zu Wolfsichtungen oder auch Ansiedlungen im Landkreis kommt. Bisher gebe es keine Wölfe im Landkreis und seien auch keine Risse bekannt. Daher gebe es von Seiten des Landkreises noch keinen ständigen Kontakt zum Wolfzentrum in Gießen. 

Die Kreistagsfraktionen von CDU und SPD haben diese Anfrage an den Kreistag gestellt. Bundesweit nehmen die Konflikte zwischen der Bevölkerung und dem Wolf stetig zu. Und sie wollten wissen, wie es hier vor Ort aussieht. Die Anfrage bezieht sich unter anderem darauf, ob und welche Schritte die Kreisverwaltung unternimmt, wenn es eine Wolfsichtung in der Region gibt.  Wie beobachtet die Verwaltung die zukünftige Geschehensentwicklung, um in notwendigen Fällen adäquat zu reagieren. Dabei ginge es nicht nur darum, Nutztierschäden zu vermeiden, sondern auch die Ängste der Bevölkerung ernst zu nehmen. Auch wenn es noch keine residenten Einzelwölfe gebe, gebe es hindurchreisende Wölfe. „Vor diesem Hintergrund möchten wir den Landkreis im Hinblick auf mögliche Gefahren für die Bevölkerung und speziell für die Nutztierhalter vorbereitet wissen“, so in der Begründung der Anfrage.

Kurzfristige Warnung möglich

Auf die Nachfrage, ob der Landkreis ein Präventions- und Informationskonzept zum Thema Wolf habe, verwies dieser auf die Internetseite des Hessischen Wolfzentrum, wo es Informationen zu Sichtungen und Verdachtsfällen gibt. Zudem kann das Amt für den Ländlichen Raum, Umwelt, Veterinär und Verbraucherschutz die bekannten Tierhalter bei Nachweisen eines Wolfes im Landkreis über den vorhandenen Mailverteiler kurzfristig informieren. Ein ständiger Kontakt zum Wolfszentrum bestünde (noch) nicht, kann aber jederzeit im Bedarfsfall aufgenommen werden. Bei der Ansiedlung eines Wolfes im Landkreis, erfolge eine Information über die Internetseite und die Presse.

Die beiden Kreistagsfraktionen wollten zudem wissen, ob der Landkreis in Kontakt zu Viehhaltern stehe und ob diese Schutzvorkehrungen treffen können. Darauf antwortete der Landkreis, dass es bereits seit 2018 für Schaf- und Ziegenhalter die Möglichkeit gibt, eine „Zuwendung für die bessere Absicherung der Schaf- und Ziegenbeweidung gegen Gefährdung durch große Beutegreifer“ im Rahmen der Agrarförderung zu beantragen. 14 Halter von Schafen und Ziegen nutzten dieses Angebot in 2021. Diese Schutzmaßnahmen bestehen aus einer Grundsicherung durch gute Zäune mit Untergrabungsschutz und einer Höhe von mindestens 90 Zentimetern. Zudem liegt auf dem Zaun eine Spannung von 3.000 Volt. Diese Maßnahmen sollen den Wolf daran hindern, Nutztiere zu reißen.

Lässt sich ein Wolf in einer Region nieder, findet unverzüglich eine Information über das Amt für den ländlichen Raum statt. Die Viehhalter erhalten nochmal extra Informationen zu der Gefahr sowie den bestehenden Fördermöglichkeiten zum Schutz der Tiere. Neben der Informationen im Bedarfsfall findet bereits jetzt ein regelmäßiger Austausch mit dem Kreisbauernverband statt. Dabei ist der Wolf immer wieder Thema. Auf Nachfrage, ob ei intensiver Austausch mit den Jägern zum Thema Wolf bestehe, verneinte der Landkreis dies. Es gebe jedoch einen intensiven Austausch zwischen dem Wolfszentrum und den Forstämtern und darüber dann auch mit der Jägerschaft.

CDU beim Jagdgespräch

Bereits im Vorfeld war der Arbeitskreis Umwelt der CDU-Kreistagsfraktion zu einem jagdpolitischen Gespräch in Fussingen. Der Mitpächter des Jagdreviers Fussingen, Wolfgang Erler, hatte Ende April dazu eingeladen. Neben den CDU-Mitgliedern nahmen weitere Jäger, Nutztierhalter und Landwirte daran teil. „Noch gibt es keinen residenten Wolf. Aber schon jetzt müssen alle Akteure, bei denen durch den Wolf verursachten Schäden zu rechnen ist, informiert und beteiligt werden“, so der Sprecher des Arbeitskreises Umwelt, Tobias Grän. Angesichts der starken Frequentierung des Waldes als Nah- und Erholungsraum durch Jogger und Spaziergänger, aber auch durch Waldkindergärten, können Begegnungen zwischen Menschen und Wolf geschehen, schlussfolgerte Grän.

Eingangs machte Wolfgang Erler den Anwesenden deutlich, dass „der Wald das natürliche Habitat des Wolfes ist und sobald er sich dort niederlässt, er zum Überleben seine natürlichen Beutetiere – insbesondere Tiere aus der Weide- und Nutzhaltung – ins Visier nehmen und dabei auch aufgrund der sich angrenzenden Bebauung von Wohnsiedlungen in die unmittelbare Nähe von Menschen kommen wird, sodass eine Begegnung zwischen Mensch und Wolf unausweichlich ist.“ Weiter informierte Erler, dass „es selbst für uns Jäger keine rechtliche Handhabe gebe, mit dem Wolf umzugehen, da der Wolf im Jagdrecht nicht als Tier aufgelistet ist.“

„Dies ist die Voraussetzung für die Jägerschaft, sich – wie mit allen anderen wildlebenden Tieren – auch mit dem Wolf zu beschäftigen.“, führte er sodann aus. Weiter räumte er ein, dass es  den Jägern nicht darum gehe, den Wolf auszurotten, sondern die Population auf ein erträgliches Maß zu beschränken, um das Gefahrenpotential überschaubar zu halten.  So, wie die Bundesregierung und manche Länder es wünschten, einen Bestand von tausenden Wölfen in Deutschland zu haben um die Bestandssicherung zu wahren, lehnt Erler ab. In keinem europäischen Staat sei die derzeitige Wolfspopulation annähernd so hoch wie es Deutschland beabsichtige.

Jagdpolitische Gespräch zum Thema Wolf
Foto: Tarik Cinar

Aufnahme der Wölfe ins Jagdrecht

Die ländliche Bevölkerung muss am Ende mit dieser Herausforderung umgehen können und nicht diejenigen, die in der Stadt leben. Erler mahnt daher an, den Wolf so zügig wie möglich ins Jagdrecht aufzunehmen. Bei „Problem-Wölfen“ könnte der Jagdbeirat sodann gemeinsam mit der Unteren Jagdbehörde Entscheidungen zur Entnahme treffen. Darüber hinaus wurde mit den Nutztier- und insbesondere Weidetierhaltern und Schäfern über mögliche Probleme und Szenarien diskutiert. So wurde auch die Frage erörtert, wie denn möglicherweise der Kreis Informationen an die Beteiligten weitergeben kann, wenn durch das Wolfszentrum in Gießen Mitteilungen über das Vorkommen des Wolfes in unserer Region vorliegen. Mit der Mitteilung können die Viehhalter unmittelbar ihre Tiere in Stallungen verbringen, um ein mögliches Aufeinandertreffen vorzubeugen. Dies ist eine Präventiveinwirkung, die uns allen mehr Sicherheit geben kann, so Erler.

Auch wurde die rechtliche Frage beim Eindringen des Wolfes in die Gatterungen erörtert, wenn denn die Tiere aus Panik ihre Weide verlassen und einen Unfall verursachten. Wer den Schaden dann bezahlen wird, sollte bereits jetzt mit den Haftpflichtversicherungen der Tierhalter geklärt werden. Weitere Präventivmaßnahmen wie Weidezäune und Herdenschutzhunde könnten eine teilweise Risikominderung mit sich bringen, jedoch entstehen hieraus mögliche Folgeprobleme.  Armin Müller, Vorsitzender des hessischen Jagdgenossenschaftsverbandes, und Marco Hepp, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes, begrüßten ausdrücklich, dass im Rahmen des jagdpolitischen Gesprächs der Austausch mit allen beteiligten Akteuren gesucht wird.

Keine Alarmsignale senden

Der Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion Christian Wendel erläuterte den Anwesenden den Inhalt der Anfrage zu nächsten Kreistagssitzung. „Uns geht es nicht um Alarmsignale, sondern um ein Präventions- und Informationskonzept“, so Wendel. Wir greifen die berechtigten Sorgen mit Blick auf eventuelle Konflikte zwischen Mensch und Wolf auf. Gleichzeitig gilt es Ruhe und Besonnenheit zu bewahren. Es geht um Aufmerksamkeit und Sensibilisierung und dabei spielt Kommunikation eine entscheidende Rolle.“

Abschließend stellte der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU-Kreistagsfraktion und Landtagsabgeordnete Andreas Hofmeister fest: „Der Wolf ist nach Hessen zurückgekehrt. Er ist über das EU-Artenschutzrecht besonders geschützt. Mit dem Erfolg des Naturschutzes gehen aber auch Herausforderungen einher“, so Hofmeister. Gemeinsam müssen alle Beteiligten den richtige Umgang im möglichst konfliktarmen Verhältnis zwischen Wolf, Mensch und Weidetieren finden. Gleichzeitig bedarf es der Voraussetzungen, um die Ausbreitung der Wölfe eng zu überwachen. Mit einer solchen Überwachung könne eine schnelle Reaktion auf mögliche Fehlentwicklungen erfolgen.

Nur so akzeptieren vor allem Weidetierhalter den Wolf, wenn sie ihr Vieh vor ihm schützen können. In Hessen gebe es unter anderem umfassende Entschädigungsregelungen und Förderangeboten für den Weidetierschutz. Es bedarf einer realistischen und ideologiefreien Abstimmung, vor allem mit den Haltern von Schafen, Rindern und Pferden. Nur so kann ein solch großer Beutegreifer auch in der heutigen Zeit ein für alle Seiten zufriedenstellendes Comeback feiern. Die CDU wolle letztlich auch im Landkreis auf das Thema aufmerksam machen, so Hofmeister weiter. Die CDU möchte lieber präventiv agieren und nicht erst im Nachgang hektisch nach Lösungen suchen.

Bereits im letzten Jahr fand ein jagdpolitisches Gespräch zum Thema statt. Dabei zeigten sich unterschiedliche Ansichten zum Thema Wolf im Gespräch mit den Jägern sowie im Gespräch mit der Sprecherin der AG Wolf in Hessen. 

Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

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