Notfall-KTWs sollen Rettungsdienst entlasten
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Kurzfristig hat der DRK Kreisverband Limburg zwei Notfall-KTWs in den Dienst gestellt, um die vielen niederschwelligen Einsätze, welche aktuell die Rettungswagen fahren, abzufangen.
Bereits Ende Oktober berichtete ich darüber, dass der Rettungsdienst an seine Grenzen kommt. In der letzten Kreistagssitzung war dies ebenfalls Thema. Der Erste Kreisbeigeordnete Jörg Sauer (SPD) zeigte auf, dass die Anrufe in der Leitstelle zwischen sieben und 13 Prozent zugenommen haben. Zudem verschärfe sich die Situation, weil die Kassenärztliche Vereinigung (KV) die Praxisräume des ärztlichen Bereitschaftsdienstes zwischen 22 Uhr und 7 Uhr geschlossen hat, weil er zu wenig nachgefragt wurde. Als dritter Grund sei auch die Hemmschwelle bei den Menschen gesunken, den Notruf zu wählen (siehe auch Mittelhessen) Und am Mittwoch kam aus der Kreisverwaltung eine Pressemitteilung, dass Krankenhäuser und Rettungsdienste sich am Limit befinden.
Notfall-Krankentransporte zur Entlastung
Damit der Rettungsdienst sich wieder auf seine originären Aufgaben konzentrieren kann, hat der DRK Kreisverband nun zwei Krankentransportwagen zu Notfall-Krankentransportwagen aufgerüstet und in Dienst gestellt. Diese Fahrzeuge wurden mit zusätzlicher medizinischer Technik wie einem transportablen EKG aufgerüstet. Damit können nun niederschwellige Notfalleinsätze gefahren werden, die keinen Rettungswagen bedürfen. Niedrigschwellige Notfalleinsätze sind Einsätze, bei denen keine vitale Gefährdung vorliegt oder zu erwarten ist. Somit soll der Druck von den Rettungswagen genommen werden. Gleichzeitig können diese Fahrzeuge aber auch für Notfälle eingesetzt werden, um das therapiefreie Intervall zu verkürzen, bis ein Rettungswagen vor Ort ist.
Reaktion auf verändertes Verhalten
Auch in der personellen Ausstattung gibt es einen Unterschied. Auf einem Rettungswagen muss mindestens ein Notfallsanitäter sitzen. Auf einem Notfall-KTW sitzen mindestens zwei Rettungssanitäter mit Berufserfahrung und einsatzbezogener- sowie medizinischer Fortbildung. Sebastian Schneider, Leiter des Rettungsdienstes, zeigt die Problematik auf. Wenn kein Arzt vor Ort ist, der einen Transport angeordnet hat, musste bisher der Rettungswagen raus. „Es gibt eine große Hilfsbedürftigkeit der Menschen, aber ein Arzt ist oftmals nicht mehr zu erreichen“, so Schneider. Um diese Notfälle dennoch abzudecken, die Rettungswagen aber für lebensbedrohliche Einsätze zur Verfügung zu haben, wurden nun die Notfall-KTWs in Dienst gestellt. Damit reagiert der DRK auf das veränderte Verhalten der Hilfesuchenden.
Pilotprojekt für ein Jahr
Bei diesem Projekt handelt es sich um ein Pilotprojekt für ein Jahr. Der Landesrettungsdienstplan Hessen lässt durch eine Experimentierklausel dieses Projekt zu, welches in enger Abstimmung mit der Rettungsdienstaufsicht sowie den Leistungserbringern erfolgt. Jede Fahrt, welche als Notfall-KTW getätigt wird, muss direkt nach der Fahrt ausgewertet und ein Evaluierungsbogen ausgefüllt werden. Im Verlauf möchten alle Beteiligten auch die Erfahrungen regelmäßig austauschen, um zu schauen, ob dieser Ansatz etwas bringt. Im Hinblick auf die zudem angespannte Personalsituation ist dies ein Ansatz, welcher auch Ressourcen schont. Die Rettungssanitäter beim DRK KV Limburg begrüßen das Projekt, weil die mehr Verantwortung erhalten, was wiederum ein Anreiz für den Beruf darstellt.
Premiere Berufspraktikum
Eine weitere Premiere beginnt am 1. Januar 2023 beim DRK KV Limburg. Um der personellen Situation zu begegnen, möchte der DRK Kreisverband Limburg früher anfangen, Interessenten für den Beruf zu gewinnen und startet ein Jahrespraktikum in Zusammenarbeit mit der Adolf-Reichwein-Schule, Limburg. Im Schulzweig Gesundheit läuft das erste Schuljahr berufsbegleitend mit drei Tage Praktikum und zwei Tage Schule. „Mit diesem Projekt können wir früher als bisher Menschen für den Beruf begeistern“, so Schneider. Die jungen Menschen können bereits Praxiserfahrung sammeln und werden in den Rettungsdienst integriert. Dies ist ein neuer Weg, um Personal zu gewinnen.
Mit den beiden Projekten – dem Indienststellen der Notfall-KTW und dem Betriebspraktikum – hofft der DRK Kreisverband Limburg, der angespannten Situation zu begegnen.