Optimierung der Rettungskette

Pressemitteilung- Nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause trafen sich die Akteure der Versorgung von Herzkreislaufstillständen endlich wieder persönlich im St. Vincenz-Krankenhaus. Gesundheitsamt, Rettungsleitstelle, Rettungsdienste, Notärzte, Krankenhäuser und die Krankenpflegeschule trafen sich jetzt auf Einladung des St. Vincenz-Krankenhauses, um den Sachstand der Maßnahmen zur Verbesserung in der Versorgung von Herzkreislaufstillständen zu besprechen.

Zusammengefasst versorgte der Rettungsdienst im Jahr 2021 genau 192 Patienten mit einem Herzkreislaufstillstand. Im Schnitt dauerte es neun Minuten bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes. Bei 105 von ihnen wurde eine Reanimation durchgeführt, bei 87 bestanden leider bereits sichere Todeszeichen. Oder es lag eine Patientenverfügung mit dem Wunsch des Verzichts auf einen Wiederbelebungsversuch vor. Die meisten Notfallorte waren mit 74,3 Prozent im häuslichen Umfeld. 61 Prozent der Betroffenen waren männlich, das Durchschnittalter betrug 70,0 Jahre. In 51,4 Prozent führten Ersthelfer bereits eine Herzdruckmassage durch. 33 Prozent der Patienten, bei denen eine Reanimation begonnen wurde, also 35 Personen, konnten durch den Rettungsdienst ins Krankenhaus gebracht werden. Leider konnten aber nur vier Patienten lebendig entlassen werden. Diese Zahlen entsprechen ungefähr dem Durchschnitt im Reanimationsregister.

Frühzeitige Animation hilft Leben retten

Der Landkreis Limburg-Weilburg ist der einzige Landkreis im Reanimationsregister, der flächendeckend teilnimmt. Daher erstellte das Reanimationsregisters erstmalig einen Clusterbericht, in dem eine getrennte Auswertung der verschiedenen Leistungserbringer zum Qualitätsmanagement erfolgte. Die Rettungsleitstelle hat nach interner Schulung mit 35,2 Prozent in einem überdurchschnittlich (23,7 Prozent) hohen Anteil von Fällen eine telefonische Anleitung zur Laienreanimation (tCPR) durchgeführt. Damit trug sie zu einer deutlichen Verbesserung der Versorgung bei.

Die frühzeitige Reanimation durch Zeugen, andere Ersthelfer oder First Responder verkürzt das Intervall ohne Kreislauf. Dies trägt somit entscheidend zum Outcome für die Patienten bei. Durch die Anleitung von Herzdruckmassage und gegebenenfalls Beatmung sowie einer weiteren Steigerung der Rate soll eine weitere Verbesserung erreicht werden. Auch musste nur in 8,6 Prozent  der Notarzt nachgefordert werden (Registerdurchschnitt 10,9 Prozent), weil die Reanimations-Situationen während der Notrufabfrage gut erkannt wurden.

Auf Seiten des St. Vincenz-Krankenhauses erfolgt im Juli 2021 die Zertifizierung als Cardiac Arrest Center (Spezialversorger von Patienten nach Herz-Kreislauf-Stillstand) sowie im Jahr 2021 die Renovierung des Herzkatheterlabors. Dies kommt beides der Versorgung von Herz-Kreislauf-Stillständen zugute. Aus den verschiedenen Bereiche des Registers berichten Dr. Peter Sahmer, Standortleiter des Notarzteinsatzfahrzeugs Limburg, Dr. Thomas Martin, Oberarzt des Notfallteams der interdisziplinär-operativen Intensivstation und Mehdi Afscharian, Leiter der internistischen Intensivstation und des Cardiac Arrest Centers von ihrer Arbeit mit dem Register.

Lebensretter-App

Die Etablierung einer Lebensretter-App wurde bislang Corona-bedingt noch nicht weiterverfolgt. Diese Apps können qualifizierte Mitmenschen, die in der Nähe eines Herzkreislaufstillstands sind, zum Notfallort lotsen. Damit verkürzt sich die Zeit ohne Versorgung. Weitere Helfer können zum Beispiel einen öffentlich zugänglichen Defibrillator bringen.

Durch das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, die Deutsche Gesellschaft für Anästhesie und Intensivmedizin sowie durch das Deutsche Reanimationsregister gibt es nun nach den USA, Dänemark und Singapur auch in Deutschland das Angebot der Resuscitation Academy. Ziel ist, die Ergebnisse nach einem außerklinischen Herz-Kreislauf-Stillstand gemäß dem 2008 in Seattle/King County, USA, entwickelten 10-Schritte-Programm nach Eisenberg systematisch und nachhaltig zu verbessern. Die Anwesenden waren sich einig, zu versuchen, dieses Mentorenprogramm in den Landkreis zu holen.

Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

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