Peter Assmann – Spuren in Limburg
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Im Juni 2021 beantragte die CDU-Fraktion Limburger Kernstadt aus Mitteln des Ortsbeirates eine Gedenktafel für den Gymnasialzeichenlehrer und Heimatforscher Peter Assmann (1862 – 1939) an dem Haus Oraniensteiner Weg 70 in Limburg zu ermöglichen. In der gestrigen Ortsbeiratssitzung gab Stadtarchivar Dr. Christoph Waldecker einen Einblick in sein Leben und Wirken.
„Peter Assmann war eine interessante Persönlichkeit und hat seine Spuren in Limburg hinterlassen“, beendete Dr. Christoph Waldecker seine Ausführungen im Ortsbeirat. Er begrüßte die Initiative für die Gedenktafel. Assmann sei eine bedeutende Person in der ersten Hälfte des Jahrhunderts gewesen. Daher sei es gut, wenn Limburger Bürger wie auch Besucher über eine Gedenktafel mehr über das Wirken erfahren. Zumal der Lehrer, Zeichner und Heimatforscher kaum einem noch ein Begriff ist.
Förderung der Heimatliebe
Peter Assmann wurde am 26. Februar 1862 in Meudt geboren. Nach seiner Schulzeit besuchte er ein Lehrerseminar in Montabaur und unterrichtete einige Jahre, bevor er an der Kunsthochschule in Kassel studierte und dort die Prüfung als Zeichenlehrer an höheren Schulen ablegte. Von 1892 bis 1894 war er als Zeichenlehrer in Schmalkalden tätig, bevor er nach Limburg kam. Dort war er bis zu seinem Ruhestand 1927 am Realprogymnasium tätig und gab Zeichenunterricht in der Höheren Töchterschule. Neben seiner Lehrtätigkeit war Peter Assmann von 1910 bis 1919 als Stadtverordneter aktiv.
Mit seinem besonderen Blick entstanden eine Vielzahl an Bildern aus Limburg und Umgebung. Dabei fällt auf, wie detailverliebt er die noch so kleinen Strukturen am Fachwerk oder an Gebäuden aufgenommen und wiedergegeben hat. Ihm war es dabei wichtig, die Heimatliebe zu fördern. Er wollte die Limburger wie auch Besucher für die Stadt begeistern, so Waldecker in seinem Vortrag. Seine Bilder wurden in der Zeitung abgedruckt, von ihm stammen Postkarten, viele Darstellungen Limburger Gebäude, aber auch Motive aus dem Westerwald, zählte Waldecker auf. Viele seiner Limburger Arbeiten finden sich in dem 1926 erschienenem Buch „Alt-Limburg. Seine Kunstschätze und malerischen Winkel in Wort und Bild“. Mit seinen Bildern eröffnete er nochmal einen völlig anderen Blick auf die Stadt. Neben dem Zeichenstift griff er auch zur Feder und verfasste zahlreiche Schriften über Kunst und Geschichte.
Limburg braucht ein Heimatmuseum
Neben seinen Blick auf die Heimat setzte er sich für verschiedene Themen in der Stadt auch immer wieder vehement ein. Nachdem 1929 der Südflügel des Limburger Schlosses niederbrannte, stand im Raum, das Schloss abzureisen. Peter Assmann setzte sich damals vehement für den Wiederaufbau des Schlosses ein und erteilte dem Abriss eine klare Absage. Dafür nutzte er die Presse, welche Artikel von ihm veröffentlichte, in dem er einen Grundriss zur Geschichte und Bedeutung des Schlosses für Limburg aufzeigte. Als das Schloss bis 1935 wieder hergestellt war, hatte er ein wichtiges Ziel erreicht.
Ein weiteres Anliegen des Heimatforschers war die Einrichtung eines Heimatmuseums in Limburg. Er gründete den örtlichen Westerwaldverein mit und war dessen Vorsitzender. Zudem war er Mitbegründer und Ehrenvorsitzender des Geschichts- und Altertumsverein Limburg. Bereits während seiner politisch aktiven Zeit setzte er sich für ein Heimatmuseum ein, stieß aber immer wieder auf Ablehnung durch den Magistrat. In seinen letzten Lebensjahren nahm er das Engagement für ein solches Museum wieder verstärkt auf. Er nutzte die Presse wie auch Vorträge und eigene Publikationen, um zu zeigen, wie wichtig es sei, einen Blick auf die eigene Vergangenheit zu haben. Dabei hielt er auch mit seiner Kritik nicht zurück, dass es kein Interesse an einem solchen Museum gab.
1936 wies er mit einem Artikel „In Limburg fehlt ein Heimatmuseum“ erneut darauf hin, dass in Limburg etwas fehlte, was in viel kleineren Gemeinden längst vorhanden sei – ein Heimatmuseum. Beim damaligen Bürgermeister Willi Hollenders stieß er nicht mehr auf taube Ohren. Er werde die Frage prüfen und Aßmann solle eine Aufstellung machen über die Stücke, welche er auszustellen gedenkt. Im Walderdorffer Hof wurden für das Anliegen Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt und am 25. Juni 1938 gab es eine feierliche Eröffnung des Heimatmuseums. Bei der Eröffnung äußerte Assmann den Wunsch, dass sich das Heimatmuseum zu einer einzigartigen Stätte entwickelt, ohne darauf hinzuweisen, dass die städtischen Behörden jahrelang kein Entgegenkommen zeigten.
Assmann und die NS-Zeit
Das Wirken von Peter Assmann fällt teilweise in die NS-Zeit, so dass es Waldecker ein Anliegen war, das Verhältnis von Assmann zur NSDAP näher zu betrachten. Ja, in dem Heimatmuseum gab es eine Büste von Hitler. Und ja, in der Eröffnungsrede zum Heimatmuseum äußerte sich Assmann auch dahingehend, dass er die heimatliche Volkskunst im Sinne des Führers fördern möchte. Er nutzte NS-Zeitungen zur Veröffentlichung seiner Artikel. Vor der NS-Zeit war er Zentrums-Wähler gewesen, aus der später die CDU hervorging, wählte aber auch mal rechts. Er habe sich immer eine gewisse Distanz zur NSDAP bewahrt und war auch kein Parteimitglied.
Zudem setzte er sich 1919 für eine Gedenktafel ein für sechs im Ersten Weltkrieg gefallenen jüdische Limburger, was zeige, dass er kein Antisemit war. Er stand dem NS-Staat nicht von vorneherein ablehnend gegenüber. „Wie so viele seiner Mitmenschen wollte Aßmann nur das positive sehen“, fasst Waldecker zusammen, „alles andere blendete er aus.“ Daher sind für Waldecker die Verdienste von Aßmann für Limburg unbestritten. Assmann verstarb am 9. Oktober 1939 im Alter von 77 Jahren. In den Nachrufen wurde sein Wirken als Zeichner, Lehrer und Autor gewürdigt sowie seine Heimatverbundenheit hervorgehoben. Das Grab wurde 1998 auf dem Hauptfriedhof abgeräumt. In der Brückenvorstadt erinnert die Assmannstraße an ihn.
Dialoge und analoge Verknüpfung
Die Mitglieder des Ortsbeirates bedankten sich für die Ausführungen. Es herrscht noch ein wenig Unschlüssigkeit, wie die Gedenktafel ausgestaltet sein soll. Ein erster Entwurf bestünde aus viel Text, wodurch die Tafel recht groß wäre. Der Eigentümer im Haus sei nicht gegen eine Gedenktafel, aber bitte nicht direkt am Haus. Denn dann müssten die Menschen, welche die Gedenktafel lesen möchten, das Grundstück betreten. Von Frank F. König (FDP) kam der Vorschlag, digitale und analoge Wege zusammenzuführen. Dies führe zu weniger Text auf der Gedenktafel und wer mehr erfahren möchte, kann dies über einen QR-Code tun. Der Vorschlag kam gut im Gremium an.
Stefan Aßmann, ein Großneffe von Peter Aßmann, ist dabei, das künstlerische Werk seines Großonkels aufzuarbeiten. Dies möchte er am Ende in einem Buch zusammenfassen. Dazu gab es am 24. Januar einen Artikel in der Rhein-Zeitung (Plus-Inhalt)
Peter Assmann wäre nicht die letzte Persönlichkeit, für die der Ortsbeirat eine Gedenktafel initiieren möchte. Es gebe weitere Persönlichkeiten und die Kommunalpolitiker baten Waldecker, eine Zusammenstellung zu machen, welche Personen auch eine solche Gedenktafel verdient hätten.