PM St. Vincenz – Neuer Leiter Krankenhaushygiene

In Zeiten von Covid 19 war es eine besondere Herausforderung, das Amt des Ärztlichen Leiters der Krankenhaushygiene anzutreten: PD Dr. Björn Zietz hingegen war aufgrund seiner beruflichen Provenienz bestens vorbereitet – ein Glücksfall für die St. Vincenz-Kliniken.

Er hätte sich keine größere Bewährungsprobe aussuchen können, als sich gerade jetzt für eine klinische Tätigkeit in einem komplett neuen Arbeitsumfeld zu entscheiden. In der Tat ist es in Zeiten von Covid 19 eine besonders große Herausforderung, der sich Privatdozent (PD) Dr. Björn Zietz stellt: Vor wenigen Wochen trat der Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin am St. Vincenz sein Amt als Ärztlicher Leiter der Krankenhaushygiene an. Ein doppelter Glücksfall für das St. Vincenz. Denn zum Einen haben Krankenhaushygieniker im klinischen Arbeitsmarkt  immer noch Seltenheitswert, zum Anderen ist er für diese Herausforderung bestens vorbereitet:

„Hygiene braucht gute, offene Kommunikation!“

 Privatdozent Dr. Björn Zietz ist der neue Ärztliche Leiter der Krankenhaushygiene des St. Vincenz

Pandemie, Katastrophenfälle – auf diese Szenarien hat sich PD Dr. Björn Zietz in den verschiedensten Positionen gewappnet. Was ist zu tun, wenn ein außergewöhnliches Ereignis geschieht? Wie agieren bei einem Großschadensfall? Bei einem Tuberkulose-Ausbruch? Wie bereiten wir uns auf Krisenfälle bei Großveranstaltungen vor? Zentrale Fragen, die ihn beispielsweise bei seiner siebenjährigen Tätigkeit beim Landesgesundheitsamt Hannover immer wieder beschäftigt haben – u.a. auch bei der WM 2006. Thematische Schwerpunkte dabei waren Toxikologie und Infektionsschutz, also Vorbereitungen für Pandemien oder Situationen mit außergewöhnlich vielen Verletzten, erkrankten oder vergifteten Menschen. Regelmäßig war PD Dr. Zietz bei der LÜKEX engagiert, einer Übung, die vom Bundesamt für Katastrophenschutz und Katastrophenmedizin ausgerichtet wird: Hier waren die verschiedensten Szenarien vorbereitet und mussten bewältigt werden. Innerhalb dieser Übungen ging es um die Organisation von Krisenfällen, um die Abläufe zwischen den verschiedenen Behörden und Akteuren. Zietz: „Es war schon sehr lehrreich zu sehen, wie das auf staatlicher Ebene abläuft.“

Angewandte Krankenhaushygiene praktizieren

Der gebürtige Bremer studierte zunächst in Hamburg und danach in Göttingen, wo er sechs Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Allgemeine Hygiene und Umweltmedizin arbeitete. Danach war Zietz beim Landesgesundheitsamt in Hannover für Toxikologie und  Umweltmedizin zuständig. Seinen Facharzt in Hygiene und Umweltmedizin absolvierte er im Bereich Innere Medizin an der Universitätsklinik Göttingen, das klinische Jahr absolvierte Zietz am dortigen Evangelischen Krankenhaus. Nach einigen Jahren beim Landesgesundheitsamt Hannover wechselte er zur Akademie für öffentliches Gesundheitswesen in Düsseldorf, wo Hygienekontrolleure und Amtsärzte ihre theoretische Ausbildung absolvieren. Hier organisierte Zietz Einzelveranstaltungen zu den verschiedensten Themen (z.B. Infektionsschutz, Hygiene, Psychologie) für Mitarbeiter im öffentlichen Gesundheitswesen. Als er sich für die Limburger Position bewarb tat er das, um endlich wieder angewandte Krankenhaushygiene zu praktizieren, humanbezogen, sprich: nah am Patienten.

Zu diesem Zeitpunkt war Corona noch kein großes Thema: „Das tauchte da gerade erst auf – als Mini-Meldung unter dem Titel „Einige Fälle von Lungenentzündungen in China“…“ Nun hat ihn Corona in Limburg eingeholt – aber es schreckt ihn nicht: Vielmehr konnte der Hygieniker auf konkrete  Erfahrungen zurückgreifen: Genau wie bei einem Corona-Ausbruch an einer früheren Arbeitsstelle waren auch jetzt sogenannte Umgebungsuntersuchungen wichtig: „Auch bei Covid geht es darum, Kontaktpersonen zu identifizieren sowie das gesamte Kontaktnetz auszumachen und zu bewerten. Es gilt abzuwägen, ob es Übertragungsrisiken gab und je nachdem müssen dann entsprechende Maßnahmen festgelegt werden –  prophylaktische Therapie oder auch Quarantäne. Diese ordnet zwar das Gesundheitsamt an, aber die Verantwortlichen dort sind auf unsere Datenlage angewiesen, um den Fall richtig einordnen zu können. Es kommt mir also durchaus gelegen, dass ich das vorher schon einmal so intensiv praktiziert habe.“

Außergewöhnliche Herausforderung

Was Zietz so unprätentiös und bescheiden skizziert, traf   bei den klinischen Kollegen im St. Vincenz schnell auf großen Respekt: „PD Dr. Zietz hat sein wichtiges Amt an unserem Haus unter sehr extremen Bedingungen übernommen und trifft auf außergewöhnliche Herausforderungen in nie geahntem Ausmaß“, konstatiert der Ärztliche Direktor, Privatdozent Dr. Michael Fries. Dies alles meistere der neue Hygienechef „sehr besonnen und gleichzeitig stringent“. Im Gegenzug zollt auch PD Dr. Zietz dem St. Vincenz Anerkennung: „Hier war schon vieles gut vororganisiert und initiiert – obwohl die Pandemie ja noch gar nicht so lange lief. Jetzt geht es hauptsächlich um die Ausgestaltung von Details.“

Was den Hygieniker an seiner Aufgabe besonders reizt ist die große Bandbreite wie auch die Tatsache, dass die Arbeit konkret auf den Patienten bezogen ist. „Ich bin nicht der  abstrakte Wissenschaftler, die Anwendung für und am Menschen ist mir wichtig.“ Dieser Punkt hat das Pendel der beruflichen Spezialisierung auch für die Hygiene ausschlagen lassen: „Hier bündeln sich chemische, biologische und manchmal auch physikalische Faktoren, deren Synthese dann die Gesundheit des Menschen beeinflusst – das ist eigentlich der Kern der Hygiene, ihre eigentliche Definition. Und sie hat immer den Anwendungsschwerpunkt für den Menschen.“

Keine Frage, da spricht die Leidenschaft für`s Fach. Zietz räumt dies unumwunden ein: Er trifft in den Schwerpunkten der Hygiene auf die Lieblingsfächer seiner Schulzeit: Biologie und Chemie. Neben der breit aufgestellten fachlichen Expertise die beste Basis für eine erfolgreiche Arbeit – diese ganz selbstverständlich im Team: Denn Dr. Zietz setzt auf vertrauensvolle kollegiale Zusammenarbeit. Nicht nur im Blick auf sein Team der Hygienefachkräfte und Hygienetechniker*innen, sondern auf das ganze Haus bezogen: „Gerade die Hygiene ist auf gute, offene Kommunikation mit denjenigen angewiesen, die mit den Patienten arbeiten. Da muss es eine Vertrauensbasis geben. Denn die schönste Empfehlung nützt ja nichts, wenn es keiner umsetzt.“

Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

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