Raps – ein Multitalent auf den Äckern

Fahren wir durch den Landkreis, leuchtet es auf den Feldern wieder herrlich gelb. Der Raps steht in voller Blüte und bringt Farbe in den Frühling. Erst seit den 1980er Jahren trat er seinen Erfolgszug an und hat sich zu einem Multitalent auf den Äckern entwickelt.

Um einen Blick auf die vielfältigen Seiten des Raps zu geben, lud der Kreisbauernverband Limburg-Weilburg zu einem Pressegespräch auf dem Feld ein. Der süßliche Duft des gelbblühenden Rapses umhüllte die Anwesenden dabei. Als Ehrengast konnte der Kreisbauernverband die Hessische Rapsblütenkönigin Theresa Schmidt aus Schönborn-Frielendorf begrüßen, die ihre Liebe zu dieser sonnengelben Blüte ausdrückte. „Wenn der Raps blüht, tut dies der Seele gut“, so Theresa Schmidt, „die Blüte gibt mir Hoffnung und Wärme.“ Dies sei gerade jetzt wichtig, wo in der Ukraine Krieg ist. Natürlich hatte die Studentin der Agrarwissenschaften auch einige wissenswerte Fakten zum Raps mit im Gepäck und zeigte auf, was ein Tausendsassa die Pflanze ist.

Öl, Tierfutter und Biodiesel

In ganz Hessen sei in den letzten Jahren die Rapsanbaufläche gestiegen und liegt jetzt bei rund 45.800 Hektar. Im Landkreis Limburg-Weilburg wird auf rund 2.000 Hektar Raps angebaut. Aus einem Hektar Rapsfeld gewinnt der Landwirt vier Kilogramm Körner. Diese ergeben 1.600 Liter gesundes Rapsöl und 2.400 Kilogramm Eiweißschrot, welcher wiederrum als Eiweißfutter in die Viehbetriebe geht. Gerade jetzt mit dem Krieg in der Ukraine, sei die regionale Produktion nochmal wichtiger und habe an Bedeutung gewonnen. Neben der Öl- und Tierfuttererzeugung ist der Raps eine gute Vorpflanze für andere landwirtschaftliche Produkte wie das Getreide und als Biodiesel ist es eine sehr nachhaltige Energiequelle. „Wir müssen mehr für den Rapsanbau tun“, warb sie für die Pflanze. Aber es muss auch durch die Politik faire Bedingungen für den Anbau geschaffen werden. In Deutschland sollten die gleichen Regeln für den Anbau gelten wie in anderen Ländern, damit es sich für die Landwirte auch lohnt.

Neben den genannten Vorteilen des Raps ergänzte Marco Hepp, Vorsitzender vom Kreisbauernverband, dass auch die Imker vom Raps profitieren und leckeren Rapsblütenhonig gewinnen. Vier Wochen dauert die Rapsblüten und lockt in dieser Zeit Bienen sowie zahlreiche andere Insekten an. Als Windbestäuber braucht der Raps zwar keine Insekten, aber der Ertrag steigert sich dadurch deutlich. Diese Punkte zusammen zeigen, dass der Raps ein wahres Multitalent ist. Der Raps, der jetzt blüht, wurde zwischen Mitte August und Anfang September ausgesät. Der Raps ist eine einjährige Krautpflanze, welche zu den Kreuzblütengewächsen gehört. Er zählt mit zu den wichtigsten Ölpflanzen in Europa. Mit seinen Pfahlwurzeln dringt er bis zu 1,80 Meter in den Boden und hinterlässt für die Nachfolgekultur einen guten Boden. Zudem bindet er Stickstoff und das Rapsstroh, welches nach der Ernte auf den Feldern verbleibt, ist eine gute Grundlage für die Humusbildung.

Angeber-Pflanze mit Ansprüchen

Aber er braucht einige gute Rahmenbedingungen, um eine gute Ernte zu ergeben. Wenn im Herbst von den kleinen, schwarzen, runden Körnern bei der Aussaat zwischen 50 und 70 Körnchen pro Quadratmeter gesät werden, dann braucht der Raps Feuchtigkeit, um anzugehen. Wenn diese Aussaat nicht funktioniert, dann bricht der Landwirt den Acker auch mal um und pflanzt etwas anderes. Am Ende stehen 30 bis 50 Pflanzen pro Quadratmeter. Wobei Hepp auch mit zehn Pflanzen pro Quadratmeter einen guten Ertrag hatte. Für das Längenwachstum in die Höhe und die Blüte benötigt der Raps Feuchtigkeit. Für hohe Erträge wünscht sich der Raps 600 bis 800 Millimeter Niederschläge im Jahr.

Die Dürrejahre 2018 bis 2020 taten dem Raps nicht gut. Aber letztes Jahr lieferte genügend Feuchtigkeit, dass die Pflanze ihren Wasserbedarf sättigen konnte. Geringe Ansprüche stellt er an die Temperaturen, mag es lieber ein wenig kühler. Als sich die Stängel des Raps gebildet haben, gab es Anfang April nochmal frostige Tage, wie Hepp an einer Rapspflanze zeigt. Doch dies kann der Raps recht gut abhaben. Der Landwirt muss dann nur mit Pflanzenschutzmittel über die Äcker, damit keine Schädlinge in die Pflanze eindringen.

Die größte Gefahr für den Raps besteht kurz vor der Ernte durch ein Unwetter, da ist er am empfindlichsten. Die gewachsenen Pflanzen pro Quadratmeter sagen auch nicht unbedingt etwas über den Ernteerfolg aus. Vielmehr können wenige Pflanzen auch eine gute Ernte bringen durch die zahlreiche Ausbildung von Seitentrieben. Daher bezeichnete Hepp den Raps auch gerne als Angeber-Pflanze. „Der Raps präsentiert sich toll und in voller Blüte und enttäuscht dann bei der Ernte oder sieht mickrig aus und überrascht.“

Marco Hepp, Vorsitzender vom Kreisbauernverband Limburg-Weilburg, präsentiert den Raps.

Mehr Wertigkeit für die Landwirtschaft

Einen kleinen Einblick in die Erfolgsgeschichte des Raps gab Anett-Christin Hochheim, seit September Leiterin vom Amt für den Ländlichen Raum, Veterinärwesen und Verbraucherschutz. Auf die Geschichte der Landwirtschaft betrachtet sei der Raps eine recht junge landwirtschaftlich genutzte Pflanzen und trat ihren Erfolgszug in den 1980er Jahren an. Durch natürliche Zucht gelang es, die Laurinsäure zu isolieren und erst danach trat er seine Erfolgsgeschichte an.

Auch wenn es im Landkreis selbst keine Ölmühle gibt, so sind die Transportwege innerhalb von Deutschland immer noch als kurz zu bezeichnen, als wenn man auf Importe schaut. Und das ist den Landwirten auch wichtig, darauf hinzuweisen, dass regional produzierte Lebensmittel wieder mehr Wertigkeit erhalten müssen. Diese Aussage unterstützt der Erste Kreisbeigeordnete Jörg Sauer. Für ihn ist das eventuell das einzige positive am Krieg, dass die Landwirtschaft vor Ort wieder mehr in den Blick gerät. Wenn wir an den Rapsfeldern entlanglaufen, sollte jedem bewusst sein, dass hier die Basis unseres Lebens wächst, so seine Aussage.

Große Unsicherheiten für den Herbst

Hepp zeigt auch auf, dass mal mehr Raps im Landkreis angebaut wurde. Er nahm auch die Sorge vor einer Verrapsung. Denn Raps kann man nicht mehrmals hintereinander auf einem Feld aussäen, sondern es muss immer eine Folge verschiedener Pflanzen geben. Es gab Landwirte, die versuchten die Pflanze alle drei Jahre auf den Feldern auszusäen, doch da gab es Probleme mit Schädlingen. Besser sei eine Abfolge von vier bis fünf Jahren auf der gleichen Fläche.

Derzeit könne auch keine Aussage darüber getroffen werden, ob die Landwirte von den aktuell hohen Rapspreisen auf den Märkten profitieren oder nicht. Viele, so auch Hepp, hätten bereits Verträge abgeschlossen und dann stiegen die Preise nochmal an. „Wir hoffen nach der Ernte auf einen guten Preis für die Ernte“, so Hepp. Immerhin müssten die Landwirte die höheren Preise in der Produktion wie beim Dünger abfangen und niemand könne sagen, wie sich die Preise weiterentwickeln. Daher bräuchten sie auch ein finanzielles Polster.

Die größte Unsicherheit für die Landwirte ist derzeit, ob sie im Herbst noch Düngemittel erhalten und zu welchen Preisen. Und ohne Versorgungssicherheit bei den Düngemitteln könnten die Landwirte auch keine Versorgungssicherheit bei den Nahrungsmitteln garantieren.
Am Ende ist es den Landwirten noch wichtig, für den Pollen eine Lanze zu brechen. Nicht jeder gelbe Pollen auf den Autos stammt vom Raps. Im Frühling produziere die ganze Natur Pollen. „Wer mit und von der Natur lebt, sollte auch mit ihren Auswirkungen leben“, so Hepp.

Pressegespräch Kreisbauernverband Limburg-Weilburg
Raps in voller Blüte.

Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

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