Rückblick auf meine Sommertour – Klimainterviews mit den Bürgermeistern

Bereits im März kündigte sich an, dass ein neues Jahr mit einigen Rekorden auf uns warten könnte. Im Mai fielen die Eisheiligen aus. Und im Sommer erlebten wir Hitze und Dürre in neuen Ausmaßen. In diese Zeit fiel die Sommertour, in welcher ich mit den Bürgermeistern des Landkreises Limburg-Weilburg über den Klimawandel und seine Folgen sprach. Haben die Kommunen das Thema auf dem Schirm? Was wird vor Ort für den Klimaschutz gemacht? Ganz unterschiedliche Resultate gab es am Ende des Sommers.

Von den 19 Kommunen kamen 14 Bürgermeister meiner Anfrage nach einem Klimainterview nach. Bei fünf Bürgermeistern erfolgte auch nach mehrmaligen Nachfragen keine Reaktion. Die anderen 14 Interviews waren sehr aufschlussreich. Bei manchen erhielt ich sehr umfangreiche Informationen und bei manchen hatte ich doch das Gefühl, dass sie das Thema so gar nicht auf dem Schirm haben. Es bewegt sich einiges im Landkreis, aber manche Prozesse ziehen sich auch stark hin. Nachfolgend gibt es nur eine kleine Zusammenfassung. Zu jedem Interview gab es einen ausführlichen Bericht.

Der März war der sonnigste März seit Aufzeichnungsbeginn. Er hatte 116 Prozent mehr Sonnenstunden als im Durchschnitt, war 2 Grad wärmer und hatte 74 Prozent weniger Feuchtigkeit. Der Sommer war der 6. trockenste Sommer seit 1881. Es fielen rund 40 Prozent weniger Niederschlag. Und die Sonne schien mit 820 Sonnenstunden um knapp 34 Prozent mehr als im Durchschnitt. Damit wurde das bisherige Rekordjahr von 2003 abgelöst. Einen genaueren Blick auf Hessen zeigt, dass es das zweitniederschlagärmste Bundesland war. Es war nicht nur der trockenste Sommer in Hessen, sondern mit 860 Sonnenstunden auch der sonnigste.

Verdopplung der Hitzetage

Die Hitzetage im Landkreis Limburg-Weilburg haben sich in den letzten Jahren verdoppelt. Hitze hat dabei nicht nur Auswirkungen auf die Vegetation und die Landwirtschaft. Hitze kann ebenso gesundheitliche Auswirkungen auf den Organismus haben. Besonders Kinder und ältere Menschen sind besonders gefährdet. Dennoch ist das Thema noch gar nicht so präsent. Einige Kommunen sind sehr waldreich und viel grün hilft, besser mit der Hitze zurechtzukommen. Brechen ist bisher die einzige Kommune, die sich aktiv mit dem Thema auseinandergesetzt hat und die Ortsteile unter dem Gesichtspunkte Hitzeinseln angeschaut hat. Eine Erkenntnis aus dieser Betrachtung war, dass die bebauten, versiegelten Ortskerne deutlich wärmer waren als zum Beispiel der Friedhof. Daher möchte Bürgermeister Frank Groos gerne mehr Grün im Ort realisieren.

Auch Limburg ist an einem solchen Plan dran, eine Auswertung zu der Hitze in den Stadtteilen wird im Herbst erwartet. Wenn die Ergebnisse vorliegen, möchte die Stadt nächstes Jahr eine Stadtklimaanalyse anstoßen, mit der dann Maßnahmen erarbeitet werden sollen. Alle anderen Kommunen, mit denen ich sprach, haben das Thema Hitze nicht wirklich auf dem Schirm, zumal zeitgleich über den Landkreis auch Forderungen kamen, für die kalte Jahreszeit und in Anbetracht der Energiekrise Wärmeinseln für die Bürger aufzubauen.

Katastrophenschutz

Apropos Landkreis: nach der Flutkatastrophe im Ahrtal im letzten Jahr sind sich alle einig, dass sie dies nicht erleben wollen, und so ist in Zusammenarbeit mit dem Landkreis das Thema in allen Kommunen präsent. Alle Kommunen sind darum bemüht, in den Hochwasserschutz zu investieren wie die Notstromversorgung oder auch die Alarmierung. Jede Kommune hat beim Land Fließpfadkarten beantragt, die aufzeigen sollen, wo es Gefahrenstellen im Falle eines Starkregenereignisses gibt. Auf die Karten warten die Kommunen, so dass sie in dem Fall aktuell nichts an der Hand haben. Bei der Energie sind die Kommunen ganz unterschiedlich aufgestellt. Die einen setzen auf die eine Energie wie Windkraft in Hünfelden und Weilmünster. Andere Kommunen wie Löhnberg setzen auf einen Energiemix.

Was bei jedem Interview doch gleich war, war das Aufzeigen limitierender Faktoren wie die finanzielle und die personelle Ausstattung. Ausgaben für Klimaschutz- oder Klimaanpassungsmaßnahmen fallen noch immer in den freiwilligen Bereich. Viele Kommunen können gerade so ihre Pflichtaufgaben erfüllen und müssen aufpassen, dass sie gut wirtschaften können. Kaum finanziellen Spielraum hat da zum Beispiel Runkel. Andere Kommunen weisen darauf hin, dass ihnen das Personal fehlt, um sich mehr mit dem Thema auseinanderzusetzen und Projekte zu entwickeln und am Ende auch umzusetzen. Natürlich könnte man solche Aufgaben dann auch extern vergeben, doch dafür muss eine Kommune wiederum Geld in die Hand nehmen. Es gibt Kommunen, welche sich ein anderes politisches Klima wünschen, mehr ein Miteinander, statt ein Gegeneinander.
Und vielen Chefs in den Rathäusern war es wichtig, zu erwähnen, dass sie sich mehr Bewusstsein für das Thema bei den Bürgern wünschen. Das beginnt bei einem bewussten Verbrauch der natürlichen Ressource Wasser, geht über begrünte Außenanlagen bis hin zu dem Wunsch, mehr die Natur als Natur zu sehen statt als Unkraut, was weg muss.

Kommentar – Es geht nur gemeinsam!

Es war für mich ein interessanter und aufschlussreicher Sommer. Leider zeigte sich, dass viele Kommunen das Thema noch für sich allein betrachten. Einzig beim Katastrophenschutz geht es gerade mit dem Landkreis gemeinsam voran. Ansonsten finden sich ganz viele Themen in Denkprozessen und manche Themen leider auch schon sehr lange. Es zeigte sich, dass die kommunalpolitischen Prozesse manchmal über Jahre gehen. Teilweise hat es den Anschein, sie gehen vergessen und durch eine Anfrage einer parlamentarischen Fraktion geraten sie mal wieder ins Bewusstsein. Es werden Konzepte über Konzepte geschrieben, die gelangen dann in die politischen Beratungsgänge und dann ist eine Weile nichts mehr von ihnen zu hören. Dabei ist der Klimawandel kein Thema, was eine Kommune allein betrifft. Es betrifft uns alle und nur gemeinsam können wir etwas unternehmen.

Noch zu oft höre ich Argumente wie „Alleine kann ich die Welt nicht retten!“. Nein, das kann keiner von uns, aber wir alle können etwas zur Rettung beitragen. Das geht bei jedem einzelnen von uns los. Wir können etwas tun, indem wir uns bei jedem Weg, den wir zurücklegen, fragen, ob wir unbedingt das Auto brauchen oder den Weg auch zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegen können. Es geht weiter, wenn wir uns entscheiden, bewusst regionale Produkte zu kaufen. Statt einen grünen Rasen anzulegen, den immer schön kurz zu halten und diesen ständig zu wässern, damit er grün bleibt, können wir auch wilde Ecken anlegen, in denen Insekten Nahrung und Unterschlupf finden. Und wie auch wir gemeinsam etwas erreichen können, so können sich auch Kommunen gemeinsam bewegen.

Macht mit bei Baumpflanzaktionen! Bringt Ideen ein! Postet nicht ein Foto von Müll in den sozialen Netzwerken, sondern hebt ihn auf oder informiert bei größerem Müll eure Kommune! Und auch die Kommunen sollten aus ihrem Kirchturmdenken herauskommen und schauen, was miteinander möglich ist – Klimaaktionstage wie nun in Weilburg finde ich eine klasse Idee, wobei der Bürgermeister von Weilburg selbst auf mehrmaliges Nachfragen nicht auf meine Interviewanfrage reagierte. Vor Corona hatte auch der Landkreis eine Klimaaktionsveranstaltung. Davon wünsche ich mir mehr, um die Menschen mitzunehmen und den Weg gemeinsam zu gehen.

Alle Klimainterviews findet ihr unter Klima lokal

Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

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