Runkel – Fehlende Finanzen und Personal
Im Gespräch mit Bürgermeister Michel Kremer aus Runkel wird sehr schnell klar, dass er gerne mehr zum Thema Klimawandel angehen würde, wenn er die finanziellen und personellen Ressourcen hätte. Doch diese sind gerade ein stark limitierender Faktor in der Stadt, so dass in den letzten Jahren viel liegengeblieben ist.
Dennoch zeigt er auf, dass sich die Stadt Gedanken darüber macht und im Rahmen dessen, was möglich ist, Dinge auch umsetzt. „Das Thema ist wichtig, aber ich kann leider nicht alles umsetzen, was ich gerne hätte“, so der Bürgermeister.
Kein umgesetztes Klimaschutzkonzept
Kremer sitzt seit 2016 im Runkeler Parlament, bevor er Bürgermeister wurde. Bereits damals war ein Klimaschutzkonzept Thema, aber es wurde niemals wirklich angegangen. Es fanden einzelne Maßnahmen statt, aber keine Umsetzung eines umfassenden Konzeptes. Einige Liegenschaften wurden in den letzten Jahren mit PV-Anlagen ausgestattet. Bei anderen Liegenschaften wurde dies unter dem Blickpunkt Wirtschaftlichkeit abgelehnt. Doch in der aktuellen Situation ist Kremer der Ansicht, dass Wirtschaftlichkeit alleine nicht mehr zählen sollte, denn „jeder Quadratmeter zählt“.
Windkraftanlagen gibt es bisher nicht auf Runkeler Gemarkung, aber ein Gebiet in Arfurt befindet sich in der Prüfphase. Auch in Kerkerbach gibt es Freiflächen, welche sich eignen würden. Letztes Jahr fand dazu eine Informationsveranstaltung statt, um zu zeigen, warum dies ein guter Weg sei. Bei dem Thema Windkraft, für welches er sich klar ausspricht, vermisst der Bürgermeister häufig die sachliche Diskussion. Diese werde häufig sehr emotional und führe dann am Sachverhalt vorbei.
Die Stadthalle werde bereits mit einem Blockheizkraftwerk bedient. Es finden Überlegungen statt, ob die Schule und der Kindergarten, die in der Nachbarschaft liegen, ebenfalls daran angeschlossen werden können.
Einschränkungen durch fehlende Finanzen
Aber immer wieder weist Kremer darauf hin, dass sich die Stadt auf Maßnahmen beschränken muss, die wenig Kosten verursachen. Dies sei die Teilnahme an der bundesweiten Aktion „Stadtradeln“, die sich von Jahr zu Jahr einer größeren Beliebtheit erfreut. Ein weiteres Projekt sei das gelbe Band, welches das Obst pflücken an freistehenden Obstbäumen erlaubt und ein Thema von Regionalität sowie Nachhaltigkeit sei.
Im Bereich ÖPNV begrüßt Kremer den Limburger LahnStar sehr. Dies sei eine gute Möglichkeit, flexible Anbindungen und Zubringer zum Nah- und Fernverkehr zu schaffen. In Runkel selbst gebe es ein Büschen, welches der Schülerbeförderung dient, welches Senioren zu festen Zeiten fährt und welches Vereine mieten können. Aber es habe nicht solche Zubringer-Effekte wie der LahnStar und sei für die Stadt auch schwer darstellbar.
Manche Themen ziehen sich auch, ohne dass er Einflüsse darauf hat. Direkt nach der Flutkatastrophe im Ahrtal habe er eine Fließkarte beantragt. Da Runkel jedoch nicht die einzige Kommune sei, warten sie noch immer auf das Ergebnis. Bei neuen Projekten versuchen sie, das Thema Hochwasserschutz mitzudenken. Aber er macht auch klar, dass man sich nicht gegen alles absichern könne. „Wir sichern, was wir können“, so Kremer. Kritische Stellen aus der Vergangenheit seien bekannt und bei Unwetterwarnungen werden diese im Vorfeld nochmal abgefahren, um zu prüfen, ob die Einläufe und Zuflüsse frei sind.
Insgesamt erkennt er, dass der Katastrophenschutz viel präsenter ist als vor der Flutkatastrophe. Aber er macht auch darauf aufmerksam, dass es immer wieder neue Krisen gibt, erst Corona, dann die Flutkatastrophe, jetzt die Energiekrise. Aber dennoch habe er deswegen nicht mehr Personal zur Verfügung, was dann die Kapazitäten auch stark begrenzt. Dann gehen einzelne Themen auch mal völlig unter.
Wünsche ohne Einschränkungen
Wenn die personellen und finanziellen Rahmenbedingungen nicht so einschränkend wären, dann hat der Bürgermeister auch einige Wünsche, welche er umsetzen würde. Ein Wunsch ist es, bei Projekten „weiterzudenken als bis zur Stadtgrenze“. Vor allem beim Wald sei dies ein Thema, welches über die Kommune hinausgeht. Aktuell gebe es im Wald so viele Schadflächen. Er würde sich wünschen, wenn das Land Hessen nochmal auf diese Schadflächen schaut und diese danach beurteilt, ob eine Windkraftanlage errichtet werden könnte. Dafür müsste dann kein Baum gefällt werden.
Gerne würde er ein Gesamtkonzept Solar für die Stadt erstellen und Zuschussmöglichkeiten für die Bürger schaffen. Auch würde er in Runkel gerne eine E-Lade-Struktur aufbauen. Dazu gebe es derzeit einen Förderantrag, auf dessen Bewilligung er noch wartet. So lange es an Personal, Geld und Zeit fehlt, Dinge umzusetzen, möchte er Kleinigkeiten realisieren, die möglich sind.
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