Schulelternbeiräte fordern Entlastung in der Schülerbeförderung

Seit Beginn der Schule beklagen Eltern die überfüllten Schulbusse, in denen kein Abstand halten möglich ist. Die Schulelternbeiräte aus dem Landkreis fassten nun einige mögliche Maßnahmen zusammen. Der Thematik nahm sich ebenfalls der Kreistag an.

Im letzten Kreistag nahmen die Freien Wähler die Schulbusthematik zum Anlass für einen Antrag. Der Kreisausschuss soll prüfen, inwieweit ein verbessertes Schulbusangebot überfüllte Schulbusse vermeidet. Die CDU und SPD plädierten mit ihrem Änderungsantrag für veränderte Schulanfangszeiten und damit einer Entlastung der Schulbusse. Dazu gab es von den Schulelternbeiräten aus dem Landkreis eine Stellungnahme.

Begrüßung der Anträge

Björn Jung, Vorsitzender des Kreiselternbeirates Limburg-Weilburg traf sich mit den Schulelternbeiräten der Adolf-Reichwein-Schule, Peter-Paul-Cahensly-Schule, Friedrich-Dessauer-Schule sowie Tilemannschule (alle in Limburg), der Wilhelm-Knapp-Schule und dem Gymnasium Philippinum aus Weilburg sowie von der Fürst-Johann-Ludwig-Schule aus Hadamar. Zusammen verfassten sie eine Stellungnahme zu den vorliegenden Anträgen von FW, CDU und SPD. Sie begrüßen diese Anträge sehr und dass das Thema weitergehend behandelt wird. „Wir sehen dies als Anerkennung der Notwendigkeit zur dringlichen Umsetzung von Maßnahmen zur Begrenzung der Auslastung auf einigen Linien des ÖPNV und des freigestellten Schülerverkehrs“, so das Schreiben.

Konflikt in der Wahrnehmung

Sie sehen zudem einen Konflikt in der Wahrnehmung durch die Schüler und Eltern, durch die Schulleitungen wie auch durch die Verkehrsbetriebe. Der Kreis und die Verkehrsbetriebe beziehen sich auf die gesetzlichen Bestimmungen, welche diese hohe Auslastung in der Schülerbeförderung ausdrücklich zulassen. „Aus Sicht der Betroffenen ist dies in der aktuellen Situation aber kein geeigneter Rahmen zum Gesundheitsschutz und zur Sicherung des Schulbetriebes“, so die Elternbeiräte weiter. Sie stellen jedoch auch richtig, dass es nie eine Forderung der 1,5 Meter Abstandsregeln gab, wie es eine Pressemitteilung des Kreises zu verstehen gab. Dennoch wünschen sie sich eine Entlastung der Buslinien und schlagen verschiedene Maßnahmen vor. Auch sehen sie nicht die eine Maßnahme, die die Lösung ist, sondern sehen in den verschiedenen Vorschlägen Bausteine, welche insgesamt zu einer Entlastung beitragen können.

Entlastung durch die Eltern

Bereits jetzt leisten die Eltern einen großen Anteil an dieser Entlastung, denn die Bring- und Holdienste haben bis zu 20 Prozent zugenommen. Jedoch führt dies zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen vor den Schulen und einer erhöhten Gefährdung der Schülerschaft. Daher ergeht die Bitte an die Kommunen, verstärkte Kontrollmaßnahmen durch die Ordnungsbehörde anzuordnen. Die Elternbeiräte wollen parallel den Appell an die Eltern für eine erhöhte Rücksichtnahme richten.
Auf manchen Strecken fahren mehrere Busse, die zeitlich versetzt sind. Solange die Wartezeiten durch einen früheren Bus nicht zu lange werden, möchte der Kreiselternbeirat die Eltern bitten, die Linien zu prüfen und ihren Kindern zur Nutzung zu empfehlen. Auch dies könnte zu einer Entlastung führen.

Versetzte Schulanfangszeiten problematisch

Der Ansatz von versetzten Schulanfangszeiten ist ihrer Meinung nach nicht die Lösung. Zum einen wird die Verantwortung und die Belastung zu den Schulen hin verschoben, die bereits jetzt über alle Maßen in der Bewältigung der Pandemie gefordert sind. Da bräuchte es dringend Entlastung und Signale aus der Politik. Zum anderen könnten sich Probleme ergeben in der Betreuung jüngerer Jahrgänge. „Auch die Schulen sehen aktuell wenige bis keine Möglichkeiten, die komplexen Planungen von Räumen, Unterricht und Lehrkräften mit den wenig bis völlig unflexiblen Fahrplänen der Verkehrsbetriebe in Einklang zu bringen“, so heißt es in dem Schreiben weiter.

Die wichtigste Entlastung sehen die Schulelternbeiräte noch immer in erweiterten Kapazitäten auf stark überlasteten Linien. Zur Einschätzung einer Überlastung fordern die Elternbeiräte eine Senkung des Richtwertes für einen vollen Bus auf 50 Prozent der Auslastung, auch wenn dies mit Kosten verbunden ist.

Digitaltag mit Distanzunterricht

Als letzten Punkt führen sie an, dass ein reiner „Digitaltag“ bei geeigneten Jahrgangsstufen zu einer weiteren Entlastung führen könnte. Dies setzt eine längere Planung voraus, könnte aber ab dem zweiten Halbjahr in Angriff genommen werden. Einige Schulen sind bereits jetzt in der Lage, einen solchen Tag Unterricht auf Distanz durchzuführen. „Auch Lehrkräfte einer Risikogruppe könnten dabei effektiv zum Einsatz kommen“, so lautet es in der Stellungnahme, „In Verbindung mit den vom Kreis in Kürze geplanten, digitalen Muster-Klassenräumen bietet diese Maßnahme auf längere Sicht die Chance, „Best Practice“ Erfahrungen zu sammeln.“ Leider fehlen teilweise noch die digitalen Strukturen wie Endgeräte für alle. Daher fordern die Schulelternbeiräte, dass den Schulen aus den Mitteln des Digitalpaktes bereits jetzt ein eigenes, frei verwendbares Budget zur Verfügung gestellt wird, damit sie auf schnellen Wegen kurzfristig ihre eigenen Anforderungen lösen können.

Am Ende ergeht der Appell an die Kommunalpolitiker, dass alle Beteiligten eingebunden und in einen konstruktiven Dialog miteinander treten sollen. Die Stellungnahme ging an die Kreistagsfraktionen und Björn Jung erhielt Redezeit im Ausschuss für Jugend und Schule.

Mehr zum Thema Digitalisierung an den Schulen auch im NNP-Artikel vom 03. Oktober „Mammutprojekt Digitalisierung an den Schulen“

Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

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