Selbständigkeit-„Ist das Schreiben dein Hobby?“

Selbständigkeit – ab wie viel Stunden?

In meiner Selbständigkeit werde ich schon mit merkwürdigen Dingen konfrontiert. Ich wurde schon häufig gefragt, ob das Schreiben mein Hobby sei. Oder mir sagt jemand, ich sei nicht richtig selbständig. Ich würde nur ein „paar“ Stunden arbeiten.
Ich finde es sehr befremdlich, dass manche meine Tätigkeit nur als Hobby wahrnehmen. Dabei bin ich doch die ganze Zeit unterwegs! Andere wiederum fragen mich bei meinen wenigen privaten Ausflügen: „Wie, heute ohne Kamera unterwegs?“ Meine Texte schreibe ich zu Hause in meinem Büro. Vielen sehen nur, dass ich zu Hause bin. Es ist also ein sehr unterschiedliches Bild, was die Menschen von mir wahrnehmen.

Über einen längeren Zeitraum notierte ich die Zeiten notiert. Wichtigstes Utensil ist auch mein Kalender, ohne den es nie aus dem Haus geht.

 

Ich konnte selbst nicht sagen, wie viele Stunden die Woche ich am arbeiten bin. Daher inspirierte mich der Beitrag von Frau Chefin  „Sag mal, wie viel arbeitest Du eigentlich?“ besonders. Ich wollte es nun ganz genau wissen. Ich begann damit, meine Arbeitszeiten über einen längeren Zeitraum aufzuschreiben.

Journalistin und Texterin

Viele, die mich kennen, sehe in mir allein die Journalistin. In ihren Augen renne ich von Termin zu Termin, mache mir ein paar Notizen und ein paar Fotos. Sie sehen nicht die Arbeit, welche in meinem Büro auf mich wartet. Mit den Handgriffen vor Ort ist es nicht getan. Die Fotos müssen durchgeschaut werden, um ein passendes Bild für den Artikel auszuwählen. Die Artikel selbst schreiben sich auch nicht von alleine. Die wenigsten wissen, dass ich ein zweites Standbein als Texterin habe. Ich schreibe Texte für Onlineseiten, Ratgeberartikel oder Produktbeschreibungen, Firmen erhalten von mir Pressemitteilungen und Blogbeiträge.

Bevor ich die einzelnen Zeiten aufschreibe, stellt sich die Frage, was für mich alles zur Arbeit dazu gehört. Für die Übersichtlichkeit unterteile ich dies in den journalistischen sowie texterischen Teil.

Die journalistische Arbeit

  • Fahrten zu den Terminen und wieder nach Hause
  • Zeit auf den Terminen
  • Nachbearbeitung der Termine (Artikel schreiben, Fotos sichten und eventuell nochmal nachfragen, wenn weitere Fragen auftauchen)
  • Emails beantworten
  • Telefonate führen (Termine abstimmen, Sachverhalte abklären, Nachfragen bei unklaren Dingen)
  • Social Media (meine Leser über Termine informieren, auf meine Arbeit aufmerksam machen, das Ohr am Puls der Zeit haben)
  • Blog

Die Arbeit als Texterin

  • Telefonate und Emails mit den Auftraggebern
  • Recherche zu den Themen
  • Schreiben der Texte
  • Buchhaltung (Übersicht zu den Texter-Aufträgen, Rechnungen & Angebote schreiben)
  • Marketing
  • Social Media
  • Blog

Seit einigen Wochen notiere ich meine Arbeitszeiten und habe daraus einen Mittelwert gebildet. Ich war selbst erstaunt, was tatsächlich an Stunden zusammenkommt. Durch die Termine für die Zeitung bin ich oft abends sowie am Wochenende unterwegs. Manche Arbeitswochen bestehen für  mich aus sieben Tagen.

Was arbeite ich die ganze Woche?

Tätigkeiten                                                 Stunden

Fahrzeit                                                             4,0

Vor Ort Termine                                             11,5

Nachbearbeitung                                             6,5

Telefon/ Mail                                                    1,5

Onlineaufträge                                                 8,5

Social Media                                                     2,5

Buchhaltung                                                     1,5

Blog                                                                    4,5

Gesamt                                                          40,5 Stunden/ Woche

Dies sind keine festen Zahlen. Schwankungen ergeben sich durch Ferienzeiten, in denen weniger Termine sind sowie andere Dinge wie kranke Kinder, die ungeplante Auswirkungen auf die Arbeit haben.
Ich habe nicht die Zeit reingerechnet, welche ich investiere, um mich weiterzubilden, meinen Onlineauftritt voranzubringen oder zu planen, wie es in Zukunft mit einzelnen Säulen meiner Arbeit weitergeht.
Die Zahlen zeigen eindeutig, dass es kein Hobby von mir ist, sondern ein Vollzeitberuf, dem ich mit Leidenschaft nachgehe.

Selbständigkeit mit flexiblen Arbeitszeiten

Wie bereits erwähnt, verteilen sich bei mir diese Stunden auf sieben Tage. Dennoch habe ich nicht das Gefühl, stets und ständig zu arbeiten und empfinde es auch nicht als stressig. Es gibt journalistisch sehr intensiven Zeiten. Vor Weihnachten finden neben den Adventskonzerten und Weihnachtsmärkten in den Gemeinden die Haushaltsberatungen für das neue Jahr statt. Die Fastnachtszeit ist immer sehr gefüllt. Dem gegenüber stehen ruhigere Zeiten. Nach Weihnachten bis in den Januar hinein sowie in den Sommerferien ist es immer sehr ruhig. Daher bin ich keine 365 Tage im Jahr im Dauerbetrieb.

Bereits 2015 habe ich gezeigt, warum ich gerne selbständig bin. Neben festen Terminen für die Zeitungen kann ich mir meine Tage frei einteilen. Dies ermöglicht es mir, Zeit mit meinen Kindern zu verbringen und an ihren Aktivitäten Anteil zu nehmen. Ich kann mich ehrenamtlich engagieren oder wenn mir danach ist, unter der Woche auch mal einen freien Tag einschieben.
Auch wenn ich eine Woche haben, in der ich jeden Abend und das ganze Wochenende unterwegs bin, fühle ich mich mit meiner Selbständigkeit nicht gestresst, weil ich meine Arbeit total gerne mache. Ich schätze die Begegnung mit den verschiedenen Menschen, die politischen und kulturellen Veranstaltungen, die vielfältigen Geschichten, die mir über den Weg laufen. Mit dem Schreiben habe ich meine Berufung gefunden, denn ich jongliere gerne mit Worten.

Es war gut, sich mal Gedanken über meine Arbeitszeit zu machen. Wenn mich mal wieder jemand fragt, ob ich für die Zeitung hobbymässig unterwegs bin, kann ich eine klare Antwort geben – ich bin Journalistin und Texterin in Vollzeit.

 

 

 

 

 

 

Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

2 thoughts on “Selbständigkeit-„Ist das Schreiben dein Hobby?“

  • 5. Januar 2017 um 11:22
    Permalink

    Jetzt hab‘ ich Deinen Blog mal am PC aufgerufen, am Handy ist mir das mit dem Kommentieren zu umständlich. Eigentlich auch in Instagram, aber da gehts ja leider kaum anders. 😉 Und Bilder
    hochladen wohl gar nicht. Oder hast Du das ultimative Tool gefunden? Ich habe noch WebSta, aber das ist auch nicht sooo ideal dafür …

    Ja, diese Denkweise haben leider viele Leute. Das war damals schon bei meinem Dad so. Wenn wir mal tagsüber hinausgingen, hieß es gleich, die haben den GANZEN Tag Zeit zum Spazierengehen! 😉 🙂
    Daß man dafür aber bis in die Nacht arbeitete, hat natürlich keiner gesehen!
    Über sowas mache ich mir schon lange keine Gedanken mehr, frei nach dem Lied „Laß die Leute reden….“ 🙂

    Freiberuflichkeit hat ihr Für und Wider! Wir kennen das auch. Ich finde geregelte Arbeitszeiten auch schön, sie bedeutet andererseits auch ein enges Korsett.

    Liebe Grüße heute mal hier :-)Sara

    Antwort
    • 6. Januar 2017 um 8:10
      Permalink

      Liebe Sara,
      danke für deine Worte. Ich habe mich zu Beginn sehr geärgert, wenn jemand meinte, so richtig arbeiten nennen könne man es nicht, was ich da mache. Aber inzwischen stehe ich da drüber. Ich weiß, was ich leiste 🙂

      Instagram mache ich auch nur über das Handy, da am PC nur Bilder schauen geht.

      Liebe Grüße
      Heike

      Antwort

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