Stabiler Ausbildungsmarkt – Informieren beim „Tag der Ausbildung“

Ende August waren noch 324 Ausbildungsstellen im Landkreis unbesetzt. Diesen Zustand gebe es jedes Jahr. Laut IHK ist die Ausbildungssituation im Landkreis seit Jahren stabil. Derzeit gilt es, für eine Ausbildung in der Region zu werben, weil die Berufsschulorte hessenweit optimiert werden sollen.

Im Bezirk der IHK Limburg sind rund 1.400 junge Menschen in der beruflichen Ausbildung und ca. 450 Ausbildungsunternehmen aktiv. Diese Zahl ist in den letzten zehn Jahren stabil geblieben und spricht für das große Engagement der Region in Sachen Aus- und Fortbildung.

Ausbildungsstelle und Suchende müssen passen

Jutta Golinski, Geschäftsbereichsleiterin Aus- und Weiterbildung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Limburg kennt die Situation. Jedes Jahr zu Ausbildungsbeginn sind einige hundert Lehrstellen noch nicht besetzt. Bei manchen käme die Idee für eine Ausbildung recht kurzfristig. Und dann passen die freien Ausbildungsstellen und die Suchenden auch nicht immer zusammen. Zudem haben viele junge Menschen keine richtige Vorstellung von einer Ausbildung. Auch wenn die Berufsschule bereits begonnen hat, können auch jetzt noch Ausbildungen angefangen werden. In Absprache mit der Schule schaut die IHK auf jeden einzelnen Fall, ob es noch Sinn macht oder der Bewerber lieber warten soll. Bis November hatte sie schon Azubis, die noch angefangen haben.

Corona hatte Auswirkungen auf den Ausbildungsmarkt, aber der hat sich in der Region bereits wieder erholt. Im letzten Jahr hatten sie sechs Prozent weniger Auszubildende und in diesem Jahr schon wieder ein plus von sechs Prozent. Hessen liegt bei -0,4 Prozent im Vergleich zu letztem Jahr. Auch dies zeigt den guten Ausbildungsmarkt in der Region. Im letzten Jahr fehlten die Praktika, so Golinski. „Das Digitale ersetzt nicht das Erleben, dass erste Mal in einen Betrieb zu kommen“, so Golinski. Dies sei ein unersetzlicher Moment, den es in der Pandemie zu selten gab. Es sei ein großer Unterschied, über Holz- und Metallverarbeitung zu sprechen oder es zu riechen und zu erleben. Für Golinski ist die Ausbildung nur ein Start ins Berufsleben. Ohne lebenslanges Lernen geht es heute nicht mehr. Die verschiedenen Zeugnisse seien dann das Ticket in ein erfolgreiches Leben.

Stabile Situation in der Region

Die Zahlen der letzten drei Jahren untermalen die Aussagen der IHK. 1.217 Ausbildungsverhältnisse gab es 2000. Das Jahr darauf bereits 1.332 und im letzten Jahr der leichte Abfall auf 1.300. Die Zahlen für dieses Jahr liegen noch nicht vor. Vor allem die Ausbildungen in der Metall- und Elektrotechnik haben zugenommen. Einen starken Rückgang gab es im Bereich Bankkaufmann/-kauffrau und in der Gastronomie. Golinski merkt in diesem Jahr, dass vor allem der Handel profitiert hat von der Pandemie und somit auch auf dem Ausbildungsmarkt. „Die jungen Menschen suchen einen sicheren Beruf und haben gesehen, dass der Handel die ganze Zeit in der Pandemie gebraucht wurde“, so die IHK-Geschäftsbereichsleiterin.

In der Gastronomie sieht es gar nicht gut aus. Da erhofft sie sich einen Aufschwung durch die Initiative von Hedmar Schlosser. Das Georgs Restaurant in der Stadthalle Limburg ist inzwischen Azubirestaurant. „Mit aktuell 20 Ausbildern im Gesamt-Unternehmen sehen wir es als moralische Verpflichtung, durch konzentrierte Ausbildung junger Menschen in fünf verschiedenen gastronomischen Ausbildungsberufen, den Erhalt der Tischkultur in unserer heimischen Region zu sichern“, so auf der Homepage des Restaurants. Dies sei ein wichtiger Schritt, um die Ausbildung in der Region zu stärken.

Auch lobte sie das Limburger Modell. Dies sei ein Vorzeigemodell, in der Schüler noch während ihrer Regelschulzeit in die Berufsschulen und somit in verschiedene Berufe hineinschnuppern können. Diese sei Bestandteil des hessischen Koalitionsvertrages und soll nun landesweit ausgeweitet werden. Dennoch empfiehlt Golinski auch den Unternehmen, ein gutes Ausbildungsmarketing zu haben. Damit kann es zeigen, dass es ein attraktiver Arbeitgeber ist.

Unternehmen müssen für Berufe werben

Die IHK berät alle Unternehmen und suchen das Gespräch, was möglich ist, um den Berufsschulstandort zu sichern.  Nur wenn es genügend Auszubildende an einem Standort gibt, bleibt der Berufsschulstandort auch erhalten. Jugendliche seien derzeit nicht bereit, zu pendeln. Wenn die Berufsschule für einen Beruf nicht hier vor Ort in der Nähe des Ausbildungsbetriebes sei, dann komme es vor, dass die Jugendlichen die Ausbildung nicht beginnen. „Vor allem kleine Berufe, die wichtig für die Region sind, sind dadurch in Gefahr“, so Golinski weiter, „bekommen wir dann für manche Berufe überhaupt noch Auszubildende?“ Daher wirbt sie für die verschiedenen Berufe. Und die Zeit zeigt, dass sich auch neue Berufe entwickeln. So gibt es seit zehn Jahren das erste Mal mit dem Kaufmann ECommerce einen neuen Ausbildungsberuf. Dieser braucht Zeit, sich zu entwickeln. Doch die jungen Menschen müssen auch erfahren, das es diesen Beruf gibt.

Doch es sind nicht nur die Unternehmen, die für die Berufe werben müssen. Golinski würde sich wünschen, dass auch aus den Elternhäusern mehr Interesse kommt, um sich über verschiedene Berufe zu informieren. Die nächste Gelegenheit ist am „Tag der Ausbildung“ am 1. Und 2. Oktober. In den letzten Jahren fand diese Veranstaltung immer für die Schulen statt. Doch da nicht so viele Personen auf einmal auf dem IHK-Gelände anwesend sein können, gibt es dieses Jahr ein neues Konzept und Golinski hofft, dass Eltern und Jugendliche die Chance nutzen, um sich über verschiedene Berufsbilder zu informieren. Einen kleinen Wunsch hat Jutta Golinski am Ende des Gespräches. Sie würde sich wünschen, dass es einen Tag der Ausbildung gibt, der in der gesamten Stadt stattfindet und wo in der gesamten Innenstadt für die Ausbildung wie auch die duale Ausbildung geworben wird. So weit sieht sie sich noch nicht, aber „wir sind aktuell auf einem guten Weg.“

Tag der Ausbildung

Die Berufsbildungsmesse „Tag der Ausbildung #Deine Chance“ der IHK Limburg findet, nach der pandemiebedingten Absage im vergangenen Jahr, am 1. und 2. Oktober 2021 von 9 bis 16 Uhr wieder in der IHK Limburg statt. Schülerinnen, Schüler, Lehrer und Eltern können sich an den Aktionstagen zur beruflichen Aus- und Weiterbildung beraten lassen und sich über Ausbildungsunternehmen der Region informieren. Betriebe haben die Gelegenheit, sich ihren potenziellen Fachkräften von morgen als Ausbildungsbetrieb und Arbeitgeber zu präsentieren.

Mit bereits rund 400 angemeldeten Schülern ist die Veranstaltung, die mit coronakonformem Hygienekonzept stattfindet, für den ersten Tag bis 13 Uhr komplett ausgebucht. Am Freitag werden im Stundentakt 60 bis 80 Schüler in die IHK kommen. Der Freitagnachmittag und der Samstag werden dann ganz für weitere interessierte Schüler und für deren Eltern offen sein. Die Messe richtet sich vor allem an Schüler im Berufswahlprozess und weitere an einer dualen Ausbildung oder einem dualen Studium Interessierte. Außerdem sind Eltern und Lehrer eingeladen, sich über die Vielfalt an Ausbildungsmöglichkeiten der heimischen Wirtschaft zu informieren.

Auf der Berufsbildungsmesse können die Besucher mit Berufstätigen, Studierenden und Auszubildenden sowie Vertretern von Unternehmen, Hochschulen, Institutionen und der IHK in persönlichen Kontakt treten und sich über Voraussetzungen, Erwartungen, Anforderungen und berufliche Perspektiven informieren. Neben den Ständen der Aussteller erwartet sie im Gebäude und auf dem Gelände der IHK eine Vielzahl praxisnaher Vorträge und Angebote für den Start in das Berufsleben.

Persönliche Gespräche

„Wir sind sehr froh, dass Schülerinnen und Schüler und Firmenvertreter endlich wieder persönlich miteinander sprechen können“, sagt IHK-Präsident Ulrich Heep. In der Pandemie habe sich die Berufliche Bildung als wichtiger Stabilitätsanker erwiesen. Corona habe nun jedoch auch hier Spuren hinterlassen, so Heep. „Ein großer Nachteil für den Abschluss von Ausbildungsverträgen ist aktuell immer noch das Fehlen gewohnter Maßnahmen der Berufsorientierung. Hier setzt unser Tag der Ausbildung an. In unseren beiden Startjahren 2018 und 2019 haben sich die Aktionstage hervorragend entwickelt. Auch in 2021 ist die Nachfrage sehr groß“, betont der IHK-Präsident.

„Es ist wichtig, dass junge Menschen auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten den Beruf wählen können, der ihren Fähigkeiten entspricht“, ergänzt Hauptgeschäftsführerin Monika Sommer. „Jede und jeder wird gebraucht und kann mit einer Ausbildung erfolgreich durchstarten. Die duale Ausbildung gilt als Beschleuniger für den beruflichen Aufstieg. Auf Bewerber warten viele offene Stellen.“

Mit ihrer Berufsbildungsmesse möchte die IHK Limburg jungen Menschen die Stärken und Perspektiven einer Berufsausbildung aufzeigen und sie über die vielfältigen Ausbildungsberufe in Industrie-, Handel und Dienstleistungen informieren. Vielen Schulabgängern und deren Eltern ist nicht bewusst, welche Chance eine berufliche Erstausbildung bietet.

Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

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