Start der einjährigen Altenpflegehilfeausbildung in Weilburg

Am 1. März 2024 starten die Wilhelm-Knapp-Schule (WKS) und die Pflegefachschule Weilburg in einer Kooperation die einjährige Ausbildung zur Altenpflegehilfe. In einem Gespräch stellten Stefan Jeanneaux-Schlapp, stellvertretender Schulleiter WKS, und Elmar Frink, stellvertretender Schulleiter der Pflegefachschule und Leiter der neuen Altenpflegehilfeschule, die neue Ausbildung in Weilburg vor, die eine Lücke im Gesundheitsbereich schließen soll.

Die Anforderungen in der stationären Pflege haben sich verschärft, die Zahl der Pflegebedürftigen mit stationären Versorgungsbedarf nimmt in den nächsten Jahren noch weiter deutlich zu. Die Fluktuation in der stationären Pflege ist hoch. Das Bild der Pflege in der Gesellschaft ist sehr negativ. Und laut einer PwC-Studie können bis zum Jahr 2035 rund 1,8 Millionen Stellen nicht mehr besetzt werden, weil qualifizierte Kräfte fehlen. Dies entspreche laut PwC einem Engpass von 35 Prozent. Doch man muss nicht in die Zukunft schauen, denn bereits heute gibt es einen Engpass von sieben Prozent. Besonders die Alten- und Krankenpflege sind vom Personalnotstand betroffen.

Qualifizierte Berufsgrundbildung

Auf der anderen Seite gibt es junge Menschen, die aus verschiedenen Gründen ihren Realschulabschluss nicht schaffen. Dieser ist notwendig für die dreijährige, generalistische Pflegeausbildung. Über die einjährige Altenpflegehilfeausbildung erhalten sie eine qualifizierte Berufsgrundbildung und einen Zugang in die Pflege. Nach der einjährigen können die Auszubildenden im Altenpflegeheim arbeiten oder danach in die dreijährige Ausbildung wechseln. „Die Bevölkerung braucht Pflegekräfte. Die Politik will Pflegekräfte“, so Stefan Jeanneaux-Schlapp, „und Weilburg habe eine hohe Dichte an Pflegeeinrichtungen. Dann möchten wir auch hier lokal vor Ort ausgebildete Fachkräfte anbieten.“ Für diese Ausbildung haben die WKS und die Pflegefachschule eine Kooperation geschlossen. Bereits in anderen Bereichen arbeiten sie sehr gut zusammen und möchten diese gute Zusammenarbeit mit dem neuen Ausbildungszweig weiter fortführen. Erste Interessenten für die Ausbildung gibt es bereits. Jeanneaux-Schlapp und Frink erhoffen sich eine Sogwirkung, so dass dieser Ausbildung sehr gut angenommen wird. „Wir möchten die Einjährige in der ländlichen Region etablieren“, so Elmar Frink.

Umfang der Ausbildung

Die Interessenten für die einjährige Ausbildung müssen sich als Träger ein Pflegeheim oder einen ambulanten Pflegedienst aussuchen, mit dem sie auch den Ausbildungsvertrag schließen. Sie besteht aus einer fachschulische Ausbildung mit Praxisstunden in ambulanten, stationären und teilstationären Einrichtungen. Die Altenpflegehilfskräfte sind den dreijährig ausgebildeten Pflegekräften fachlich unterstellt und arbeiten unter deren Aufsicht. Zu den Inhalten zählen Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten für eine qualifizierte Mitwirkung und Mithilfe bei der Betreuung, Versorgung und Pflege gesunder und kranker älterer Menschen. Insgesamt gibt es über 750 Unterrichtsstunden sowie mindestens 950 praktische Ausbildungsstunden. Die Ausbildung wird mit einer staatlichen Prüfung, die aus einem schriftlichen, einem mündlichen und einem praktischen Teil besteht, abgeschlossen. Eine Einbindung von Förderunterricht in deutscher Sprache kann bei Bedarf in den Unterricht integriert werden. Für den Unterricht stellen zukünftig beide Schulen Lehrkräfte sowie Räumlichkeiten zur Verfügung.

Zertifizierung der Ausbildung?

Einfach war der Weg für beide Schulen nicht, um diese Ausbildung in Weilburg anbieten zu können. Über ein Jahr habe es gedauert, so Elmar Frink, bis sie die Genehmigung erhalten hätten, um die Ausbildung anbieten zu dürfen. Räumlichkeiten und das Vorhandensein fachlicher Lehrer musste nachgewiesen werden. Auch so gebe es einige Herausforderungen durch die Rahmenbedingungen, weniger von den zu handelnden Personen. Denn die wollen, sind sich beide einig. Die Probleme sind teilweise ein hessisches Problem, weil hier zwei Ministerien beteiligt sind (Hessisches Kultusministerium und Landesamt für Gesundheit und Pflege). So gebe es bereits heute viele Erwachsene in den Pflegeheimen, die Aushilfstätigkeiten verrichten. Diese würden gerne ihre Tätigkeit mit einer Qualifizierung festigen. Doch in der Ausbildung verdienen sie weniger, als wenn sie weiter ihre Hilfstätigkeit ausüben. Und einen Zuschuss gibt es für sie nicht.

Um diesen Personen ebenfalls die einjährige Ausbildung mit einer finanziellen Förderung anbieten zu können, bedarf es einer Zertifizierung des Ausbildungsganges. Die staatliche Zulassung der Altenpflegehilfeschule sowie der Pflegefachschule für die dreijährige Ausbildung reicht dafür nicht aus. „Eine Zertifizierung im Rahmen der beruflichen Fördermaßnahmen bedeutet einen hohen Kosten- sowie Zeitaufwand“, erklärt Frink, „warum macht es uns die Politik nicht leichter?“ Daher ist die Ausbildung jetzt erstmal für Menschen mit Hauptschulabschluss oder einem gleichwertigen erfolgreichen Abschluss in einem berufsvorbereitenden Bildungsgang sowie die gesundheitliche Eignung zur Ausübung des Berufes möglich. Bei entsprechender Nachfrage wird die oben erwähnte Maßnahmenzertifizierung aber in den Folgejahren angestrebt.

Bei Fragen und für weitere Informationen könnt ihr euch direkt an die Schulen wenden – Wilhelm-Knapp-Schule und Pflegefachschule Weilburg

 

Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

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