Trockenheit und Rettung der Wälder

Seit drei Jahren leidet die Natur unter der Trockenheit. Besonders stark zeigt sich dies inzwischen an den Wälder. Waren vor drei Jahren vereinzelte kranke Bäume zu sehen, klaffen in den Wäldern inzwischen riesige Löcher. Mit einem 12-Punkte-Plan möchte die hessische Landesregierung nun dagegen vorgehen. 

Bei den Waldbegängen in der Region zeigt sich überall das gleiche Bild. Klaffende Löcher in den Wäldern, weil kaputte Bäume rausgenommen wurden. Vertrocknete Fichtenstämme, die noch stehen. Laubbäume mit vertrockneter Krone oder zu frühem Laubblattabwurf. In der Region ist die Fichte, die die Wälder prägte, nur noch mit wenigen Bäumen vertreten. Nennenswert ist der Bestand nicht mehr, denn rund 95 Prozent sind geschädigt und kaputt. Seine Rolle als Wirtschaftsfaktor verliert der Wald und ein Umdenken muss stattfinden. Mit einem 12-Punkte-Plan möchte die hessische Landesregierung nun entgegenwirken. Doch nicht nur der Wald leidet. Das Grundwasser sinkt ab, die Bäche führen weniger Wasser als früher und saftige Wiesen wirken vertrocknet.

Nachwirken der Trockenjahre

Die Woche teilte das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) mit, dass sich die Hessischen Wasserstände noch  nicht erholt haben. Dieses Jahr reiht sich ein in die trockenen Vorjahre. Im Frühjahr hat es kaum geregnet, im Sommer sinkt der Grundwasserspiegel sowieso. Und so waren die Grundwasserspiegel im Oktober niedriger als im Vorjahr. Maßgeblich führt das Landesamt die niedrigen Grundwasserstände auf das extreme Trockenjahr 2018 zurück. Doch diese können sich nicht erholen, da auch in den Folgejahren die Niederschläge fehlten. „Der Klimawandel wirkt sich zunehmend auch auf Hessen aus. Wir werden uns auf diese Veränderungen einstellen und daran anpassen müssen“, sagt der Präsident des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG), Professor Thomas Schmid.

Bisher ist die Versorgung der Bevölkerung noch sichergestellt, da es ausreichende Grundwasservorkommen in Hessen gibt. Doch ein Umdenken muss stattfinden, damit auch in Zukunft eine klimafeste Wasserversorgung möglich ist. Dafür erstellt das Landesamt einen wasserwirtschaftlichen Fachplan. Und weiter heißt es: „Wir unterstützen die Kommunen dabei Wasser zu sparen und Maßnahmen zum Ersatz von Trinkwasser mit Brauchwasser umzusetzen. Wir fördern die Renaturierungen von Flüssen und Bäche und reduzieren damit die Gefahr, dass sie trockenfallen“, erklärte Umweltministerin Priska Hinz.

Die ersten Kommunen im Landkreis mussten in diesem Jahr zum Wassersparen aufrufen, da eine Wasserknappheit drohte. Dies betraf unter anderem Merenberg, Bad Camberg, Brechen und Weinbach. Im August riefen die Kommunen ihre Einwohner zum Wassersparen auf. Sie sollten darauf verzichten, die Gärten zu Wässern, Autos zu waschen oder den Pool zu befüllen.

Weiter teilte das HLNUG mit, dass im Sommer von den Niederschlägen kaum noch was im Grundwasser ankommt und dieses dadurch weiter sinkt. Durch die höheren Temperaturen verdunstet ein Großteil der Niederschläge und die Vegetation nimmt diese direkt auf. Wenn in den Wintermonaten die Verdunstung wegfällt und die Vegetation ruht, bildet sich Grundwasser neu und der Spiegel steigt an. Doch das Defizit ist so groß, dass es inzwischen einen ergiebigen Regen über einen längeren Zeitraum braucht, um diese auszugleichen (Quelle Pressemitteilung HLNUG).

Steady

12-Punkte-Plan für den Wald

Doch zurück zum Wald, der derzeit am augenscheinlichsten leidet. Bereits im August legte die Hessische Landesregierung ein 12-Punkte-Plan zum Erhalt und Schutz der hessischen Wälder im Klimawandel auf. Dafür sollen bis 2023 200 Millionen Euro zusätzlich für 100 Millionen Bäume und einen gesunden, starken Wald investiert werden. Mit den Mitteln sollen zum einen die Wälder wieder aufgeforstet werden, aber dienen auch der Beseitigung von Dürre-, Sturm und Schädlingsschäden (Quelle Hessische Staatskanzlei). Mit 42 Prozent Waldfläche ist Hessen das waldreichste Bundesland und die hessische Landesregierung möchte, dass auch die zukünftigen Generationen den Wald so erleben können wie die Menschen heute. Durch klimaangepasste, nachhaltig bewirtschaftete Mischwälder möchte die Landesregierung dem Klimawandel begegnen. Dadurch würde sich der Wald in seinem Bild zwar verändern, aber auch in Zukunft als Lebensraum Wald vorhanden sein.

Die Tage äußerte sich Umweltministerin Priska Hinz dazu: „„Die Auswirkungen des Klimawandels spüren wir alle immer stärker. Trockenheit und Hitze belasten Mensch und Natur. Auch der Wald leidet. In weiten Teilen Hessens ist der Zustand des Waldes in diesem Jahr schlecht wie nie zuvor. Zu diesem Ergebnis kommt der diesjährige Waldzustandsbericht. Das bedeutet: Wir müssen weiterhin alles tun, um den Klimawandel zu begrenzen. Und wir müssen den Wald weiter stärken. Er ist zum einen Opfer des Klimawandels, aber auch von großer Bedeutung für den Klimaschutz. Im vergangenen Jahr haben wir den 12-Punkte-Plan für einen Wald der Zukunft auf den Weg gebracht. Nun gehen wir noch einen Schritt weiter und werden mit einem umfangreichen Maßnahmenpaket den Waldschutz noch weiter intensivieren.“ In ihrem zitierten Waldzustandsbericht wird aufgezeigt, dass die hessischen Wälder sich im schlechtesten Zustand seit Beginn der Erhebungen in 1984 befinden. (Quelle HessenForst)

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Müssen wir Wasser sparen?

Der Wald ist nicht nur schützenswert als Lebensraum und nicht nur als Naherholungsgebiet. Der Wald ist zudem ein großer Player im Klimaschutz, denn die Bäume binden CO2 und der Wald ist ein großer Wasserspeicher. Durch die vielen Kanäle und Hohlräume, welche durch das Wurzelwerk entstehen, kann der Boden optimal Wasser speichern. Dies würde wegfallen, wenn riesige, kahle Flächen entstehen. Zudem dienen die Blätter und Äste als Wassersammler, welches sie nach und nach an den Boden abgeben. Daher sind in ganz Deutschland rund 2,1 Millionen Hektar Wald Trinkwasserschutzgebiet. Zudem sorgen die Pilze wie auch die zahlreichen Mikroorganismen für die chemische Aufbereitung des Wassers. Demnach ist ein gut funktionierender Wald wichtig für sauberes Grundwasser. Ohne die Speicherfunktion des Waldes könnte die Trinkwasserversorgung nicht in ausreichender Menge und Qualität garantiert werden.

Doch bedeutet die Trockenheit und der schlechte Waldzustand, dass wir Wasser sparen müssen? Auch wenn es im Sommer in einigen Kommunen etwas knapp wurde, muss im täglichen Bedarf noch kein Wasser gespart werden. Im Gegensatz zu den anderen Industrienationen haben die Deutschen bereits einen sehr sparsamen Wasserverbrauch. Und es ist genügend Wasser in Deutschland vorhanden, damit die Bürger ihren Bedarf decken können. Der tägliche Wasserverbrauch liegt pro Kopf bei rund 123 Litern. Das macht im Jahr 44.530 Liter. Damit ist Deutschland recht sparsam, wenn auf die anderen Länder geschaut wird: Niederland (130 Liter), England (149 Liter), Frankreich (156 Liter) und die Vereinigten Staaten mit 295 Liter (Quelle Wikipedia

Wenn wir jedoch nicht nur auf Deutschland schauen, sondern global an Wasser denken, dann sollte sich jeder überlegen, wie er Wasser sparen kann, um die wasserarmen Regionen der Welt nicht noch weiter zu strapazieren. In diese Überlegungen fließen die verbrauchten Wassermengen hinein, welche benötigt werden für den täglichen Fleischkonsum, die Tomaten aus Spanien oder die Herstellung eines Baumwollshirts. Mit diesem globalen Wasserfußabdruck verbraucht der Mensch täglich bis zu 4.000 Liter Wasser. Und dieses Wasser fehlt dann in den Regionen, wo es bereits eine knappe Ressource ist. Dies sind Dinge, über die sich jeder Gedanken machen kann.

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Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

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