„Tue Gutes und sprich darüber“ – Stark im Ehrenamt

Wenn der Melder geht, fragen sie nicht, wer in Gefahr ist oder was gerade passiert. Dann springen sie in ihre Klamotten und fahren los. Egal, ob sie gerade am Frühstückstisch sitzen, auf Arbeit sind oder schlafend im Bett liegen. Mit das wichtigste Ehrenamt in unserer Gesellschaft ist die Freiwillige Feuerwehr, deren Einsatzkräfte 24/7 für die Menschen da sind.

Deutschlandweit gibt es rund eine Millionen Freiwillige Feuerwehrleute. Im Landkreis Limburg-Weilburg sind es rund 2.800 Ehrenamtliche. Corona hat dem Ehrenamt sogar noch etwas Aufschwung gegeben durch eine gute Homeoffice-Quote. Doch Roland Schmidt, Trainer Dialogtraining des Kreisfeuerwehrverbandes Limburg-Weilburg, möchte sich nicht auf diesen guten Zahlen ausruhen. „Wir sind krisensicher“, so Schmidt, „aber die Wehren stehen auch vor einem riesigen Strukturwandel.“

Training zur Personalgewinnung

Die Feuerwehren rücken aus, wenn es irgendwo brennt, wenn Gas austritt oder es eine Rauchentwicklung gibt. Sie unterstützen die Rettungsdienste beim Bergen von Personen, eilen herbei bei Auto- und LKW-Unfällen. Sie sind immer da, wenn sie gebraucht werden. Dies ist eine Seite, die fast jeder von der Feuerwehr kennt. Doch die Feuerwehr besteht aus so vielen Ebenen und es ist total interessant, dass es auch innerhalb der Struktur ehrenamtliche Positionen mit viel Engagement gibt, die „Feuer“ an ganz anderer Stelle löschen, nämlich innerhalb der Wehren, wenn es um das Personal und die Außenwirkung geht.

In den 60er bis 80er Jahren hatten die Freiwilligen Feuerwehren immer ausreichend Personal, teilweise zu viel. Sie mussten sich daher nie Gedanken machen, wie sie neue Einsatzkräfte gewinnen müssen. Dies ist ein Punkt, den Schmidt seit 2014 permanent immer wieder anspricht und für die Wehren Trainings im Dialog und Personalgewinnung anbietet. Sein wichtigstes Motto ist dabei: „Tue Gutes und sprich darüber.“ Darum trainiert er mit den Wehren, nach draußen zu gehen und über ihre Arbeit zu berichten. Und er weiß, wovon er spricht. Er ist selbst aktiver Feuerwehrmann bei der Feuerwehr Weilmünster-Dietenhausen.

Persönliche Gespräche sehr wichtig

Roland Schmidt kann sich noch sehr gut an den Auslöser seiner aktuellen ehrenamtlichen Arbeit erinnern. Dies war 2013, als das Land Hessen mal wieder viel Geld in eine Flyer-Kampagne „Du brauchst die Feuerwehr, die Feuerwehr braucht dich“ steckte. Neben Thomas Schmitt, Vorsitzender Kreisfeuerwehrverband Limburg-Weilburg, und einigen anderen stellte er genau dieses System der Werbung in Frage. Sie machten sich gemeinsam Gedanken, wie es besser geht und starteten 2014 Aktionswochen. In diesen Aktionswochen gingen die Kameraden und Kameradinnen auf die Parkplätze der Supermärkte und kamen mit den Menschen ins Gespräch. „In diesen Aktionswochen haben wir 189 Leute in die Feuerwehr geholt“, erinnert sich Schmidt, „das persönliche Gespräch ist der Schlüssel zum Erfolg.“

Stark im Ehrenamt Feuerwehr
Feuerwehr Elz im Gespräch mit den Bürgern 2014/2015

Und daher übt er mit den Einsatzkräften diese Gesprächssituationen. Wie geht man hinein? Wie präsentiert man sich? Und wie gelingt es am Ende, den Gesprächspartner zu locken? Und dazu gehört auch, so aufzutreten, wie man selbst angesprochen werden möchte. Neben dem Gewinnen neuer Einsatzkräfte zählt neben dem Gespräch auch der eigene Nachwuchs. Da habe sich in den letzten Jahren viel getan mit den Kinder- und Jugendfeuerwehren. Doch da könnte laut Schmidt noch mehr getan werden. Die Spannweite in der Jugendfeuerwehr ist von 10 bis 17 Jahre sehr weit. Viele verlieren ihre Jugendlichen im durchschnittlichen Alter von 14,8 Jahren. Dann nämlich, wenn Pubertät, Freunde und andere Hobbys hinzukommen. Für Schmidt besteht eine Möglichkeit darin, die Jugendlichen dennoch zu halten, indem die aktiven Einsatzkräfte Patenschaften für die Jugendlichen übernehmen. Bei ihm in Dietenhausen führt dies dazu, dass sie 90 Prozent Übergang von der Jugendfeuerwehr in die Einsatzabteilung haben.

Üben von Gesprächssituationen

Wertschätzung für das Personal

Eine dritte Säule ist das Halten des Personals und dies geht nur mit Wertschätzung und dem miteinander Reden. So empfiehlt er den Wehren, Personalgespräche zu führen. Auch die Kommunen könnten noch etwas mehr in Sachen Wertschätzung ihrer Feuerwehr gegenüber machen. Die Feuerwehren sind gut ausgestattet und dies läuft, aber auch die persönliche Wertschätzung darf dabei nicht zu kurz kommen.

Insgesamt lohnt sich die Arbeit, die er seit 2014 mit seinem Team macht. Auch wenn es noch ein paar Baustellen gibt und er sich nicht auf den Erfolgen ausruhen möchte, so ist der Landkreis im Land Hessen in Sachen Feuerwehr eine Benchmark. Dass dies gelingt, daran hat das Dialog-Trainerteam des Kreisfeuerwehrverbandes Limburg-Weilburg großen Anteil.

Die Fotos wurden mir zur Verfügung gestellt, vielen Dank dafür. Mehr zum Kreisfeuerwehrverband Limburg-Weilburg findet ihr auf der Homepage.

Mit der Serie „Stark im Ehrenamt“ möchte ich die Vielfalt des ehrenamtlichen Engagements im Landkreis darstellen.

Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

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