Über 7.000 Einsatzstunden im Ahrtal vor Ort

Die Hochwasserkatastrophe im Juli hat in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen mit voller Wucht die Ortschaften getroffen. Schnell waren nicht nur Spendenkonten zur finanzielle Hilfe eingerichtet. Auch die Einsatzkräfte der verschiedenen Rettungsdienste waren vor Ort, um zu helfen. Alleine 7.000 Stunden half das THW Limburg im Ahrtal.

Fast alle der 668 Ortsverbände des Technischen Hilfswerkes (THW) waren im Einsatz im Ahrtal. Weit über 2 Millionen Einsatzstunden mit über 17.000 Einsatzkräften hat das THW im Ahrtal geleistet. Unter ihnen befand sich auch das THW Limburg. Über 7000 Einsatzstunden mit über 30 Helfern waren die Limburger im Einsatz und sind es aktuell immer noch. Alle Kompetenzen waren gefordert: Von Fachberatung, Führung von Einsatzabschnitten, Räumen von Straßen, Transportarbeiten, Pumparbeiten und im Brückenbau, um nur einige der Einsatzaufgaben zu nennen.

Sandsäcke befüllen

In den Abendstunden des 15. Juli begann der Einsatz für das THW Limburg. Acht Helfer machten sich gemeinsam mit dem THW Weilburg auf den Weg, um Sandsäcke zu befüllen. Da sich in der Nacht die Situation dramatisch änderte und die Helfer nur mit einem Fahrzeug angerückt waren, kehrten die Helfer schon in den Morgenstunden wieder zurück. Das Ausmaß der Katastrophe, welche sich in der Nacht abspielte, konnte sich noch keiner vorstellen.

In den kommenden Wochen kamen auf die Helfer des Ortsverbandes zahlreiche Aufgaben zu. Der Zugtrupp des THW Limburg wurde zum Bereitstellungsraum alarmiert. Dieser hatte für die nächsten zehn Tage die Aufgabe, die Einsatzkräfte aus dem Bereitstellungsraum zu den Einsatzstellen auf Anforderung der Einsatzleitung zu entsenden. Die anfänglichen Probleme, wie dass Einsatzkräfte aus dem Bereitstellungsraum nicht an die geforderten Einsatzstellen kamen, konnte der Zugtrupp aus Limburg lösen, und entsendete die Einsatzkräfte schnell und strukturiert.

Wiederherstellung Trinkwasserversorgung

Entgegen vieler Pressemeldungen gab es später keine Einheiten, die tagelang im Bereitstellungsraum ohne Einsatzauftrag warteten. Über 3000 Helfer des THWs hat der Zugtrupp auf Anforderung der Einsatzleitung in die Einsatzstellen entsendet.

Während des Einsatzes des Zugtrupps wurden die Fachgruppe Notversorgung/ Notinstandsetzung alarmiert. Diese Gruppe war einige Tage in der Gemeinde Schuld im Einsatz. Dort stellten sie gemeinsam mit der Fachgruppe Trinkwasserversorgung die Trinkwasserversorgung wieder her. Sie prüften und bauten Wasserleitungen und kontrollierten gemeinsam mit den Anwohnern, ob die Wasseranschlüsse der Häuser noch in Takt waren. Neben dieser Aufgabe pumpte die Gruppe auch Keller leer, überwachte bei Regen die Pegelstände der Ahr und entschlammten Keller. Die Fachgruppe Räumen war ebenfalls parallel alarmiert worden. Sie räumte Straßen frei und half der Telekom Funkmasten wiederaufzubauen, um das Mobilfunknetz wiederherzustellen.

Der Zugtrupp führte den Einsatzabschnitt in Altenburg. Neben der Koordination der Einsatzkräfte, die im Ort tätig waren, betrieb der Zugtrupp einen Infopoint. Dieser diente als Anlaufstelle für die Bevölkerung, um Fragen zu beantworten und Hilfe-ersuchen entgegen nehmen zu können. Die Fachgruppe Räumen übernahm zudem diverse Transportarbeiten im Schadens-gebiet. Die Bergungsgruppe unterstütze beim Brückenbau in Ahrweiler. Der Baufachberater führte Begutachtungen von Gebäuden im Schadensgebiet durch.

Koordination der Einheiten

Neben den Einheiten waren auch einzelne Helfer mit ihren Fachkompetenzen gefragt. U.a. leitete ein Helfer den Leitungs- und Koordinierungsstab der THW Regionalstelle in Koblenz. Dessen Aufgabe es war, die Einheiten aus der Region Koblenz ins Schadensgebiet zu entsenden und für Ablöse zu sorgen.

Der Einsatz war für alle Helfer des THWs nicht einfach. Zwar war die Bevölkerung überwiegend äußerst dankbar, aber es gab auch Situationen in denen einzelne Bürger ihren Frust an den Einsatzkräften ausließen. Die Situation der Bevölkerung ist dramatisch. Viele waren tage- oder auch wochenlang ohne fließendes Wasser oder Strom. Einige haben alles verloren. In der Nacht der Hochwasserkatastrophe sind den Menschen traumatische Erlebnisse widerfahren. Unter all diesen Gesichtspunkten hatten die Helfer des THW Limburgs Verständnis, wenn es bei dem einen oder anderen Bürger*in eine verbale Entgleisung entglitt.

Diebstahl im Katastrophengebiet

Es gab Situationen, die die THW Helfer selbst verärgerten. Zum Beispiel waren Personen vor Ort, die sich als vermeintliche THW Helfer gekleidet und ausgegeben hatten. Dabei betraten sie noch intakte Häuser und stahlen das letzte Hab und Gut der Menschen. Es wurden sogar willkürlich Einsatzkräfte gefilmt und anschließend wegen unterlassender Hilfeleistung angezeigt. Oftmals waren auch Falschmeldungen ein großes Problem. Viele Falschmeldungen, verursacht durch soziale Medien oder durch Mundpropaganda, erschwerten teilweise die Arbeit.

Dabei wurde in den letzten Wochen sehr viel im Ahrtal geleistet. Ortschaften wurden wieder ans Trinkwassernetz angeschlossen, Brücken wurden gebaut, Straßen freigeräumt und vieles mehr. Die Helfer des THW Limburg sind alle ehrenamtlich tätig und wurden tage- sogar wochenlang von ihren Arbeitsgebern freigestellt. Denen an dieser Stelle ein riesiger Dank gilt. Über all die letzten Wochen sind die Helfer unter dem Motto „Lösungen für die vielen Probleme finden und den Menschen helfen“ angetreten. Dabei haben sie jede Menge Eindrücke gesammelt, die es nun gilt, selbst zu verarbeiten. Dafür gibt es im THW spezielle Kräfte, die bei traumatischen Erlebnissen beim Verarbeiten helfen.

Gute Ausbildung bewährt

Bei all den Einsätzen hatte sich die gute Ausbildung im Ortsverband bewährt gemacht. Gerade die vor zwei Jahren durchgeführte Übung mit mehr als 500 THW Kräften in Limburg hat sich nun ausgezahlt. Von vielen wurde man belächelt, dass solch eine Katastrophe, in der die Strom- und Wasserversorgung zusammenbrachen und gleichfalls beschädigte Straßen vorkamen, überzogen sei. Der Einsatz im Ahrtal hat gezeigt, dass eine Katastrophe in dieser Dimension unvorstellbar, aber möglich war. Ausbildungsdienste und Übungen sind daher unverzichtbar, um sich auf solche Situationen vorzubereiten.

Ebenfalls hat sich die in den letzten Jahren vom THW beschaffte Ausstattung bestens bewährt; dem Teleskopstapler, dem Luftkompressor oder dem neuen Mehrzweck-gerätekraftwagen, wie auch den Pumpen, dem Handwerkzeug u.v.m.

Weiterhin ist das THW Limburg auf der Suche nach ehrenamtlichen Kräften. Mitmachen kann jeder ab 18 Jahre. Nach einer erfolgreichen Grundausbildung und regelmäßiger Teilnahme an unseren Übungen ist die Beteiligung an Einsätzen möglich. Wer mitmachen will, kann sich gerne an ov-limburg@thw.de wenden.

THW Limburg

 

 

Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.