Unternehmen sind zufrieden mit dem Wirtschaftsstandort Hünfelden

Hünfelden ist die fünfte Kommune im Landkreis, bei der die IHK Limburg die Unternehmen zu einer Standortumfrage einluden. Mit einer Gesamtbewertung von 2,96 erhielt die Kommune einen „voll befriedigenden“ wert. IHK-Hauptgeschäftsführerin Monika Sommer, Geschäftsbereichsleiter Alfred Jung und Bürgermeisterin Silvia Scheu-Menzer stellten die IHK-Standortumfrage Hünfelden vor.

573 Betriebe in Hünfelden wurden von der IHK Limburg im September letzten Jahres zur Standortumfrage angeschrieben, 101 Unternehmen meldeten sich zurück. 80 Prozent der Unternehmen sind mit den Rahmenbedingungen insgesamt zufrieden bis sehr zufrieden. 20 Prozent sind eher nicht zufrieden bis sehr unzufrieden. Die Bürgermeisterin Silvia Scheu Menzer lobt die Umfrage, denn zum einen gibt sie das Bild wieder, was auch sie von Hünfelden hat und zum anderen gibt es ihr ein Instrument an die Hand, mit dem sie und die Kommunalpolitiker jetzt arbeiten können. „Diese Standortanalyse ist für uns eine Chance“, so Scheu-Menzer.

Infrastruktur mit Stärken und Schwächen

Die Unternehmen loben die Lage von Hünfelden. Es gibt eine gute Anbindung an das Straßennetz, mit dem Auto ist man schnell an den Flughäfen, im Rhein-Main-Gebiet. Die Kommune liegt günstig zwischen Limburg und Bad Camberg, die Unternehmen sind schnell an der Autobahn. Und auch die innerörtlichen Straßen werden mit 3,07 im mittleren Bereich bewertet. Es gibt ausreichend Parkplätze innerhalb der Gemeinde. Große Kritik gibt es am ÖPNV, denn es fehlt zum Beispiel eine direkte Busverbindung nach Bad Camberg. Für eigentlich kurze Wege braucht man unnötig viel Zeit, weil es keine direkten Verbindungen mit dem Nahverkehr gibt. Mit 4,10 bewertete die Unternehmen das Tagungs- sowie Übernachtungsangebot.

Bei den Standortkosten fiel die Bewertung für die Personalkosten mit 2,90 noch gut aus. Jedoch waren die Unternehmen mit weiteren Kosten wie den Wasser- und Abwasserkosten sowie der Höhe des Gewerbesteuerhebesatzes nicht so zufrieden, dass in diesem Bereich die Gesamtbewertung bei 3,20 liegt. Für die Verwaltung und die Wirtschaftsförderung gab es 3,01 Punkte. Die Erreichbarkeit der Verwaltung, Bearbeitungsdauer sowie Verlässlichkeit bei Anfragen wurde noch gut bewertet, während Transparenz und ein offenes Ohr für die Wirtschaft weniger gut bewertet wurden. Die größte Unzufriedenheit gab es beim Onlineangebot (3,16) sowie beim Standortmarketing (3,42). Die Gewerbetreibenden wünschen sich in Zusammenarbeit mit der Gemeinde eine bessere Vernetzung sowie eine bessere Onlinepräsenz.

Ebenfalls sind Fachkräfte für die Unternehmen ein Thema. Die Nähe zu den Berufsschulen wird als gut bewertet (2,9), während es schwächere Wertungen für die Nähe zu Hochschulen/ Forschungseinrichtungen (3,51), regionales Weiterbildungsangebot (3,59) sowie Verfügbarkeit von Fachkräften (3,59) gab.

Hünfelden punktet bei weichen Standortfaktoren

Punkten konnte die Gemeinde bei den weichen Standortfaktoren wie Wohnqualität, Schul- und Betreuungsangebot, Sport- und Freizeitangebote. Etwas schlechter fiel in diesem Bereich das Thema Kultur und Tourismus aus. Insgesamt gab es hier die Bewertung 2,77. Mit hierein spielt auch die Emotionen, mit denen die Unternehmen Hünfelden verbinden. An erster Stelle steht dabei die Natur (1,82), gefolgt von Heimat (2,02), Sicherheit (2,05) und Familienfreundlichkeit (2,18). Weniger verbunden sieht man die Kommune mit Kunst/ Kultur (3,66) sowie Tourismus (4,24).

„Ein gutes Wohnumfeld hilft mit dabei, Fachkräfte zu gewinnen“, so Alfred Jung zusammenfassend zu den weichen Standortfaktoren. Dennoch muss die Kommune dann noch einiges wegen verfügbarer Flächen tun, denn damit herrschte nicht so die Zufriedenheit. Für verfügbare Flächen für Wohnraum, aber auch Gewerbe gab es eine Bewertung von 3,24. Hier sollten mehr Angebote geschaffen werden, als nur regionale Bedürfnisse zu decken.

Insgesamt beurteilt Monika Sommer die Standortumfrage als „sehr erfreuliches Ergebnis“. Damit habe die Gemeinde Hünfelden nun ein Steuerungsmittel, mit denen die Gemeinde zusammen mit den Akteuren einzelne Themen aufgreifen und angehen können.

Bereits an einigen Schwachpunkten dran

Für Silvia Scheu-Menzer ergab die Umfrage das Bild, welches sie selbst hat. Ihr ist bewusst, dass Hünfelden nicht der Gewerbestandort und auch nicht für Tourismus bekannt ist. Aber sie legte auch dar, dass die Politik bereits an einigen Schwachpunkten dran ist. Dabei ist ihr ebenfalls bewusst, dass sie nicht an allen Stellschrauben drehen können. Wir müssen bei den 20 Prozent unzufriedenen Unternehmen ansetzen, ist ihre Meinung.

Aber sie weist auch darauf hin, dass es nicht alleine Thema der Kommune ist, sondern ein regionales Thema. „Der Fachkräftemangel betrifft die ganze Region“, so Scheu-Menzer, „um die Fachkräfte zu halten, müssen die weichen Standortfaktoren stimmen.“ Auch das Thema ÖPNV könne sie nicht alleine lösen. „Wir sind eine Pendlerregion, aber der ÖPNV ist ein zähes Thema.“ So sei sie bereits 1,5 Jahre dran, dass es eine direkte Verbindung nach Bad Camberg gibt.

Der Breitbandausbau habe gezeigt, was die Zusammenarbeit im Kreis bewirkt. Hierbei handelt es sich um ein kreisweites Projekt, bei dem auch die nötigen Fördergelder beantragt werden konnten. Scheu-Menzer lobt zudem den Schritt mit der Deutschen Glasfaser, zum weiteren Ausbau, denn gerade die Pandemie habe gezeigt, wie wichtig dieser Standortfaktor ist.

Mit den verfügbaren Flächen stecke sie ein wenig in einem Zwiespalt. Hünfelden liegt im Goldenen Grund mit fruchtbaren Boden, da muss schon abgewogen werden, wie das Land genutzt wird. Dennoch werde es eine Erweiterung des Gewerbegebietes geben, in welchem sich heimisches Gewerbe ansiedeln darf. „Wir wollen den heimischen kleinen Unternehmen die Chance bieten, in der Region zu bleiben“, so Scheu-Menzer.

Regionale Zusammenarbeit

Thema Kultur und Tourismus lässt sich für Hünfelden alleine nicht stemmen. Doch auch an diesem Thema ist die Gemeinde bereits dran und startete im letzten Jahr das interkommunale Projekt „Regionalmarketing Goldener Grund“ zusammen mit Bad Camberg, Brechen und Selters (Taunus). Es soll eine gemeinsame Marke entstehen und Scheu-Menzer sieht dann auch die Chance für die Unternehmen, sich in dieser Marke wiederzufinden. In Hünfelden gebe es viele kulturelle Angebote bei über 70 Vereinen. Auch da sieht die Bürgermeisterin die Chance, über die Vernetzung diese noch mehr publik zu machen.

Ein weiteres kreisweites Thema sei der mobile Dorfladen. Scheu-Menzer ist bewusst, dass nicht in jedem Ort eine Art Dorfladen aufgebaut und betrieben werden kann. Dennoch bedarf es Strukturen, damit auch die älteren Mitbürger ihre Dinge erledigen können. Neben dem kreisweiten Thema möchte die Bürgermeisterin auch schauen, was im Rahmen der Dorfentwicklung möglich ist. Und sie plädiert auch dafür, dass nicht immer alles aufs Ehrenamt abgeschoben werden kann. „Die Politik ruht sich darauf aus, dass es vor Ort irgendwie geregelt wird“, so Scheu-Menzer. Doch dies werde in Zukunft so nicht mehr funktionieren.

Dieses Miteinander und die Vernetzung lobte am Ende auch Monika Sommer. „Was einer alleine nicht schafft, funktioniert gemeinsam“, so Sommer, „wenn wir ins Gespräch kommen, können wir Themen gemeinsam anpacken.“ Und so sieht sie es auch in der Arbeit der IHK Limburg, welche mit ihren 13.500 Unternehmen zu den kleineren IHKs im Land Hessen zählt. „Was wir gemeinsam für unseren Wirtschaftsraum voranbringen können, ist ein Gewinn für unsere ganze Region.“

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Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

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