Verteilung von FFP2-Masken in Dornburg: „Übers Knie gebrochen“

Am 9. September gab Gesundheitsminister Jens Spahn bekannt, dass sich Ältere und Risikopatienten ab dem 15. Dezember bei den Apotheken drei FFP2-Masken abholen dürfen. In Dornburg organisiert das die Gemeinde gemeinsam mit der Apotheke im Bürgerhaus Frickhofen und kann dadurch eine sichere Abholung organisieren. 

Die Schlange am Morgen vor dem Bürgerhaus Frickhofen ist überschaubar. Mit Abstand und Maske stehen die Menschen an, die sich gerne ihre drei kostenlosen FFP2-Masken abholen wollen. Bis zum 23. Dezember wird diese Möglichkeit in Frickhofen angeboten. Wer den Zettel nicht dabei hat, gibt in Vorraum Name, Wohnort und Alter an. Wer unter 60 Jahren ist, hat als Risikoperson Anspruch auf die Masken. Dazu zählen chronisch obstruktive Lungenerkrankung oder Asthma bronchiale, chronische Herzinsuffizienz, chronische Niereninsuffizienz Stadium ≥ 4, Demenz oder Schlaganfall, Diabetes mellitus Typ 2, aktive, fortschreitende oder metastasierte Krebserkrankung oder stattfindende Chemo- oder Radiotherapie, welche die Immunabwehr beeinträchtigen kann, stattgefundene Organ- oder Stammzellentransplantation, Trisomie 21 oder bei Risikoschwangerschaft. Nach Angaben der Daten ging es in den nächsten Raum, wo die Daten mit dem Personalausweis geprüft werden, bevor die Masken ausgegeben werden.

Sichere Ausgabe der Maske

Durch eine zweiten Tür geht es nach draußen. Nicht nur das Einbahn-System trägt dazu bei, für alle die Übergabe sicher zu gestalten. Alle Helfer tragen FFP2-Masken sowie ein zusätzliches Face-Shield. Jeder Stift wird nach der Benutzung desinfiziert, es werden auf die notwendigen Abstände geachtet. „Durch die konzertierte Ausgabe im Bürgerhaus haben wir mehr Platz und somit keine Durchmischung von alten Menschen und Risikopatienten mit erkrankten Menschen“, so Volker Göbel, Inhaber der St. Martin Apotheke in Frickhofen. Aber er schiebt auch nach, dass er grundsätzlich die Idee, die Risikogruppen mit diesen Masken auszustatten prinzipiell okay findet, doch die Aktion über die Apotheken „übers Knie gebrochen“ ist.

Als der Entwurf bekannt wurde, dass die Masken verteilt werden sollen, beschlossen Gemeinde und Apotheke die Verteilung über das Bürgerhaus zu machen. Die Gemeinde organisierte diese Aktion. Der Apotheker begrüßt dies sehr, denn in der Apotheke selbst hätte er die Menschen, die Masken abholen wollen und erkrankte Menschen, die ihr Rezept einlösen wollen, nicht wirklich trennen können. Und den Kranken, die sich ihre Medikamente holen wollen, um sich dann zu Hause ins Bett zu legen, muss er nicht zumuten, sich in eine lange Warteschlange zu stellen. Zu den Räumlichkeiten und der Organisation stellt die Gemeinde auch Helfer, welcher die Austeilung mit unterstützen. Am ersten Tag ist sogar Bürgermeister Andreas Höfner im Bürgerhaus, um bei der Verteilung zu helfen. Insgesamt sorgen sechs Personen für einen reibungslosen Ablauf.

FFP2- Masken für Ältere und Risikopatienten

Am 9. Dezember kündigte Gesundheitsminister Jens Spahn die Aktion an. Bis zum 6. Januar sollen in ganz Deutschland die Apotheken rund 27,3 Millionen Menschen mit FFP2- Masken versorgen. Dafür stellt der Bund 491,4 Millionen Euro zur Verfügung. Dies sind am Ende rund 6 Euro pro Maske, die bei den Apotheken landen. Für Volker Göbel war es eine Herausforderung, die Masken zu besorgen. Am Mittwoch habe er dann seine 8.000 bestellten Masken erst erhalten und alles daran gesetzt, diese für heute vorzubereiten. Zudem konnte er live miterleben, wie sich die Preise innerhalb kurzer Zeit für die Masken verdoppelt haben. Trotz allem seien die 6 Euro pro Maske, welche er erhält, eine sehr großzügige Vergütung. Wobei der Nachweis über die abgegeben Masken schwierig ist. Aber dies wurde bei der Vergütung alles bedacht, so Göbel und verweist dabei auf die Pharmazeutische Zeitung, die genau aufzeigt, wie die Apotheken an die Vergütung kommen.

Dennoch hält er die Aktion für unsinnig. „Es wäre günstiger gewesen, den Personen die Masken per Post zu schicken“, so Göbel beim Telefonat am Mittwoch. Stattdessen lockt diese Aktion die gefährdeten Personen am ersten Tag des harten Lockdowns nach draußen, damit sie sich ihre Masken abholen. Diese Idee an sich hat schon etwas Absurdes, denn genau diese Risikogruppen will man vor einer Ansteckung schützen. Und da dies zu langen Warteschlangen führte, habe die Regierung darüber nachgedacht, doch die Masken mit der Post zu verschicken. Heute morgen sieht Göbel darin das nächste Problem: „Bleiben die Apotheken nun auf ihren Masken sitzen?“ Immerhin haben diese sich jetzt mit Masken eingedeckt. Es ist viel Aktionismus dabei und kommt in seinen Augen auch sehr spät.

FFP2-Masken favorisieren

Seiner Meinung nach hätten die FFP2-Masken schon längst favorisiert werden müssen und nicht erst jetzt, wo die Zahlen steigen. Und er denkt dabei nicht nur an die Risikopatienten. In Büros, Schulen, in jeglichen geschlossenen Räumen sind die FFP2-Masken der effektivste Schutz. Alle anderen Masken schützen den Träger selbst nicht, sondern sind nur zum Schutz der anderen da. Zudem gelangen bei jeder Maske, welche nicht eng um Nase und Mund anliegt, Aerosole nach draußen, die wiederum andere anstecken können.

Die Ausgabe der FFP2-Masken in Frickhofen erfolgt werktäglich bis zum 23. Dezember im Bürgerhaus von 9 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr, am Samstag nur vormittags (9 bis 12 Uhr). Mehr auf der Seite der Gemeinde Dornburg

Ein weiterer Artikel zu dem Thema stand heute in der Nassauischen Neuen Presse: „Apotheken fühlen sich allein gelassen“

Bürgermeister Andreas Höfner(li) und Apotheker Volker Göbel koordinieren gemeinsam die Ausgabe der FFP2-Masken in Frickhofen.

Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

One thought on “Verteilung von FFP2-Masken in Dornburg: „Übers Knie gebrochen“

  • 18. Dezember 2020 um 4:41
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    Danke für diesen Artikel!

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