Villmar – Wenig konkretes im Marktflecken

Die Beratungen in den Gremien, ob Villmar Klimakommune werden soll oder nicht, befinden sich noch im vollen Gang. Aber Bürgermeister Matthias Rubröder, CDU, sagt auch, dass er eine Maßnahme nicht wegen einer Förderung machen muss, sondern diese auch ohne den Titel angehen kann.

Zur bisherigen Energiewende in Deutschland hat der Bürgermeister eine eigene Meinung, die sei schief gelaufen. Und so habe Villmar keine Windräder, denn die sollte man dort hinstellen, wo es Sinn macht. Jedoch befindet sich auf den Bauhof-Gebäuden eine PV-Anlage und es ist in der Diskussion, ob auf die Bürgerhäuser und Kitas ebenfalls PV-Anlagen zur Selbstversorgung kommen sollen. Doch diese Überlegungen haben mehr mit der aktuellen Energiekrise als dem Gedanken des Klimaschutzes zu tun. Auch habe der Marktflecken seine Straßenbeleuchtung noch nicht komplett auf LED umgestellt.

Starkregenereignis 2018 in Aumenau

Im Jahr 2018 gab es ein Starkregenereignis, bei dem Schlamm vom Gladbacher Hof nach Aumenau runtergespült wurde und die Gleisanlagen überflutete. Die Bahnstrecke war mehrere Tage lang gesperrt. Bis heute habe die Gemeinde selbst nicht viel getan, um ein solches Ereignis ein weiteres Mal zu verhindern. Doch dies kann Rubröder begründen, denn die meisten Flächen, die davon betroffen sind, gehören nicht der Gemeinde. Auf dem Gladbacher Hof gebe es jedoch Bemühungen, dem zu begegnen. Die haben eine Versuchsfläche mit Agroforst-Bewirtschaftungen. Auf dem Feld stehen in regelmäßigen Abständen Baumreihen, welche eine Erosion oder Wegschwemmen bei Starkregen verhindern sollen. Zudem finden Gespräch mit dem Kreis und dem Land Hessen statt, wie das Wasser bei einem Ereignis geleitet werden könnte, damit es direkt in die Lahn fließt. Insgesamt „dauert alles seine Zeit“, aber Villmar würde Kleinigkeiten machen. Sie kümmern sich um freie Gräben und Kanäle, so dass diese bei einem Ereignis nicht verstopfen.

Blackout-Szenario

Über den Landkreis muss sich die Gemeinde gerade mit einem möglichen Blackout-Szenario beschäftigen und erarbeitet einen Plan für den „Fall der Fälle“. Dieser Plan sieht unter anderem vor, dass sie die Eichelberghalle in Aumenau vorhalten, um die Bürger unterzubringen. Im September möchte Rubröder sich mit seinem Wassermeister zusammensetzen, um zu überlegen, wie die Wasserversorgung mit einem Notstromaggregat aufrecht erhalten werden kann.
Auch wenn der Sommer trocken war, hatten sie in Villmar noch genügend Wasser und jeder Haushalt konnte versorgt werden. Dennoch appellierte Rubröder an die Bürger, sorgsam mit der Ressource umzugehen. Zudem hätten sie noch in Aumenau, bei Bedarf einen Brunnen zu bohren und es gebe im Notfall einen alten Hochbehälter, der aktuell stillgelegt ist, aber der nach einer Sanierung reaktiviert werden könnte.

In den Bebauungsplänen für die Neubaugebiete hat der Marktflecken derzeit nur eine Zisterne in den Vorgaben sowie ein Verbot von Schotterflächen. Weitere Vorgaben befinden sich in einer kontroversen Diskussion. Wenn es nach Rubröder geht, sollten es nicht zu viele Vorgaben sein: „Jeder soll es so machen, wie er es am besten kann.“ Er merke selbst, dass die Bürger ein stärkeres Bewusstsein dafür entwickeln, nachhaltiger mit den Ressourcen umzugehen. Dies merke er auch daran, dass Bürger mit Ideen auf ihn zukommen und aufzeigen, was man eventuell realisieren könnte. Der Bürgermeister zeigt zudem auf, dass die finanzielle wie auch personelle Situation ein limitierender Faktor in der Verwaltung sei, weshalb er gar nicht so viel umsetzen könne.

Alle Artikel zu den Klimainterviews findet ihr hier.

Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.