Waldbrunn – Limitierende Faktoren in der Umsetzung
Waldbrunn möchte Klima-Kommune werden, aber es ist noch nichts in die Richtung passiert. Limitierende Faktoren sind immer wieder das Personal, welches es braucht, um Projekte zu planen und umzusetzen. Und ist das Personal nicht vor Ort, müssen Leistungen extern vergeben werden. Und auch das kostet wiederum Geld.
Klimaschutz und Klimawandel ist schon auf dem Plan bei Peter Blum, Bürgermeister von Waldbrunn, aber mit dem Thema Klima-Kommune habe sich die Gemeinde noch nicht endgültig befasst. Er stellt sich auch die Frage, ob der ganze Arbeitsaufwand, welcher damit zusammenfällt, gerechtfertigt ist. Er möchte es auf alle Fälle im Blick behalten und ist zudem mit den Nachbarkommunen im stetigen Austausch. Ein wenig setzt er da auch auf das Dorfentwicklungsprogramm IKEK (integriertes, kommunales Entwicklungskonzept), über welches ebenfalls Projekte mit Klimaschutzcharakter realisiert werden können. Mit HessenForst ist er im Gespräch, wie der Wald nach den ganzen Schäden wieder aufgeforstet werden soll. Dabei sind die Schäden im Wald noch lange nicht am Ende. „Es ist großes Thema bei uns, wie wir den Wald zukunftsfähig aufforsten“, so Blum. Konkrete Maßnahmen im Hochwasserschutz sind die Renaturierung von Lasterbach und Kerkerbach. Diese sollen im nächsten Jahr stattfinden.
Windkraft langjähriges Thema
Das Thema Windkraft zieht sich bereits über viele Jahre in der Gemeinde. Es besteht ein Vertrag mit der Firma Enertrag, aber „es konnte keiner absehen, dass es so lange dauert“. Immerhin sei der Vertragsabschluss aus dem Jahr 2014. Aktuell kann er aber auch noch nicht erkennen, dass die Energiekrise Auswirkungen auf die Meinungen vor Ort habe. PV-Anlagen für einige Gemeindegebäude wie die Mehrzweckhallen seien vor seiner Amtszeit geprüft worden. Gerade für Hallen sei damals die Aussage gewesen, dass es mit der Statik nicht zu machen sei. Er könne sich vorstellen, dieses Thema mit neuen Erkenntnissen nochmals zu prüfen. Für das Alte Rathaus in Lahr gab es einen Antrag der SPD für PV-Anlagen, doch dieser wurde in der Gemeindevertretung abgelehnt. Auch für die Kläranlage gab es vor einigen Jahren einen Antrag. Dieser wurde abgelehnt, weil es sich nicht gerechnet habe. 2021 wurde das Thema in den Haushaltsberatungen erneut verschoben. Nun prüfe die Gemeinde neue Fördermöglichkeiten.
In Waldbrunn selbst gebe es keine großen versiegelten Flächen. Aber in den kleinen Bereichen wie versiegelte Vorgärten spielt das Thema Hitze und Mikroklima schon mal eine Rolle. Die Gemeindevertreter diskutieren auch, ob diese verboten werden sollten. Schottergärten werden auch mal bei der Gemeinde gemeldet und es gibt auch Rückbauten von Schottergärten. Dennoch gibt es in den neuen Bauleitplänen wenig Vorgaben. In Hausen ist eine Außenbegrünung Vorgabe, aber mehr nicht. In den letzten drei Jahren lag der Fokus ein wenig darauf, Blühwiesen anzulegen. Dies wäre auch eine Möglichkeit im Rahmen des IKEKs, Plätze neu und grüner zu gestalten, aber „das muss dann zum Dorfkonzept passen“. In den Kitas wird nach Verschattungen am Gebäude wie auch auf den Außenanlagen geschaut. Der neue Anbau an der Kita Fussingen soll nach den neusten energetischen Maßgaben erfolgen.
Sanierung der Tiefbrunnen
Auch wenn der Sommer sehr heiß war, waren die Bürger von Waldbrunn gut mit Wasser versorgt. Dennoch habe die Gemeinde die Bürger auch zum sparen angehalten. Ein Tiefbrunnen wurde bereits saniert, für die Sanierung eines weiteren Tiefbrunnens gab es jetzt eine Förderzusage vom Landkreis. Diese wurden notwendig, weil die Erträge rückläufig waren aufgrund technischer Probleme. In Bezug auf das Wasser kommen aus der Bevölkerung immer wieder auch Fragen, ob die Windkrafträder oder die Erweiterung der Tongrube einen Einfluss auf den Grundwasserspiegel haben. Könnte ein sinkender Grundwasserspiegel einen Einfluss auf die Standfestigkeit von Gebäuden haben? Doch diese Fragen liegen nicht in seinem Einflussbereich, so Blum.
2020 musste die Einsatzkräfte zwei Tage raus wegen Starkregen, zum Glück gab es wenig Schäden an den Gebäuden. Die Feuerwehren in Ellar, Hintermeilingen und Lahr sind mit Notstrom versorgt. „Die Feuerwehrhäuser sind die Leuchttürme in den Ortschaften“, so Blum. In einem kleinen Rahmen ist die Versorgung in einem Katastrophenfall gesichert. Auf Kreisebene habe sich ein Arbeitskreis gegründet, der sich mit dem Thema befasst. Da geht es auch um die Fragen, was die Kommunen benötigen und was sie im Ernstfall machen müssen. Im Zuge der Energiekrise soll Waldbrunn eine Halle als Wärmeinsel ausbauen. Hier schlägt die Gemeinde die Halle Lahr vor. Dieser Vorgang befindet sich in der Prüfung. Es bedarf einiger Investitionen für den Ausbau als Wärmeinsel. Dies ist aktuell das Thema.
Zum Ende äußert Peter Blum den Wunsch, nochmal zu prüfen, wie gemeindeeigene Gebäude autark werden können. Dazu zählt bei ihm inzwischen nicht mehr nur der wirtschaftliche Gedanken, sondern auch der Umweltgedanke sollte bei der Prüfung eine Rolle spielen.
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