Westerwaldschule kämpft mit weiteren Schulen für Erhalt der Berufseinstiegsbegleiter (BerEb)
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Am 18.September trafen sich sechs Schulen an der Westerwaldschule aus dem Kreis Limburg-Weilburg, um für den Erhalt des Programm der Berufseinstiegsbegleiter (BerEb) zu werben. Dazu luden die Schulen (Heinrich-von-Gagern, Leo-Sternberg, St.-Blasius, Theodor-Heuss, Westerwaldschule und Windhofschule) als Unterstützer für ihr Anliegen ein.
Die Berufseinstiegsbegleiter (BerEbs) betreuen Schüler*innen auf ihrem Weg von der Schule ins Berufsleben. Es sind oftmals Sozialpädagogen und Ausbilder aus dem Handwerk und der Industrie, die mit großem Sachverstand und ebensolchen Netzwerken die Verbindung zwischen Schule und Betrieben herstellen.
Suche nach Förderung
Die teilweise sehr zeitaufwändigen Betreuungen wurden in den letzten zehn Jahren zur Hälfte vom europäischen Sozialfond und zur Hälfte von der Arbeitsagentur für Arbeit getragen. Die Förderung durch den Europäischen Sozialfond wird 2020 auslaufen, weshalb schon zu Beginn dieses Schuljahres keine neuen Schüler*innen mehr in das Programm aufgenommen wurden. Das Budget beläuft sich pro Jahr für alle sechs Schulen zusammen auf 100.000 Euro.
Die Bundesagentur für Arbeit ist weiterhin bereit, ihren Anteil zu übernehmen. Gesucht wird nun ein anderer Träger, die die offenen 50 Prozent übernimmt. In den Bundesländern Sachsen und Bayern ist die Finanzierung schon gesichert und auch in anderen Bundesländern scheint Bewegung in die Frage der Kofinanzierung zu kommen.
68 Prozent der Hauptschulabgänger begannen duale Ausbildung
Dass das Programm seine Daseinsberechtigung hat zeigen eindringlich die Zahlen, die die Konrektorin der Westerwaldschule, Genia Gütter, exemplarisch an der Statistik der Westerwaldschule darlegt. Allein im Schuljahr 2016/17 haben 68 Prozent der Hauptschulabgänger eine duale Ausbildung in einem der heimischen Unternehmen begonnen. Die Zahlen liegen in allen Schulen, die am Programm teilnehmen, teilweise weit über dem Landesschnitt. Auch die Abbrecherzahlen während der Ausbildung sind seit Beginn des Programms deutlich gesunken. Ebenso beobachtete die Westerwaldschule, dass die Zahl der Schüler*innen, die die Schule ohne Abschluss verlassen, deutlich zurückgegangen ist. In den letzten vier Jahren haben alle Abgänger der Schule auch einen beruflichen oder schulischen Anschluss gefunden. Dies führt Gütter auf das Berufsorientierungskonzept der Schule zurück, in dem die Berufseinstiegsbegleiter neben der Verzahnung mit den regionalen Betrieben, der Zusammenarbeit mit der Wilhelm-Knapp-Schule wichtige Bausteine sind, die jungen Menschen den richtigen Weg zu weisen. Diese Beobachtungen teilen auch die Schulleiter der anderen am Programm beteiligten Schulen.
Firmen unterstützen Programm
Wie wichtig die Firmen in diesem Prozess sind, skizzierten beispielsweise die Firmengruppe Beck und Heun, vertreten durch Michael Langhorst und Schornsteinfegermeister Volker Esch, der sogar seinen Auszubildenden Martin Treskov mitbrachte. Martin Treskov und Volker Esch fanden als Azubi und Lehrherr durch das BerEb-Programm zueinander. Esch brachte die Sorgen und Nöte des Handwerks auf den Punkt „Wir suchen engagierte junge Leute. Oftmals wissen die Jugendlichen gar nicht, welche Möglichkeiten im Handwerk stecken. Das BerEb-Programm kann da individuell beraten und Anbieter und Nachfrager auf dem Ausbildungsmarkt zusammenbringen.“ Und sein Azubi ergänzte „So ganz allein wäre es für mich schwieriger geworden, einen Ausbildungsplatz zu finden. Viele Berufe kennt man gar nicht so gut. Da haben die Einstiegsbegleiter mich gut unterstützt. Ein Praktikum im Mai bei Schornsteinfegermeister Esch hat die Sache dann perfekt gemacht.“ Dem schloss sich Michael Langhorst bestätigend an, denn auch die Firmengruppe Beck und Heun hat durch dieses Programm junge Leute erfolgreich in Ausbildung und später in die Berufswelt eingegliedert.
Positive Rückmeldung der Eltern
Auch die Eltern waren vertreten. So Gabriele Vongries, deren Sohn durch das Programm ebenfalls einen Ausbildungsplatz gefunden hat, mit dem er sehr glücklich ist oder Anett Müller, deren Pflegesohn erfolgreich eine Ausbildung zum Koch absolviert. Sie bestätigen ausdrücklich, dass gerade die enge Zusammenarbeit der Berufseinstiegsbegleiter mit den Eltern positiv und erfolgreich ist. Gabriele Vongries resümiert, dass ein solches Programm genauso wichtig wie ein Schulfach ist und „niemand käme auf die Idee, den Schülern plötzlich kein Englisch mehr zu unterrichten.“
Ursula Günther verweist auf den Bildungsauftrag der IHK und betont, dass auch sie hinter dem Programm steht. In der lebhaften Diskussion wurde deutlich, dass „der Wertewandel in der Gesellschaft und die Anforderungen an die Familien eine solche Unterstützung teilweise notwendig“ (Michael Langhorst) machen. Die Berufseinstiegsbegleiter Isabel Strieder, Günther Küster und Wolfram Dorn skizzierten eindringlich, dass jeder Jugendliche, der erfolgreich in die Ausbildung einmündet der Volkswirtschaft an anderer Stelle hohe Summen an Qualifizierungsmaßnahmen und Unterstützungsgeldern erspart. Eine erfolgreiche Teilnahme vieler Jugendlicher am Erwerbsleben ist ein Garant für eine stabile Gesellschaft.
Werben für das Programm
Die genannten Schulen machen schon seit über einem Jahr auf die Notwendigkeit der Fortführung von BerEb aufmerksam, haben emsig Kontakte zu Träger der Kommunal- und Landespolitik aufgenommen. Sie stehen damit nicht allein. Auch in anderen Schulkreisen ist man tätig geworden. Bürgermeister Thomas Scholz von der Gemeinde Mengerskirchen fasste es augenzwinkernd zusammen: „Schreibt einen Brief, kommt zum Schulamt und macht eine Sitzblockade“. Auch er hat erfahren, dass im Rahmen des Bildungsplans des Bildungsforums Mengerskirchen die Arbeit der BerEbs erfolgreich ist.
Das Anliegen der Schulen ist nun, das Programm mehr in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen und so für die Fortführung zu sensibilisieren. Je mehr Menschen durch ihre Unterschrift Solidarität zeigen, desto eindringlicher kann dokumentiert werden, dass das BerEb-Programm ein wichtiges Instrument ist, jungen Menschen einen guten Start ins Leben zu ermöglichen. Die Unterschriftenlisten liegen in den jeweiligen Schulen aus.