Wie kann Limburg durch die Corona-Pandemie kommen?
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Wie kann Limburg durch die Corona-Pandemie kommen und welche Möglichkeiten bestehen, Handel und Gastronomie zu unterstützen? Dies war Thema bei einem digitalen Treffen vom 1. Kreisbeigeordneten Jörg Sauer, Bürgermeister Dr. Marius Hahn sowie Vertretern des Einzelhandels.
Die Stadt könne auch weiterhin auf Sondernutzungsgebühren verzichten sowie großzügiger bei Genehmigungen sein. Der Aufbau eines Testzentrums sowie kostenfreie Testungen könnten zu weiteren Öffnungen führen. Dies waren besprochene Möglichkeiten, wie Limburg besser durch die Corona-Pandemie kommen könnte.
Keine Flickenteppich-Lösung
Die aktuelle Situation im Landkreis hat sich entspannt, gab Jörg Sauer zu Beginn des Gespräches einen Einblick. Die jetzigen Infektionsherde liegen im familiären Umfeld. Im Gegensatz zum Lahn-Dill-Kreis haben sich die Schulen noch nicht als Infektionsherde erwiesen, aber da müssen all „höllisch aufpassen“. In den Einrichtungen und Krankenhäusern geht es mit den Impfungen gut voran. Der Landkreis warte jetzt auf Informationen, wie immobile Menschen zu Hause sowie Hausärzte in die Impfkampagne mit einbezogen werden können. „Wir haben immer nach den Vorgaben des Landes gearbeitet, was zu manch einer Kritik an uns geführt hat“, so Sauer.
„Wir haben keine Glaskugel, in die wir schauen können“, so Dr. Marius Hahn. Aber er hatte eine klare Forderung: „Wir brauchen bundesweit einheitliche Strategien!“ Im benachbarten Diez, Rheinland-Pfalz, dürfen Geschäfte wieder öffnen, während in Hessen nur Click+Meet möglich ist. Und Reinhard Vohl stimmte ihm zu: „Warum gibt es Bund-Länder-Treffen, wenn am Ende jedes Bundesland sowieso macht, was es will?“
Fehlende Hilfen
Auch Sauer stimmte dieser Kritik zu, die nicht nur den Einzelhandel betrifft, sondern in vielen Bereichen immer wieder angesprochen wird. Zudem kommen die Hilfen zu spät oder gar nicht an, wo sie gebraucht werden. Und wenn es Hilfen gibt, ist es oftmals zu wenig. Die Beantragungen sind zu bürokratisch. Und die aktuellen Öffnungsschritte sind in seinen Augen auch nicht zielführend. Leider kann der Landkreis selbst nicht mit finanziellen Mitteln helfen. Bei ihm klingeln auch die Telefone und dann unterstützen sie auch schon in der Beratung. Aber die Anträge müssen am Ende die Unternehmen stellen. Sie als Landkreis versuchen mit der Vergabe von Aufträgen die regionalen Unternehmen zu unterstützen. Er sieht es als ein sehr großes Problem auf lange Sicht, dass sich die ganze Pandemie noch auf die kommunalen Haushalte negativ auswirken wird.
Vohl stimmt ihm dabei zu. Bei den Hilfen werden nur die Fixkosten betrachtet, was weit an der Realität vorbeigeht. Viele Unternehmen verzichten auf die eigenen Löhne, um den Mitarbeitern zu helfen und die Fixkosten zu zahlen. „Die Stimmung kippt immer mehr und die Gesellschaft polarisiert sich immer mehr“, so Vohl.
Testen und Shoppen
Darauf angesprochen, dass Flächen für die Außengastronomie vergrößert werden könnten, musste Marius Hahn Einschränkungen machen. Auf dem Neumarkt sei dies ohne weitere Probleme möglich. Aber in der Altstadt gibt es Grenzen, denn die Rettungswege müssen frei bleiben. Er sieht eventuell eine Möglichkeit, wenn die Gastronomie wieder öffnen darf, dass diese mit Mikroevents entzerrt wird.
Aber alle Gesprächspartner waren sich einig, dass über Corona-Tests ein Zugang zum Einzelhandel und zur Gastronomie wieder möglich wäre. Mit einem oder mehreren Testzentrums in der Stadt wie im Rathaus könnten sich die Menschen erst testen lassen und dann shoppen gehen. Vohl entgegnete darauf, dass dies derzeit nichts bringen dürfte, da Einzelhandel und Gastronomie noch nicht öffnen darf.
Peter Rompf, SPD Limburg, stellte in den Raum, dass mit mehr Testkapazitäten eventuell auch größere Öffnungen möglich wären. Der Bürgermeister sieht die Testungen jedoch nur in einem Zusammenspiel mit dem Kreis und den Kommunen, da er nicht einsieht, allen Limburger Besuchern einen kostenfreien Test anzubieten und als Stadt alleine auf den Kosten sitzenzubleiben. Daher kam es auch zu den Anregung, beim Land Hessen den Landkreis als eine Art Modellregion zu installieren. Am Ende waren sich alle einig, dass bereits alles für ein Testzentrum vorbereitet werden soll und nicht darauf gewartet werden soll, bis man dürfe.
Verfolgungsapp
Letzte Woche wurde viel über die Luca-App gesprochen, die per Knopfdruck eine einfache Verfolgung möglich mache und somit auch das Thema Nachverfolgung nochmal vereinfache. Laut Jörg Sauer findet dazu auf Bundesebene eine Sitzung dazu statt. Leider gab es schon erste Kritik, denn neben der Luca-App gebe es auch weitere App-Erfindungen und es wurde kritisiert, dass es nicht sein kann, dass nur eine App promotet wird. Vohl würde sich freuen, wenn eine gute Nachverfolgung per Knopfdruck möglich wird. „Aber wenn man jetzt wieder lange braucht, bis das System steht, ist es wieder zu spät.“
Die Stadt käme bereits jetzt ihren Pächtern entgegen und erlasse einen Teil der Pacht, so Marius Hahn. Dies erwarte er jetzt aber auch von den Hauseigentümern, dass sie ihren Mietern entgegenkommen. Denn nur gemeinsam lässt sich die Pandemie überstehen. Vohl bedankt sich beim Bürgermeister für die gute Zusammenarbeit und Unterstützung. Auch beim Thema Digitalisierung hilft die Stadt, was gerade für kleine Händler eine Hilfe ist. Dies sind dabei nicht immer die Onlineshops. Es bringe nichts, das Geld in einen digitalen Marktplatz zu stecken, denn mit den großen Onlineplattformen könne Limburg nicht mithalten. „Aber wir sollten zumindest auf Google sichtbar sein“, so Vohl.
Horst O. Hoppe, Vorsitzender vom City-Ring, bekräftigte zudem, dass Einzelhandel und Gastronomie nur gemeinsam funktionieren. Click + Meet sei ein Anfang, aber die Menschen kommen nach Limburg, um zu stöbern, eventuell einen Kaffee zu trinken und einen schönen Tag zu verbringen. Und die derzeitigen Möglichkeiten dienen nicht dazu, große Umsätze zu machen.
Dennoch verständigten sich alle Beteiligten am Ende darauf, zusammen mit dem Landkreis die Möglichkeiten des Testzentrums anzugehen und beim Land Hessen weitere Öffnungsschritte zu beantragen, die ein solches Testzentrum ermöglichen könnten.