Wir sind mehr: „Es ist wie ein Friedensfest“
Am Tag vor der Europawahl stellte sich ein breites Bündnis mit Kunst und Kultur gegen Rassismus und Ausgrenzung auf den Europaplatz in Limburg. Bei herrlichem Wetter feierten alle eine große Party und zeigten, wie bunt die Gesellschaft ist.
Die Gründe, warum die Menschen am Samstag auf dem Europaplatz waren, waren sehr vielfältig. Die Menschen wollen weiterhin in einem freien, bunten und toleranten Land leben. Die Demokratie soll gestärkt werden. Es wurde der Wunsch geäußert, dass die Rechten nicht mehr werden. Ebenso war zu lesen, dass wir das Lieben nicht verlernen. Sie möchten zeigen, dass Europa die Zukunft ist und wir alle gemeinsam auf einer Welt leben. Und immer wieder war zu lesen, dass die Verfasser der Nachrichten für Frieden, Demokratie und Toleranz sind. Auch wünschten sich die Teilnehmer, dass sichtbar wird, wie viel Gleichgesinnte es in Limburg und Umgebung gibt und da Bewusstsein für Europa steigt.
Musik und Tanz für die Demokratie
Lange Reden sollte es an dem Tag nicht geben, denn die Musik und das Miteinander standen im Vordergrund. „Vier Zimmer, Küche, Bad“ drückte es dann auch direkt mit dem ersten Sing passend aus mit „Kein Mensch ist illegal“. Dies war die passende Einstimmung für den gesamten Tag. Doch bevor die Musik spielte, stellten sich die Menschen alle in große Buchstaben und bildeten so ein lebendiges „WSM – Wir sind mehr“. Und dieses Miteinander, die Fröhlichkeit und das Ungezwungene bestimmten die gesamte Veranstaltung.
Eine Hauptorganisatorin war Jutta Lippe, welche die Idee zu diesem Event hatte. Sie hatte eine große Sache mit ihren Mitstreitern auf die Beine gestellt und wirkte dennoch absolut locker. Ihr war die Freude richtig anzusehen und zwischendurch platzte es aus ihr heraus: „Es ist wie ein Friedensfest.“ Bereits 11 Uhr war der Europaplatz gut gefüllt. Den ganzen Tag gab es ein reges Kommen und Gehen. Nach „4 Zimmer, Küche Bad“ unterhielten auch „Lost`N`Found“, „Morje is Freidaach“, „Hanne Kah“, „David Fachinger“ sowie „Keep Digging“ die Besucher. Viele Aktionen wie die „EIS“-Aktion von Demokratie leben oder Spielen für Toleranz bildeten einen Raum für Begegnungen.
Zeichen gegen Rassismus und Ausgrenzung
Auch wenn große Reden den Tag nicht bestimmen sollten, gab es zu Beginn zwei Reden. Jutta Lippe eröffnete den Tag auf dem Europaplatz. „Ich stehe hier als überzeugte Europäerin“ und der Jubel brach los. Mit „Wir sind mehr“ soll den Menschen eine Möglichkeit gegeben werden, sich zu positionieren und ihrer Meinung eine Stimme zu geben. Dabei sei kein Platz für Fremdenfeindlichkeit und rechte Gewalt. Dafür wurde ein Aktionsbündnis verschiedener Menschen und Gruppierungen gebildet, um klar zu zeigen, wir sind mehr. Jutta Lippe wünscht sich eine Welt, in welcher Kunst und Kultur bestehen bleiben, in der alle Menschen sicher und offen leben können.
Der rechte Schrecken ist nicht weit weg, sondern auch in Limburg präsent mit Hakenkreuzschmierereien, rechten Plakaten, antisemitischen Übergriffen sowie in den Alltag eindringender Nazijargon. „Menschenfeindlichkeit ist deutlich zu spüren und der Schrecken der Geschichte verflüchtigt sich“, so Lippe. Dabei sie dies nicht nur ein Problem in Deutschland, sondern in ganz Europa werden rechte Bündnisse geschlossen. Inzwischen sind rechtspopulistische Parteien Teil des politischen Geschehens geworden. „Bereits jetzt wurde dadurch ein Schaden an der Demokratie angerichtet, aber ich bin überzeugt, wir sind mehr“, so Lippe. Aber es sei jetzt auch an der Zeit, dass jeder als Demokrat klar dafür einsteht, was er will: „Wir wollen keinen weiteren Rechtsruck, keine Ausgrenzung und keine geschlossenen Häfen für Flüchtlingsorganisationen.“
Schätzen lernen, was wir haben
Schirmherr Marius Hahn (SPD) dankte allen für diese wunderbare Idee. „Es gibt nichts besseres, als sich hinzustellen und zu sagen, wir sind mehr“, so Hahn. Leider begegne ihm oft, dass die Menschen nicht mehr das zu schätzen wissen, was sie haben. Doch wir müssten wieder lernen, das zu schätzen. Wohlstand, Freiheit, Frieden sind uns nicht ohne gegeben und die Geschichte hat oft gezeigt, wie schnell sowas vorbei sein kann. Er ist stolz darauf, dass Limburg eine tolerante und weltoffene Stadt sei und so soll es auch bleiben. Und am Ende appellierte er an die Anwesenden: „Gehen sie wählen und wählen sie nicht die Leute, die Europa und seine Länder verkaufen wollen.“
Da das Grundgesetz die Tage seinen 70.Geburtstag feierte, wurde zwischen den Musikbeiträgen einzelne Artikel aus dem Grundgesetz in verschiedenen Sprachen vorgelesen. Und so wurde nochmal darauf hingewiesen, dass die Würde des Menschen unantastbar ist, Mann und Frau gleichberechtigt sind, es Presse- und Meinungsfreiheit herrschen. Viele Menschen zeigten am Samstag, dass ihnen Demokratie, Freiheit und das Miteinander wichtig sind.
Nachfolgend einige Impressionen von der Veranstaltung: