WIR SIND MEHR für Demokratie, Frieden und Toleranz

Am 25. Mai 2019 ab 11 Uhr findet auf dem Europaplatz in Limburg eine Veranstaltung für Demokratie, Frieden und Toleranz statt. Eingeladen sind alle Bürger*innen, die ein Zeichen gegen rechts setzen möchten. Mit WIR SIND MEHR möchten die Organisatoren sich gegen den Rechtsruck in Europa positionieren.

Europa driftet nach rechts. Nicht nur in Deutschland gibt es rechtspopulistische Tendenzen. Auch in anderen Ländern erstarken nationalistische Stimmen, die gegen Europa und die menschliche Vielfalt sind. Ein Aha-Erlebnis für Jutta Lippe waren im letzten Jahr die Ereignisse in Chemnitz und den dort stattfindenden „Trauermarsch“. Für sie war es wichtig, nicht nur an Orten aufzustehen, wo sich das rechte Gesicht deutlich zeigt, sondern überall in Deutschland Fahne zu zeigen für Demokratie, Frieden und Toleranz. Damit war die Idee geboren und fand sehr schnell viele Anhänger.

Die Organisatoren sagen ganz klar: „Millionen Menschen flüchten heute vor Krieg, Verfolgung, Gewalt und Hunger. Diesen Menschen gebührt unsere Solidarität. Die Abschottung Europas unter Hinnahme von tausenden Todesopfern im Mittelmeer ist menschen verachtend. Wir setzen uns ein für eine Politik des Friedens, der Abrüstung und der Solidarität – so können Nationalismus, Ausgrenzung, Antisemitismus und alle andere Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit überwunden werden. Wir wollen hier vor Ort, aber auch weltweit, in einem friedlichen und respektvollen Miteinander leben. In einem großen Bündnis machen wir gemeinsam deutlich: Bei uns ist kein Platz für fremdenfeindliches und chauvinistisches Gedankengut. Menschenrechte sind nicht verhandelbar!“

Ein Tag vor der Europawahl

Der anfängliche Gedanke, am 9.November die Veranstaltung durchzuführen, erwies sich schnell als nicht machbar. Als Beginn der Novemberprogrome 1938 wäre er sehr passend gewesen, eine Stimme zu erheben. Da es aber auch ein Zeichen dafür sein soll, dass Europa nicht nach rechts rutschen darf, findet die Veranstaltung nun am 25. Mai, einen Tag vor der Europawahl statt. „Es ist ganz wichtig, dass viele Menschen kommen und sich gegen den Rechtsruck wenden“, so Lippe. Es ist zudem eine lokale Möglichkeit, gegen rechts zu demonstrieren. Jutta Lippe freut es sehr, dass sich ganz schnell viele Menschen zur Unterstützung fanden und es ein breites Bündnis gibt. Das ganze ist eine überparteiliche Veranstaltung, an der sich der Weltladen, der DGB Limburg-Weilburg, das Bündnis Courage, die christlich-jüdische Gesellschaft, die Kreismusikschule sowie viele Privatpersonen beteiligen. Die Schirmherrschaft hat Bürgermeister Marius Hahn übernommen.

Kultur im Mittelpunkt

Auch wenn es sich um eine politische Kundgebung handelt, stehen nicht die Reden und die Demo im Mittelpunkt, sondern sind nur Beiwerk zu einem kulturellen Tag. Es soll entspannt zugehen und Spaßmachen. Kunst und Kultur stehen dabei als Statements gegen Rassismus und Ausgrenzung, für Menschenrechte, Vielfalt und Solidarität im Landkreis Limburg-Weilburg. Lange wurde um das richtige Motto gerungen. Aber durch die vielen Beteiligten war schnell klar, „WIR SIND MEHR“. Dieser Name ist mit der Hoffnung verbunden, dass es auch so bleibt und dass immer mehr Menschen da sind, die sich gegen rechte Tendenzen stellen.
Der 25.Mai fällt noch mit einem anderen wichtigen Ereignis zusammen. Am 23. Mai 1949 wurde das Grundgesetz verabschiedet. Und so werden auch immer wieder Zwischendurch Passagen aus dem Grundgesetz vorgelesen werden. Es sei eine gesunde Mischung aus Kunst und Kultur gegen Rassismus für Frieden und Toleranz gelungen, so Mitorganisator Sebastian Wendt. Viele Bands beteiligen sich, welche umsonst spielen. So sind über den Tag „Lost`n found“, „Moje is Freidaach“, „David Fachinger“ sowie „Hanne Kah“ zu hören. Auch die Grafiker für die Plakate haben das Bündnis umsonst unterstützt.

Rassismus nimmt zu

„Es ist phänomenal, wie viele sich als Unterstützer zur Verfügung gestellt haben“, so Jutta Lippe. „Wir setzen einen klaren Akzent gegen Rassismus und zunehmenden Antisemitismus“, so Sebastian Wendt. Es sei wichtig, ein klares Zeichen zu setzen, denn der Rassismus nimmt wieder zu. Es gibt Hakenkreuz-Schmierereien und die nationalsozialistische Sprache wird wieder salonfähig. Die Organisatoren wollen dagegen halten und bei blöden Sprüchen auch immer wieder einschreiten, denn „steter Tropfen höhlt den Stein.“ Und wenn einzelne Menschen nicht überzeugt werden können, dann sollen andere doch dazu ermuntert werden, Zivilcourage zu zeigen. „Wir sind eine Demokratie und dürfen keinen Fußbreit den Nazis überlassen“, so die Meinung der Organisatoren.

Und die Demokratie ist ihnen innerhalb der Organisation auch wichtig. So waren alle Prozesse transparent und es wurde über alle Entscheidungen demokratisch abgestimmt. „Ich hätte am Anfang nie gedacht, dass am Ende sowas herauskommt“, so Gretel Hölzer. Ein großer Dank der Organisatoren geht auch an die Stadt Limburg, welche das Bündnis von Anfang an unterstützt hat.

Buntes Programm

Ab 11 Uhr gibt es ein buntes Programm auf dem Europaplatz und die Organisatoren hoffen, dass die Menschen vor Neugierde stehen bleiben. Auf einem Sofa kann sich jeder mit passenden Slogans fotografieren lassen. Auch andere Mitmachaktionen laden die Bürger*innen dazu ein, Gesicht zu zeigen. Das Grundgesetz wird in mehreren Etappen und Sprachen vorgelesen. Es wird Texte zum Thema Rassismus geben, Gedichte und auch Anregungen der Organisatoren von Fridays For Future.
Das Organisationsteam würde sich freuen, wenn sich noch Helfer für den Tag selbst finden, die beim Auf- und Abbau helfen. „Ich freue mich auf den Tag“ so Jutta Lippe.

Mehr erfahrt ihr auch auf der Facebook-Seite.


Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

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