Wohnbebauung beim Rolli-Markt: „Wir wollen es nicht!“
Ein Investor aus Wiesbaden interessiert sich für das Gelände, wo der Rolli Möbelmarkt steht, um dort Wohnungen zu errichten. Während der Meinungsprozess in den Gremien noch läuft, sind sich die Anwohner bereits sicher, dass sie sich einen solchen Wohnkomplex nicht wünschen.
In der letzten Sitzung des Bauausschuss stellte der Investor Bernhard Freiherr v. der Recke, Geschäftsführer der DEAG Immobilien, eine mögliche Wohnbebauung auf dem Gelände vor, wo derzeit der Rolli Möbelmarkt steht. Dies war bereits die zweite Vorstellung, da die ersten Pläne nicht der Stellplatzsatzung genügten. Nun lud die SPD zu einer Ortsbegehung mit den Anwohnern ein, um ihre Meinung zu dem Vorhaben zu hören. Diese möchten von einem solchen Projekt nichts hören.
Noch nichts entschieden
Mehrmals wies Frank Zei, stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende und Vorsitzender vom Bauausschuss darauf hin, dass sich die SPD noch keine Meinung gebildet habe. Daher seien sie auch vor Ort. Sie können die Fragen aufnehmen, aber nicht alle beantworten. Vor allem wollten die Anwohner wissen, wie es jetzt weitergeht und ob es noch Chancen gibt, etwas an den Plänen zu ändern. Derzeit könne noch nicht gesagt werden, ob es zu einem Bauantrag kommt oder nicht. Die Vorstellung des Investors war ein Abtasten bei der Gemeinde, ob ein solches Projekt überhaupt möglich wäre.
Aktuell gebe es für das Gebiet keine verbindlichen Bebauungspläne. Dann käme Paragraf 34 in Kraft, wo die umliegende Bebauung in den Blick genommen wird. Da es in dem Wohngebiet Mehrfamilienhäuser gibt, könnte sich das Kreisbauamt daran orientieren und ein solches Projekt genehmigen. Die Gemeindevertretung könne jedoch eine Bauleitplanung beschließen und für dieses Gebiet einen Bebauungsplan erarbeiten. Dies könnte in der Gemeindevertretersitzung am 5. Juli beschlossen werden. Dann wäre für alle Projekte erstmal ein Stopp eingelegt, bis das Verfahren abgeschlossen ist.
Viele offene Fragen
Die Stimmung war sehr aufgeladen. Die Anwohner äußerten ihren Ärger, da sie bereits nach der letzten Sitzung des Bauausschuss Fragen an die Verwaltung und die Fraktionen formuliert hatten und es bisher keine Antworten gab. Frank Zei versprach, sich darum zu kümmern. Die Anwohner haben Angst, dass hier verdeckter, sozialer Wohnungsbau stattfinden soll. Bei den veranschlagten Mieten würde sich niemand finden und dann würde man auf die Kreisverwaltung zugehen und die Wohnungen anbieten. Und dann wäre ja klar, welches Klientel da einziehen würde. Bereits jetzt würde sich der Bereich zum sozialen Brennpunkt verwandeln. Mit der 24-Stunden-Tankstelle würden sich die Jugendlichen nach der Nachtschicht auf den Treppenstufen vom Rolli gemütlich machen. Vor allem bei schönem Wetter sei es dann am Wochenende in der Nacht immer sehr laut.
Neben der Angst, dass sich ein Brennpunkt entwickeln könnte, formulierten die Anwohner auch Fragen zu dem Bau selbst. Wie hoch soll dieser werden im Vergleich zum bestehenden Rolli-Gebäude? Wird es durch die Bebauung Einschränkungen bei den angesiedelten Gewerbetreibenden oder dem Zuchtverein haben? Wie werden Starkregenereignisse in Verbindung mit dem Bau beurteilt und was soll gegen eine zulaufende Tiefgarage unternommen werden? Welche Auswirkungen hat der Bau auf den Grundwasserspiegel, vor allem, wenn die Tiefgarage errichtet wird? Immer wieder wurde der Investor als Feind bezeichnet. Davor verwehrte sich Frank Zei, aber die Anwohner blieben bei ihrer Meinung.
Gewerbeverein spricht sich für Rolli aus
Die SPD- Mitglieder riet den anwesenden Anwohnern, bei den nächsten öffentlichen Sitzungen der Gremien vorbeizukommen und Präsenz zu zeigen. Dies würde Druck ausüben. Auch das Sammeln von Unterschriften und das gemeinsame Bekunden, dass man gegen dieses Projekt ist, würde helfen. Zusammen könnten die Anwohner mehr erreichen als die Fraktionen.
Der Gewerbe- und Verkehrsverein Elz hat ebenfalls Stellung zu dem Projekt genommen. Der Möbelmarkt sei ein wichtiger Partner im Gewerbeverein, welcher weit über den Ort hinaus bekannt ist und damit Besucher nach Elz lockt. Die Wohnbebauung sieht der Verein eher skeptisch. Die Wohnanlage und das Konzept seien „nicht unbedingt prädesdiniert für schönes Wohnen oder für Familien“. Zudem entstehen im Gemini-Plaza in Limburg sowie in der neuen Mitte, „Auf dem Woog“, hinter der Kreissparkasse und in Malmeneich Wohnraum. Der Gewerbeverein vermisse in der bisherigen Diskussion die Möglichkeit, den Rolli-Markt am Standort zu behalten.
In den letzten Jahren sei eine Aufwertung des Gebäudes durch eine attraktive Außengestaltung versäumt worden. „Eine entsprechende Aufwertung des Eingangbereiches, der Fassade, des Parkplatzes und der hinteren Fläche wären sicher eine Bereicherung für Elz und würde den Ortseingang deutlich attraktiver machen“, so in der Stellungnahme. Daher bittet der Vorstand des Gewerbevereins darum, die Option, den Markt am Standort zu behalten, mit in die Diskussion einzubeziehen. Dies wäre ein starkes Signal für den Bestand von Unternehmen in Elz.
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