Yannik Hafeneger (FDP) – Einsatz für die Bildungspolitik

Am 8. Oktober wird ein neuer Hessischer Landtag gewählt. Im Wahlkreis 22 kandidiert Yannik Hafeneger für die FDP.

Mit seinen 21 Jahren ist Yannik Hafeneger der jüngste Kandidat im Landkreis Limburg-Weilburg in der Landtagswahl. Er kandidiert für die FDP und er möchte sich mit dafür einsetzen, dass die jungen Menschen viel stärker von der Politik mitgedacht werden.

Mehr junge Menschen in die Politik

1. Stellen Sie sich mit drei Sätzen kurz vor!

Mein Name ist Yannik Hafeneger, ich bin 21 Jahre alt und der Landtagskandidat der FDP im Wahlkreis 22. Ich studiere Jura an der JLU Gießen und bin Kreisvorsitzender der Jungen Liberalen Limburg-Weilburg. Neben dem Studium und der Politik interessiere ich mich für diverse Sportarten und habe im letzten Jahr eine Sammelleidenschaft für Schallplatten entwickelt.

2. Warum braucht es junge Menschen in der Politik?

Ich bin der Überzeugung, dass Politik davon profitiert, wenn unsere Parlamente ein besseres Abbild unserer Gesellschaft sind. Dazu gehört eben auch, dass es mehr junge Menschen in der Politik braucht. Ich glaube, das beste Argument dafür, dass Menschen aus meiner Generation eine Rolle in der Politik einnehmen, ist unsere Erfahrung. Oft werden jungen Menschen in der Politik Steine in den Weg gelegt, mit der Begründung, sie hätten zu wenig Erfahrung. Dabei ist es doch so, dass wir schlichtweg andere Erfahrungen gemacht haben als ältere, etablierte Politiker.

Wir haben die Erfahrung, wie es ist, ein Heranwachsender während der Corona-Pandemie zu sein. Dabei haben wir die Erfahrung gemacht, wie es ist, ein Bildungssystem zu durchlaufen, welches vom digitalen Fortschritt der Gesellschaft abgehängt wurde. Wir machen tagtäglich die Erfahrung, dass die Belange junger Menschen von Politikern angegangen werden, die überhaupt kein richtiges Gespür dafür haben, was uns eigentlich so umtreibt. Natürlich ist auch jeder junge Mensch individuell und hat andere Erwartungen an die Politik, dennoch gibt es Gemeinsamkeiten, die daher rühren, dass uns das Aufwachsen im digitalen Zeitalter maßgeblich geprägt hat. Wenn die Erfahrungen junger Menschen einen stärkeren politischen Einfluss hätten, wäre das von Vorteil für uns alle.

Mehr Chancengerechtigkeit in der Bildung

3. Ihr Themenschwerpunkt ist die Bildungspolitik: Was sind hier die größten Baustellen?

Was mich beim Thema Bildung besonders umtreibt, ist Chancengerechtigkeit. Es ist für das Zusammenleben unserer Gesellschaft essenziell, dass wir den Menschen Aufstiegschancen ermöglichen, die auch wirklich alle ergreifen können. Bildung ist die Grundlage für einen erfolgreichen beruflichen Werdegang und schlichtweg der Schlüssel zu einem selbstbestimmten Leben. Wir müssen dafür sorgen, dass Schülerinnen und Schüler unabhängig von der Situation zu Hause Unterstützung beim Lernen erhalten. Dafür wollen wir als Freie Demokraten gezielt beim Ausbau von Nachmittagsangeboten ansetzen. So können wir auch für Kinder, die vielleicht nicht die nötige Unterstützung von zu Hause erhalten, ein kontrolliertes Umfeld zum Lernen, Fragen stellen und Potenziale ausschöpfen schaffen. Besonders Grundschulen bedürfen einer besseren Förderung, denn dort wird den Kindern das Rüstzeug mitgegeben, das sie für einen erfolgreichen Weg in der weiterführenden Schule benötigen.

Wo es auch seit langem hakt, ist eine zeitgemäße Anpassung der Kerncurricula. Die Gesellschaft ist stetig im Wandel. Genau so flexibel sollten auch die Inhalte sein, die wir Schülern vermitteln. Berufsorientierung muss auch an Gymnasien stärker in den Fokus rücken. Dazu haben die Jungen Liberalen spannende Punkte in ihrem Landtagswahlprogramm. Dazu gehört unter anderem die Erhöhung der Anzahl der Praktika, die Schüler absolvieren. Aber auch die MINT-Fächer müssen überarbeitet werden, um mehr Schülerinnen und Schüler zu einer Karriere in einem dieser Bereiche zu motivieren. Wir brauchen endlich eine Bildungspolitik, die auf Innovation und neue Konzepte setzt, anstatt nur ein veraltetes System mit finanziellen Mitteln zu füttern.

4. Unter Bildungspolitik fallen auch die Berufsschulen: Die Neustrukturierung der Berufsschulen sorgt für einige Bedenken in den verschiedenen Bereichen. Unternehmen haben Angst, dass sie zukünftig keine Auszubildenden mehr finden, wenn die Berufsschule nicht vor Ort ist. Wie wollen Sie denen die Ängste nehmen und für den eingeschlagenen Weg werben?

Das Projekt „zukunftsfähige Berufsschulen“ der Landesregierung sehe auch ich ehrlicherweise kritisch. Der hessische Kultusminister hat mit seiner Initiative zur Attraktivität der beruflichen Bildung einen richtigen Bärendienst erwiesen. Wir brauchen breite Angebote in ganz Hessen, damit die Hürde für junge Menschen so gering wie möglich ist, dem Bildungsweg nachzugehen, der sie auch wirklich interessiert. Die Fraktion der FDP hat im Landtag deutlich gemacht, dass sie die Konzentration von Auszubildenden an einzelnen Standorten entschieden ablehnt. Unser Weg, berufliche Bildung attraktiver zu machen, ist die bessere digitale Ausstattung von Berufsschulen, der Erhalt von Berufsschulstandorten in ganz Hessen und eine längst überfällige kostenlose Meisterausbildung. So wollen wir echte Anreize schaffen, um mehr Menschen für den Weg der beruflichen Bildung zu begeistern.

Digitalisierung voranbringen

5. Ein weiteres Thema in der Bildung ist die Digitalisierung an den Schulen. Nach einem Push während Corona geht es nun wieder langsamer voran und Schüler beklagen, dass Lehrer mit der Technik nicht umgehen können. Was braucht es, um die Digitalisierung an den Schulen voranzubringen?

Die Digitalisierung der Schule bietet viele spannende Konzepte, um bessere Bildung zu ermöglichen. Dafür bedarf es aber mehr Mut und innovativere Ideen als die der aktuellen Landesregierung.

Um die Digitalisierung an den Schulen voranzubringen, müssen alle Beteiligten mitgenommen werden. Es müssen flächendeckende Digitalfortbildungen für Lehrkräfte verpflichtend zur Verfügung gestellt werden, um eine sichere Anwendung von digitalen Systemen zu gewährleisten. Es gehört aber auch dazu, unnötige Vorschriften, wie die Rückgabepflicht des Dienstlaptops ab dem 3. Krankheitstag, abzuschaffen, um eine Selbstverständlichkeit im Umgang mit digitalen Systemen zu gewährleisten.

Neben der besseren Ausbildung der Lehrkräfte brauchen wir auch ein beschleunigtes Zulassungsverfahren für digitale Lernmittel im Vergleich zu herkömmlichen, damit die Vorzüge von diesen auch endlich flächendeckend genutzt werden können. Ein weiterer Aspekt, der meiner Meinung nach die Qualität der Bildung durch den Einsatz von digitalen Mitteln erheblich verbessern kann, ist die Bereitstellung von zentral erstellten Erklärungen und Aufgaben für die Inhalte des Lehrplans über das Schulportal. So ist es Schülern einfacher möglich, Inhalte selbstständig zu erarbeiten und nachzuarbeiten.

Politik mit Besonnenheit und Zuversicht

6. Die Zustimmung der AfD steigt, es gelingt, Nichtwähler zu erreichen, die aus Protest dann dem rechten Rand ihre Stimmt geben. Wie möchten Sie die Menschen motivieren, demokratische Parteien zu wählen?

Die AfD kann nicht mit Inhalten überzeugen, denn sie hat weitestgehend keine. Sie hat im Gegensatz zu den demokratischen Parteien keinen Grundwertekanon, an dem sie sich entlanghangelt. Die AfD gibt die kürzesten Antworten zu den komplexesten Themen und zu vielen wichtigen Themen wie Bildung überhaupt gar keine. Das Rezept der AfD ist im Grunde genommen ziemlich simpel. Man prangert immer wieder plakativ und populistisch vermeintliches, eklatantes Fehlverhalten der Politik an und führt das dann entweder auf Böswilligkeit der Politiker oder auf vollkommene Inkompetenz zurück.

Ich glaube, der größte Fehler, den wir als demokratische Parteien machen können und den wir leider auch immer öfter machen, ist, dass wir das Spiel der AfD mitspielen. Auch unsere Antworten werden nach außen hin immer kürzer, weil wir das Gefühl haben, sonst nicht wahrgenommen zu werden. Auch wir als demokratische Parteien hauen immer öfter unverhältnismäßig aufeinander ein, defamieren politisch Andersdenkende, weil wir glauben, der Entertainmentfaktor sei das Entscheidende, um Wählerstimmen zu gewinnen.

Nur können wir das Spiel der AfD eben nicht so gut spielen wie sie. Wir wollen als Demokraten im Gegensatz zur AfD die Grenzen des Anstandes nicht überschreiten. Deshalb bin ich fest davon überzeugt, dass wir uns wieder mehr abheben müssen. Wir müssen uns in der Sache streiten können, ohne danach eine Pressemitteilung zu verfassen, die stark verkürzt und unsachlich die eigene Position als die einzig richtige und die Position der anderen als hirnrissig oder sogar gefährlich darstellt.

Angst und Wut treiben die Menschen in die Arme der AfD. Um die Menschen zu motivieren, wieder Parteien zu wählen, die nicht nur technisch gesehen auf dem Boden unserer Verfassung stehen, sondern die Werte auch in sich tragen, müssen wir als Politik Besonnenheit und Zuversicht ausstrahlen. Wir müssen die Sorgen der Menschen ernst nehmen und ihnen pragmatische Lösungen aufzeigen, wie wir die Probleme unserer Zeit angehen wollen. Das fängt auf kommunaler Ebene an und erstreckt sich über Bundes- bis hin zu EU-Politik. Wir müssen Wahlergebnisse längerfristig denken und nicht dem kurzzeitigen Umfragehoch hinterherjagen. die Rückkehr zu zivilisierterem Diskurs wird nicht von heute auf morgen geschehen, aber langfristig wird es sich auszahlen, die AfD und ihre vergiftete Debattenkultur rechts liegen zu lassen.

7. Die niedrigste Wahlbeteiligung findet sich mit bei den Erstwählern sowie jungen Wählern. Wie möchten Sie diese erreichen, damit auch diese wählen gehen?

Die Jugend ist so politisch wie schon lange nicht mehr. Die Politik muss diesen Funken nutzen und auch die Themen junger Menschen aufgreifen. Wir erleben oft, dass an Schüler, Studenten und Azubis als letztes gedacht wird, wenn neue Gesetzesvorhaben entstehen. Junge Menschen haben leider keine Lobby. Ein Schritt, um die Wahlbeteiligung bei Jung- und Erstwählern zu erhöhen, wäre es, die Repräsentation dieser Generation in der Politik voranzutreiben. Ich glaube, vor allem in kommunalen Parlamenten fehlt es an jungen Kräften, die vor Ort mitbestimmen und ihr unmittelbares Umfeld mitgestalten können.

Genau so brauchen wir aber auch mehr junge Menschen in der Landes- und Bundespolitik. Umso dankbarer bin ich, dass mir meine Partei die Chance gegeben hat, in diesem Wahlkampf auch mal die Perspektive eines Jüngeren, politisch Interessierten einer etwas breiteren Öffentlichkeit in unserer Region näherzubringen. Ich habe schon viel positives Feedback von Altersgenossen auf Podiumsdiskussionen erhalten und hoffe, dass durch Kandidaturen wie meine sich auch noch mehr junge Menschen politisch engagieren, um die Wahlbeteiligung zu verbessern.

Welche Kandidaten für den nächsten Landtag kandidieren und wie die Wahl abläuft, findet ihr in diesem Übersichtsbeitrag.

Mehr über Yannik Hafeneger erfahrt ihr auch im Kandidatencheck vom HR (Name eingeben und ihr gelangt zum Kandidaten).

Im Interview mit der NNP-WT zeigt Yannik Hafeneger, wo es in der Digitalisierung und Bildungspolitik vorangehen muss, hat er doch selbst die Corona-Pandemie hautnah aus dieser Perspektive miterlebt.

Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

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