Zu schnelles Fahren in Ahlbach
Auf meiner Sommertour durfte ich Familie Reinert in Ahlbach besuchen. Neben den ganzen Einblicken, die ich erhielt, stört sie eines ganz besonders – der Verkehr in Ahlbach.
Karl Reinert und seine Frau wohnen an der Dehrner Straße direkt am Ortseingang. Vor ihrer Wohnung zieht sich die Straße als lange Gerade hin. Bei Reinerts und ihren Nachbarn hat die Straße nur einen Namen: „Rennstrecke Ahlbach“. Schon mehrmals hätten sie sich beim Ordnungsamt beschwert, doch es würde sich nichts tun. Zwar gibt es am Ortseingang eine Verkehrsinsel, da die Straßenführung jedoch kaum beeinträchtigt wird, führt dies zu keinem Abbremsen der Autofahrer. Bereits nach der Kurve in der Ortsmitte würden die Autofahrer Gas geben und dann mit bis zu 100 km/h aus dem Ort hinausfahren, so der Ahlbacher.
Noch nichts passiert
Noch sei nichts passiert, so Reinert, aber da stecke auch sehr viel Glück mit dabei. Die Tage sei ein Auto auf dem Dach im Erdbeerfeld gelandet. Laut Reinert kann dies nur geschehen, wenn es einiges an Tempo drauf hatte. Er selbst sei an der Verkehrsinsel schon mehrmals auf der linken Spur überholt worden, obwohl er seinen Blinker gesetzt hatte, um links auf seinen Parkplatz zu fahren. Auch muss er regelmäßig zurückspringen, um nicht angefahren zu werden. Inzwischen sei er sehr gut darauf geschult zu hören, wenn ein Auto Gas gibt. In der gesamten Ortsdurchfahrt gibt es keine Querungshilfen, auch wenn sich der Ortsbeirat bei der Neugestaltung der Straße einen Zebrastreifen gewünscht hatte. Die Anwohner bekämen immer die Auskunft, dass Ahlbach kein Unfallschwerpunkt sei. Doch dies genügt Reinert nicht mehr. Viele würden an der Verkehrsinsel die Straße überqueren, aber dies sei nicht immer einfach.
Zahl der Temposünder unter acht Prozent
Der Stadt ist bekannt, dass sich nicht alle Autofahrer an die vorgegebene Geschwindigkeit halten. Das sei in der 30er-Zonen der Fall, in normalen Ortsdurchfahrten und auch außerorts, so Pressesprecher Johannes Laubach auf Nachfrage. „Allerdings zeigt das Ergebnis unserer aktuellen Geschwindigkeitsüberwachung auch, dass die Zahl der Temposünder unter acht Prozent liegt. Und nicht alle, die zu schnell unterwegs sind, sind gleich Raser.“ Dennoch weiß die Stadt um das generelle Problem des zu schnellen Fahrens. „In dem subjektiven Empfinden von Anwohnern ist es allerdings auch oft so, dass ausgerechnet in ihrer Straße besonders schnell gefahren wird“, so Laubach weiter.
Auf jeden Fall hat sich die Stadt ganz erheblich dafür eingesetzt und stark gemacht, dass nach dem Ausbau der Ortsdurchfahrt die 30er-Zone erhalten bleibt. Das ist auch Ausdruck dafür, wie wichtig ihr der Schutz der Anlieger und Anwohner auch in Ahlbach ist, führt der Pressesprecher weiter aus.
Im Schnitt 3493 Autos am Tag
Nach der Frage, was frühere Messungen ergaben, teilte die Stadt nachfolgende Zahlen mit. In der Zeit zwischen dem 20. Februar und dem 19. März 2018 wurden über einen Zeitraum von 28 Tagen der Verkehr auf der Dehrner Straße in Höhe des Hauses Nummer 6 erfasst. 97.811 Kraftfahrzeuge wurden dabei registriert, das sind 3493 pro Tag, wobei die Verteilung zwischen den Wochentagen unterschiedlich sein dürfte. Im Rahmen einer Erhebung im vergangenen Jahr wurde auch festgestellt, dass in der 30er-Zone durchschnittlich eine Geschwindigkeit von 47 km/h pro Stunde gefahren wurde. Aufgrund dieses Ergebnisses werden ab September regelmäßige Kontrollen vorgenommen. Bis Anfang März dieses Jahres waren es zehn Kontrollen.
Bei der letzten Messung im März wurden in der Zeit zwischen 7 und 9.30 Uhr drei Überschreitungen festgestellt, insgesamt wurden bei den zehn Messungen zwischen September 2019 und Anfang März 2020 64 Verwarnungen ausgesprochen.
„Das Ordnungsamt der Stadt führt seit Anfang Juli verstärkt Geschwindigkeitskontrollen im gesamten Stadtgebiet durch. Dadurch wollen wir zahlreichen Beschwerden von den Bürgern Rechnung tragen, die sich durch zu schnell fahrende Fahrzeuge belästigt oder sogar gefährdet fühlen. In die Überwachung wird auch der Bereich der Ortsdurchfahrt in Ahlbach mit einbezogen worden, in dem eine Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h gilt“, so Laubach abschließend.
Klaus Reinert würde sich wünschen, wenn es nicht nur Messungen mit dem mobilen Blitzer gibt, sondern wenn am Ortseingang ein fester Blitzer installiert werden würde. In anderen Kommunen sei dies doch auch möglich. Und dies würde die Autofahrer dauerhaft davon abhalten, aufs Gas zu treten.