Zukunft für Senioren im ländlichen Raum gestalten

Die Senioren stellen einen immer größeren Anteil an der Bevölkerung. Und sie bringen besondere Herausforderungen und Anforderungen an ihr Leben mit. Die Senioren-Union hat sich nun mit den Belangen der älteren Bevölkerung im ländlichen Raum befasst und ein 55-seitiges Papier erstellt, wie die Zukunft gestaltet werden kann. 

Über 20 Prozent der Bevölkerung sind Menschen über 65 Jahre. Doch nicht immer werden sie bei allen Entscheidungen und Prozessen umfangreichen mitgedacht. Daher hat sich die Senioren-Union Limburg-Weilburg im Januar 2021 auf den Weg gemacht, ihre Themen zu Papier zu bringen. Dieses Papier unter dem Titel „Wir kümmern uns“ soll den Gremien von der Kommunalebene bis zur Kreisebene und auch gerne darüber hinaus als Anregung, Impulsgeber und Grundlage für zukünftige Anfragen oder Anträge dienen.

Sieben Arbeitsgruppen – sieben Themen

Der Vorsitzende der Senioren-Union Joachim Veyhelmann stellte das Ergebnis zusammen mit seiner Stellvertreterin Inge Drossard-Ginter und der Schriftführerin Traudlinde Tumala der Öffentlichkeit vor. Dabei möchten sie das Papier nicht in Stein gemeißelt sehen, sondern es soll weiter wachsen, sich verändern und den aktuellen Begebenheiten angepasst werden. Es unterliegt einer stetigen Weiterentwicklung und der Plan sieht vor, eine aktualisierte Ausgabe zum Jahreswechsel zu veröffentlichen.

Über 50 Personen aus der Senioren-Union, der zweitgrößten Vereinigung innerhalb der CDU, haben sich an der Erarbeitung beteiligt und ihre Expertise eingebracht. In sieben Arbeitsgruppen haben sich die Senioren mit sieben Themen auseinandergesetzt, die sie beschäftigen. Dabei machte Veyhelmann immer wieder darauf aufmerksam, dass kein Thema für sich alleine steht, sondern sie sich alle miteinander beeinflussen. Die sieben Bereiche sind:

  • Bildung und Betreuung
  • Digitalisierung und Mobilität
  • Dorfzentren und Gesundheit
  • Engagement und Ehrenamt
  • Klimaschutz und Energie
  • Kommunale Selbstverwaltung
  • Landwirtschaft und Handwerk

Neben den sieben Themenbereichen beinhaltet das Papier einen zweiten Teil, in dem es Tipps für Senioren gibt zum Beispiel wie sich Energie sparen lässt. Zudem enthält es eine umfangreiche Linksammlung zu Seiten, die Senioren interessieren könnten. Und auch, wenn das Papier für alle Senioren ist, ist es Veyhelmann wichtig, aufzuzeigen, dass dies schon ein politisches Papier ist. Die Senioren spielen bei Wahlen eine große Rolle. „Wir möchten zeigen, wer sich Gedanken um die Senioren und ihre Zukunft macht“, so Veyhelmann.

Vielfältige Seniorenarbeit

Für Inge Drossard-Ginter ist noch ein zweiter Aspekt wichtig. Sie möchte dagegen ankämpfen, dass Älter werden immer mit Verlust von Fähigkeiten und Defiziten verbunden wird. Senioren bringen ebenfalls ganz viel Expertise mit und können sich einbringen. Dafür möchte sie werben. Im letzten Kreistag sei eine Satzung für verschiedene Beiräte beschlossen worden, u.a. auch für einen Seniorenbeirat. Der Landkreis hat nun dazu aufgerufen, dass sich Menschen melden können, die mitwirken möchten. Seniorenarbeit gibt es in vielfätiger Form und Seniorenbeiräte seien eine Möglichkeit. Die drei Vertreter von den Senioren-Union werben dafür, dass sich die Senioren in ihren Kommunen oder sogar auf Kreisebene in der Seniorenarbeit einbringen.

Nach der Frage nach der größten Baustelle kommt das Thema immer wieder auf die Mobilität zurück. An diesem Themen hängen weitere Bereiche wie die ärztliche Versorgung oder die Eigenversorgung. Veyhelmann geht daher nicht davon aus, dass es im ländlichen Raum nach aktueller Situation ohne Auto gehen wird. Er glaubt auch nicht, dass es in den nächsten Jahren ohne Auto gehen wird. Aber er sieht Chancen darin, die Nutzung des Autos zu verringern. Eine Chance sind Dorfläden oder mobile Dorfläden, welche die Senioren fußläufig erreichen können und dann nicht mit dem Auto in den nächsten Ort fahren müssen. Diese Idee befindet sich bereits im Beratungsgang und Prüfungsprozess der Kreis-Gremien.

Digitalisierung vorantreiben

Dazu gehört für ihn ebenfalls der Ausbau der Digitalisierung. Dies könne am Ende dazu führen, dass sie nicht zu ihren Ärzten fahren müssen, sondern diese auch per Telemedizin konsultieren können. Mit dem neuen Onlinezugangsgesetz haben die Senioren ebenfalls die Möglichkeit, ihre Angelegenheiten von zu Hause aus zu erledigen, wofür sie sonst zur Verwaltung fahren mussten. Um diese digitalen Möglichkeiten zu nutzen, müssen die Senioren in der Handhabung digitaler Endgeräte geschult werden. Alles Ansätze, die ineinandergreifen und das Leben der älteren Menschen verbessern können. „Wenn sich die Senioren gut versorgt fühlen, bleiben sie länger an ihrem Wohnort wohnen“, ist sich Veyhelmann sicher.

Mit dieser gedanklichen Grundlage gehen sie nun in die Öffentlichkeit und erhoffen sich, dass weitere Anregungen kommen. Und sie wünschen sich, dass die Gremien dies als Arbeitsgrundlage für ihre Anfragen und Anträge nehmen. Dieses Papier soll Anstöße und Impulse geben. Zudem gibt es in Hessen bisher kein solches Papier, so dass sich die Senioren-Union Limburg-Weilburg, die zweitgrößte Senioren-Union in Hessen auch Synergie-Effekte über den Landkreis hinaus erhofft. Sie möchten es ebenfalls in den Landesvorstand einbringen. Somit sei es nicht nur eine Initiative für die Senioren im Landkreis, sondern für die Senioren in ganz Hessen.

Schnittstellen zwischen allen Generationen

Dabei zeigt sich an verschiedenen Stellen im Papier sowie in der Vorstellung, dass die Senioren dabei nicht alleine gedacht werden. Sie möchten Schnittstellen zu allen Generationen schaffen. So muss zukünftig flächendeckend Ganztagsbetreuung an den Grundschulen angeboten werden. Es könnte eine Möglichkeit sein, Senioren in die Angebote am Nachmittag mit einzubeziehen. Sie könnten ihr Wissen in Heimatkunde oder Hauswirtschaft weitergeben, so Traulinde Tumala. Dafür müssten aber die rechtlichen Bedingungen geschaffen werden. Und wenn die Versorgung vor Ort für die Senioren stimmt, dann zieht diese auch junge Menschen an. Am langen Ende würde sich Veyhelmann wünschen, dass ein Papier für alle Generationen entsteht.

Mehr auf der Homepage der Senioren-Union

Foto: v.l. Inge Drossard-Ginter, Joachim Veyhelmann und Traudlinde Tumala stellen Anregungen für Senioren im ländlichen Raum vor

Heike Lachnit

Ich bin freie Lokaljournalistin in der Region um Limburg. Auf HL-Journal schreibe ich über die Themen, die nicht immer in der Zeitung Platz haben oder die mir am Herzen liegen.

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